• 09.10.2001 13:23

  • von Marcus Kollmann

BAR und McLaren stehen vor der Reifenfrage

Noch haben sich die beiden britischen Teams nicht pro oder kontra Bridgestone, ihren jetzigen Reifenpartner, entschieden

(Motorsport-Total.com) - Während die überwiegende Mehrheit der im kommenden Jahr zwölf Formel-1-Teams bereits schon seit längerem ihren Reifenpartner für die kommenden Rennsaisons kennt, haben die Teams British American Racing und McLaren diesbezüglich noch keine Entscheidung mitgeteilt.

Titel-Bild zur News: Reifen

BAR und McLaren müssen in punkto Reifenpartner bald eine Entscheidung treffen

Für die beiden britischen Teams, beheimatet in Brackley beziehungsweise Woking, stellt sich also die Reifenfrage. Sowohl BAR als auch McLaren rückten in den letzten Jahren mit Bridgestone-Pneus bereift in den Kampf um Punkte, Meisterschaften und Prestige aus.

Mal mehr, mal weniger erfolgreich, was allerdings nicht immer an der Performance der Reifen lag, sondern an einer Vielzahl mittelbarer und unmittelbarer Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg habender Faktoren.

So konnte das McLaren-Team seit 1998, wo die Partnerschaft mit den Japanern begann, eindrucksvolle 27 Siege, 32 Pole Positionen und 36 Schnellste Rennrunden herausfahren. Nicht zu vergessen die Weltmeisterschaftstitel (1999 Fahrerweltmeisterschaft mit Mika Häkkinen gewonnen, 1998 Fahrerweltmeisterschaft mit Mika Häkkinen und Konstrukteursweltmeisterschaft gewonnen). Darüber hinaus holte man noch viele Podest- und Punkteplätze.

Das BAR-Team konnte seit 1999, als man offiziell in der Königsklasse mit einem eigenen Boliden an den Start ging, bislang 10 Mal in den Punkten im Vorjahr landen (vier vierte Plätze, zwei fünfte Plätze, vier sechste Plätze). In diesem Jahr fuhr man bisher 6 Mal in die Punkteränge (zwei dritte Plätze, zwei vierte Plätze, ein fünfter Platz, ein sechster Platz). In der Debütsaison war die Zuverlässigkeit zu schlecht, als dass man Punkte hätte holen können.

Für beide Teams stellt sich die Frage, ob man weiterhin mit Bridgestone zusammenarbeiten will, oder ob man mit Michelin eine neue Partnerschaft eingehen sollte, denn die Franzosen haben schon in ihrer Debütsaison bewiesen, dass sie ihrer Konkurrenz ein ebenbürtiger Gegner sind. Für einen Verbleib bei Bridgestone würde bei BAR und McLaren die lange, gute Zusammenarbeit sprechen, wohingegen ein Wechsel zu Michelin einige Vorteile versprechen könnte, andererseits aber auch Probleme einkalkuliert werden müssen.

Im Fall von McLaren war diese Saison oftmals zu hören, dass man teamintern nicht mehr so zufrieden mit der Zusammenarbeit war wie dies in den Vorjahren der Fall war. Allerdings kämpfte das Team aus Woking in diesem Jahr an allen Fronten mit Problemen und ist von den Bridgestone-Teams nach wie vor eines, welches in Sachen Reifenentwicklung mehr Einfluss hat als andere Teams, wenngleich sich jeder Reifenhersteller immer nach den Wünschen seines stärksten Teams ausrichtet; in diesem Fall ist dies derzeit Ferrari.

Bei einem Wechsel zu Michelin müssten das Team rund um Ron Dennis einkalkulieren, dass die Franzosen mit BMW-Williams bereits ein Top-Team haben und man sich diese Position erst "verdienen" oder erkämpfen müsste. Nicht zu vergessen auch, dass BMW-Williams mit den Michelin-Entwicklern bereits seit geraumer Zeit intensiv zusammenarbeitet und McLaren Probleme, in Bezug auf das Fahrverhalten seines Boliden auf den Pneus der Franzosen, zu Beginn der Saison 2002 einkalkulieren müsste. Man erinnere sich an den Wechsel Ferraris von Goodyear- auf Bridgestone-Reifen. Damals gab das Team von Ron Dennis in punkto Reifenentwicklung den Ton an und bekam das schwarze Gold wesentlich schneller auf Temperatur als die italienische Konkurrenz.

Bei der schon im ersten Jahr gezeigten Vorstellung Michelins, welche besonders auf Hochgeschwindigkeitskursen einen guten Eindruck hinterließen, sowie ein Leistungsmanko bei feuchter Strecke und kalten Temperaturen im Laufe des Jahres wett machten, könnten aber sowohl McLaren als auch BAR darauf spekulieren, dass sie trotz einzukalkulierender Risiken mit Michelin besser "bedient" sein könnten.

BAR-Teamchef Craig Pollock erklärte auf entsprechende Anfragen, ob man denn auch 2002 mit Bridgestone-Reifen ausrücken wird, dass diese Entscheidung wohl überlegt getroffen wird. Ron Dennis äußerte sich ähnlich. Beide wollten einen genauen Termin, wann diesbezüglich alles verkündet wird, jedoch nicht verraten.


Von einer Entscheidung der beiden Teams in Sachen Reifenpartner für die kommenden Saisons, denn sowohl Bridgestone als Michelin schließen immer langfristige Verträge ab, wird allgemein in den kommenden Wochen gerechnet.