• 25.03.2012 18:07

Perez: "Der Sieg war möglich"

Sauber-Fahrer Sergio Perez begeisterte in Malaysia mit einer starken Fahrt zu Platz zwei hinter Fernando Alonso und freut sich über den Höhenflug

(Motorsport-Total.com) - Bei tückischen Bedingungen hatten Sergio Perez und das Sauber-Team genau das richtige Händchen: Gemeinsam schaffte es das mexikanisch-schweizerische Gespann auf das Podest von Malaysia - und mehr noch, denn Perez kämpfte am Rennende sogar um den Sieg beim zweiten Saisonlauf der Formel 1. Ein kleiner Ausrutscher brachte schließlich die Entscheidung, doch Perez kann sich auch mit Rang zwei sehr gut arrangieren. Dabei hatte er den Sieg schon vor Augen...

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez freute sich diebisch über seinen Coup beim Malaysia-Rennen

Frage: "Sergio, das ist sicher ein Sonntag, den du für den Rest deines Lebens in Erinnerung behalten wirst. Eine klasse Leistung von dir und deinem Team. Was glaubst du? Hätte es auch der Sieg sein können?"
Sergio Perez: "Ich glaube schon. Ganz sicher. Ich meine, ich holte gegen Rennende auf Fernando auf. Ich wusste, dass ich ihn bald einholen musste, denn in den schnellen Abschnitten wiesen meine Vorderreifen schon große Verschleißerscheinungen auf, weil ich Fernando folgte. Es war also nicht einfach."

"Einmal rutschte ich in einer schnellen Kurve von der Linie, weil ich den Randstein berührt und auf die schmutzige Seite geraten war. Es war völlig nass dort und das war das Ende meines Traums vom Sieg - wahrscheinlich zumindest. Es war sehr schwierig, Fernando noch einzufangen, doch ich denke, der Sieg war möglich. Ich muss sagen: Das Team leistete unglaubliche Arbeit."

"Mein Tempo war fantastisch, ich war so schnell." Sergio Perez

"Sie funkten mich immer zur richtigen Zeit an. Vor allem der erste Boxenstopp war absolut richtig gesetzt. Leider kam Fernando zum Schluss eine Runde eher als wir an die Box. Die Strecke trocknete ab und er baute eine Lücke auf. Trotzdem fuhren wir wieder an ihn heran. Mein Tempo war fantastisch, ich war so schnell. Vielen Dank an das Team. Sie waren spitze und ich freue mich sehr für sie."

Frage: "Was geht dir jetzt durch den Kopf? 'Ich war so nahe dran, so nahe!' Ist es das?"
Perez: "In der Tat. Ich denke, der Sieg war wirklich möglich. Das Team leistete gute Arbeit darin, mich stets zum richtigen Zeitpunkt an die Box zu beordnern. Am Ende verloren wir eine Runde auf Fernando, als wir auf Trockenreifen wechselten. Da büßten wir sicher zwei Sekunden ein."

"Mein Boxenstopp lief dann auch nicht ganz so rund bei der Kupplung. Ich fing ihn aber trotzdem ein, Runde für Runde. Gegen Rennende hatte ich am Eingang einer Linkskurve etwas Untersteuern. Das war in der schnellen Ecke. Ich rutschte so weit hinaus, dass ich ins Nasse geriet und die Kontrolle über das Auto verlor."

Ein kleiner Fehler kostet Perez richtig viel...

"Ich fuhr geradeaus und verlor die Chance, noch um den Sieg zu kämpfen. Es war trotzdem eine großartige Leistung des Teams. Die Boxenstopps waren perfekt gesetzt. Die Bedingungen waren schwierig. Es war nicht einfach, das Auto auf der Strecke zu halten, doch unsere Jungs waren klasse. Sie blieben die ganze Zeit über konzentriert. Das perfekte Timing war hier absolut entscheidend."

"Am Ende des Stints war ich ihm wieder recht nahe." Sergio Perez

"Wir hatten auch ein klasse Tempo. Im zweiten Stint, als wir uns Intermediates holten, wechselten wir etwas spät. Fernando fuhr da schon mit warmen Reifen. Ich brauchte daher ein paar Runden, bis meine Pneus auf Temperatur waren. Dadurch fiel es mir schwer, auf Fernando aufzuholen. Am Ende des Stints war ich ihm aber wieder recht nahe."

"Er stoppte erneut und zog wieder weg. Er kam exakt in der richtigen Runde herein. Ich brauchte wieder ein paar Runden, um ihn einzuholen. Ich wusste: Ich würde ihn rasch überholen müssen, wenn ich ihn eingeholt hatte, denn speziell meine Vorderreifen ließen nach. Das lag daran, dass ich hinter ihm fuhr. Ich überlegte also, wie ich an ihm vorbeigelangen könnte."

"Dann rutschte ich aber von der Linie und hatte Glück, dass ich dabei nicht im Aus landete. Unterm Strich ist der zweite Platz ein großartiges Ergebnis für das Team. Das bedeutet viele Punkte. Ich freue mich schon sehr auf den Rest der Saison. Das war jetzt ja nur das zweite Rennen. Hoffentlich können wir das Auto verbessern und weiter mit den Spitzenleuten kämpfen."

"Ich wusste: Ich würde ihn rasch überholen müssen." Sergio Perez

Frage: "Du sprachst von den Boxenstopps. Gab es da einmal ein Problem?"
Perez: "Ja, bei zwei Boxenstopps hatte ich ein Problem mit der Kupplung. Irgendetwas stimmte da nicht ganz und wir verloren etwas Zeit. Egal: Das Team leistete fantastische Arbeit."

