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Peinliche Reifen-Posse um Minardi
Im Milliarden-Business Formel 1 ist das Minardi-Team zurzeit gezwungen, Formel-3000-Reifen bei Testfahrten zu verwenden
(Motorsport-Total.com) - Weil das Minardi-Team derzeit ganz knapp vor dem finanziellen Kollaps steht, muss man die Testfahrten so gut wie möglich dosieren, und so testet die Mannschaft von Teamchef Paul Stoddart in dieser Woche zum ersten Mal in diesem Jahr. Weil das neue Auto noch nicht fertig ist und man den Motorpartner gewechselt hat, muss man auf den Minardi PS01 aus dem Jahre 2001 zurückgreifen und einen Motor einsetzen, der sogar noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat.

© Minardi
Paul Stoddart ist auf Bridgestone im Moment nicht gut zu sprechen
Doch derzeit gestalten sich die Testfahrten in Valencia sehr schwierig, weil das Team ohne Reifen da steht. Stoddart möchte zu Bridgestone wechseln, doch die Japaner stellen sich quer. Nach Angabe des Teams habe man am 17. Oktober 2002 die Verhandlungen aufgenommen, ohne aber bisher ein Ergebnis erzielt zu haben. Laut dem Reglement ist Bridgestone gezwungen, 60 Prozent des Feldes mit Pneus auszustatten und müsste demnach auch Minardi auf Anfrage beliefern.
Paul Stoddart ist am Mittwoch nach Valencia geflogen, um vor Ort mit den Verantwortlichen zu sprechen. Dort hat Bridgestone nach Stoddarts Aussage und zur eigenen Verwunderung von Minardi eine "siebenstellige Sicherheitszahlung" gefordert, bevor man Reifen aushändigen würde. Der Australier bat angesichts der anhaltenden Verhandlungen zunächst nur um ein paar Reifen, damit man testen kann, doch auch hier wurde keine Einigung erzielt.
Stoddart zeigt sich bitter enttäuscht über das Verhalten von Bridgestone: "Nun müssen wir einmal mehr Geld in Rechtsanwälte stecken als es in die Entwicklung des Autos zu investieren", so Stoddart am Rande der Testfahrten in Valencia, der sich vor allem empört darüber zeigt, dass Bridgestone in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gegenüber dem kleinsten Team der Formel 1 ein solches Verhalten an den Tag legt.
Somit blieb dem Team nichts anders übrig, als Avon-Reifen aufzuziehen "die wir für den Fall der Fälle mitgenommen hatten". Die gleichen Reifen ? übrigens ohne Profil ? werden in der Formel 3000 eingesetzt. Sicherheitsbedenken hat man übrigens keine. Sowohl seitens Avon als auch seitens Minardi gibt man Entwarnung. Minardi setzt die Reifen häufig an den Doppelsitzern ein und die haben eine ähnliche Leistung wie der PS01, mit dem man zurzeit in Valencia fährt.
Dass sich die Verhandlungen mit Bridgestone derart in die Länge ziehen, hat laut Insidern damit zu tun, dass die Japaner von Michelin selbst für den Rennreifen Geld verlangen wollen, die aber im Regelfall kostenlos gestellt werden. Im Lager des Teams aus Faenza zeigt man sich über das Verhalten sehr enttäuscht, denn beim Einstieg Bridgestones in die Formel 1 sattelte Minardi sofort auf die Pneus der Japaner um.
Nach den ersten Testkilometern bezeichnete ein Sprecher des Minardi-Teams die Situation nicht gerade als ideal, aber immerhin würden die Avon-Reifen gute Leistungen zeigen. Bei Bridgestone hat man mittlerweile bestätigt, dass man mit Minardi verhandelt, konnte ? oder wollte besser gesagt ? jedoch keine Auskunft darüber geben, warum die seit dem letzten Saisonrennen in Japan geführten Verhandlungen nicht zum Abschluss gebracht werden konnten. Es seit jedoch nicht möglich, einem Team Reifen zu geben, das über keinen Vertrag verfüge.