Frage: "Im letzten Stint fuhrst du mit den harten Reifen. War das perfekt für dich?"
Perez: "Ja. Es war okay, ziemlich okay."

Frage: "Du meintest, dass du mit den Vorderreifen Probleme hattest. War es da richtig, zum Schluss auf die härtere Mischung zu setzen?"
Perez: "Ja, ich denke, das war die richtige Entscheidung. Der Verschleiß war nicht so schlimm. Meiner Meinung nach war das die richtige Entscheidung. Ich hatte auch keine neuen weichen Reifen mehr. Diese Reifenmischung funktionierte für uns ohnehin nicht so gut."

Der Sieg war mehr als ein flüchtiger Gedanke

Frage: "Zwischendurch fuhrst du Runde um Runde einen neuen absoluten Bestwert. Was ging dir da durch den Kopf?"
Perez: "Ich dachte an Fernando, wartete auf ihn und wollte ihm möglichst rasch auf die Pelle rücken. Ich war sehr konzentriert, schonte zugleich aber die Reifen. Ich versuchte, sie nicht zu schnell zu verschleißen. Das war bei diesen Bedingungen die Gefahr, vor allem am Ende der Stints mit den Intermediates."

"...doch dann rutschte ich von der Linie." Sergio Perez

"Mir war klar, dass es wichtig sein würde, am Ende eines Rennabschnitts noch gute Reifen zu haben. Ich holte daher mit guten Reifen auf ihn auf, doch dann bog er just in der perfekten Runde zum Reifenwechsel ab. Ich holte wieder auf und machte massiv an Boden auf ihn gut, doch dann rutschte ich von der Linie. Ich fuhr natürlich am Limit und probierte, ihn einzuholen. Ich berührte einen feuchten Randstein und fuhr geradeaus."


Fotos: Sergio Perez, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Kurz zuvor hatte dich das Team per Funk kontaktiert und dich darum gebeten, die Punkte nicht wegzuwerfen. War das eine Ablenkung für dich?"
Perez: "Nein, ganz und gar nicht. Das Team machte sich natürlich Sorgen. Ein zweiter Platz bedeutet sehr, sehr viel für uns. Deshalb. Ich fuhr unter schwierigen Bedingungen ja auch recht flott. Es war eine ziemliche Herausforderung, das Auto in der Anfangsphase des Rennens auf der Strecke zu halten."

"Das gelang uns gut, also hatten wir ein schön langes Rennen. Ich kann das Team völlig verstehen, doch es war keine Ablenkung. Sie wollten die Punkte genau so sehr wie ich. Ich wollte aber auch gewinnen, weil ich sah, dass es möglich war. Leider klappte es nicht, doch ich bin trotzdem sehr zufrieden und sehr stolz auf diesen zweiten Platz."

"Ich kämpfte mit den Vorderreifen." Sergio Perez

Frage: "Ranfahren ist eine Sache, Überholen eine andere. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz im Motorsport. Hattest du dir einen Plan zurechtgelegt?"
Perez: "Ja. Ich plante ein bisschen, denn Fernando hatte Probleme. Vor allem mit seinen Hinterreifen. Ich kämpfte dagegen mit den Vorderreifen, weil ich ihm in den schnellen Passagen zu nahe kam."

"Ich bekam Untersteuern, doch meine Vorderreifen verschlissen ohnehin schon. Ich dachte daher darüber nach, wo ich etwas KERS sparen konnte. Dann berührte ich aber den Randstein, rutschte hinaus und es war vorbei."

Perez sieht sich weiterhin bei Sauber

Frage: "Erst in Melbourne hattest du gesagt, dass du erwarten würdest, lieber früher als später um Podestplätze zu kämpfen. Eine Woche später war es soweit. Hättest du dir das träumen lassen?"
Perez: "Ganz und gar nicht. Mir war aber klar, dass das Auto das Potenzial haben würde, bei solchen Bedingungen zu kämpfen."

"In solchen Verhältnissen kann der Fahrer vielleicht etwas eher den Unterschied ausmachen." Sergio Perez

"Wir lagen nicht weit zurück. In solchen Verhältnissen kann der Fahrer vielleicht etwas eher den Unterschied ausmachen. Wenn du also solche Bedingungen hast und die richtigen Entscheidungen triffst, dann kannst du vorne mit dabei sein. Das gelang uns heute. Der Sieg war hart umkämpft, doch alles in allem war es ein klasse Tag für mich."

Frage: "Derzeit wird viel darüber spekuliert, dass du im weiteren Saisonverlauf noch als Teamkollege von Fernando Alonso bei Ferrari auftreten könntest. Hast du dich bereits mit Stefano Domenicali darüber unterhalten, als ihr gemeinsam auf dem Podest wart?"
Perez: "Nein, nein. Ich gratulierte ihm. Als Team erbrachten sie eine tolle Leistung. Was mich betrifft: Ich stehe voll und ganz zu meinem Team, dem Sauber-Team."

"Das war jetzt erst das zweite Saisonrennen und wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wir müssen uns weiter steigern. Vor allem, weil wir ein kleines Team sind. Die Entwicklung ist sehr wichtig für uns, denn die anderen können sich noch mehr verbessern. Es ist sehr wichtig, dass wir konzentriert bleiben. Es gibt einige Gerüchte, ja, aber ich werde für die komplette Saison bei Sauber bleiben."