• 14.11.2001 11:08

  • von Marcus Kollmann

Pedro de la Rosa im Interview

Der Spanier spricht über Häkkinen, Alesi, Irvine, seine Zukunft, den neuen Jaguar und die Veränderungen in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nachdem sich Jaguar-Pilot Pedro de la Rosa vor kurzem über Saison bei Jaguar Racing, Arrows, Bernie Ecclestone und die Formel 1 im Allgemeinen äußerte, hat der 30-Jährige auf seiner Homepage nun zu Themen wie dem Rückzug von Jean Alesi aus der F1 und Mika Häkkinens Pause Stellung bezogen und über die gegenwärtig Einzug haltenden Veränderungen in der Königsklasse gesprochen.

Titel-Bild zur News: Pedro De La Rosa (Jaguar Racing)

Pedro De La Rosa freut sich schon wieder darauf bald in den Jaguar-Boliden steigen zu dürfen

Frage: "Pedro, du hast gesagt, dass man in vielerlei Hinsicht in der Formel 1 egoistisch sein muss und du damit keine Probleme hast..."
Pedro de la Rosa: "Ja, man muss egoistisch sein, denn ansonsten ist man nicht zu einhundert Prozent bei der Sache. Man muss sich ganz allein auf den Sport konzentrieren. Es ist doch so, dass sich die Leute eines Tages nicht mehr daran erinnern wie nett und umgänglich man als Fahrer war, sondern wie gut oder schlecht man auf der Strecke war. Ich möchte meinen Namen in den Geschichtsbüchern der Formel 1 verewigen. Wenn man aufhört bestimmte Sachen zu tun weil man jemand anderem damit imponieren will, dann werden alle mit dem Sport zusammenhängenden Aktivitäten letztendlich davon negativ betroffen sein. Ich denke, dass sich die Formel 1 darin aber kaum von den anderen Sportarten unterscheidet."

Frage: "Und wie handhabst du deine Einstellung und die Zusammenarbeit mit den Sponsoren?"
de la Rosa: "Nun, man muss beide Dinge miteinander kombinieren können. Es gibt die Arbeit auf und abseits der Rennstrecke und man muss seinen Verpflichtungen immer höchste Priorität geben. Ich glaube, dass man sowohl körperlich als auch geistig fit sein muss, um gute Arbeit für das Team zu leisten. Das ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung. Darüber hinaus gibt es auch meine Zusammenarbeit mit den Medien. Wenn ich bereit für ein Rennen bin, fühle ich mich wohl. Und dann komme ich auch gut mit den Interviews und Fragen zurecht. Wenn dem aber nicht so ist vergesse ich ganz schnell alles andere und konzentriere mich rein auf das Rennfahren. Wenn es schon am Anfang Probleme gibt, ignoriere ich einfach diese nicht so wichtigen, mich umgebenden, Dinge und kümmere mich nicht weiter darum."

Frage: "Das ist jedoch ein Verhalten was die Medien nicht akzeptieren. Die spanische Presse glaubt, dass je professioneller ein Fahrer ist, desto mehr Interviews werden von ihm gegeben."
de la Rosa: "Ich habe mit drei verschiedenen Fahrern bislang zusammengearbeitet. Das war Takagi in meinem ersten Jahr bei Arrows, Jos Verstappen im zweiten Jahr und diese Saison Eddie Irvine. ich kann versichern, dass keiner von denen so viel Zeit für die Medien aufgebracht hat wie ich das tat. Wenn die Leute schlecht über mich reden, dann tun sie das weil sie keine Ahnung von der Formel 1 haben. Ich gebe gerne Interviews und akzeptiere diesbezüglich keine Schuldzuweisungen."

Frage: "Glaubst du, dass sich deine Einstellung zur Formel 1 verändern wird weil du nun verheiratetest bist und eventuell bald Vater wirst?"
de la Rosa: "Ich habe mit anderen Fahrern gesprochen die Kinder haben. Zum Beispiel mit Fisichella, Verstappen und Barrichello, welcher vor kurzem Vater geworden ist. Alle haben mir gesagt, dass das großartig ist. Alle erklärten, dass sie nach einem Rennen oder Testfahrten zu Hause, bei ihrer Familie, die Gedanken an die Arbeit hinter sich lassen und so etwas abschalten können. Allerdings empfindet ja jeder Mensch die Dinge etwas anders und ich weiß noch nicht was mich dann erwarten wird. Ich bin jetzt frisch verheiratet und über Kinder zu sprechen ist noch ein wenig zu früh. Ganz klar möchte ich aber auch eine Familie gründen, denn das sehe ich als etwas Gutes an."

Frage: "Was denkst du über Mika Häkkinen der sich ein Jahr von der Formel 1 erholen will?"
de la Rosa: "Er braucht nur eine Pause, egal ob man jetzt seinen Sohn als Grund dafür sieht oder nicht. Ich denke, dass er nur pausiert."

Frage: "Was hältst du von Niki Lauda als Formel-1-Pilot?"
de la Rosa: "Er gehörte nicht zu meinen Idolen, denn ich war damals zu jung, um seine Rennen anzusehen. Ich gehöre mehr zur Prost- und Senna-Generation. Ich empfinde aber große Bewunderung für Niki als Teamchef und was er in seinem Beruf heute leistet."

Frage: "Was bedeutet Jean Alesis Rückzug aus der Formel 1 deiner Meinung nach? Das Ende der alten Garde?"
de la Rosa: "Alle Fans werden ihn ganz sicher vermissen. Als Fahrer ist er genau das Gegenteil von den neuen Generationen in der F1 gewesen. Alesi und Irvine sprechen offen über die Dinge und werden mehr von ihren Emotionen gesteuert. Die heutigen Fahrer sind da kaltherziger. Man nehme zum Beispiel Räikkönen. Der ist gerade einmal 21 und schaut aus als wäre er 80! Aber das ist gleichzeitig auch ein netter Aspekt der Formel 1, denn all diese verschiedenen Persönlichkeiten fahren gegeneinander Rennen."

Frage: "Wo siehst du dich selbst in 10 Jahren?"
de la Rosa: "Die Saison 2001 ist gerade zu Ende gegangen und ich kann es kaum abwarten wieder in das Auto zu steigen. Ich möchte Rennen fahren und denke momentan noch nicht daran wann ich aufhören werde. Wenn diese Einstellung nicht mehr da ist, wenn ich nicht mehr motiviert bin, wird es an der Zeit sein über einen Rückzug nachzudenken. Im Moment sprühe ich jedoch vor Energie."

Frage: "Wenn du deine Karriere als Formel-1-Pilot gerade begonnen hättest, wie würdest du dich selbst dann gegenüber den Sponsoren vermarkten?"
de la Rosa: "Ich weiß was ich im Leben erreichen möchte und ich folge einfach dem, wovon ich glaube, dass es gut für diesen Sport ist. Ich mag aber nicht über mich selbst sprechen, denn das sollten andere tun. Ich denke, dass ich mich als Fahrer verbessert habe und kommunikativer geworden bin. Vielleicht liegt das an meinem Alter, jedoch weiß ich das nicht so genau. Alle Dinge immer für sich zu behalten ist nicht gut, denn der Druck steigt dadurch nur an. Niki Lauda ist mir in dieser Hinsicht eine große Hilfe gewesen. Er ist sehr direkt und er hat immer das letzte Wort. Ich finde es gut, dass die Leute ihn bewundern wie er gut im Leben klarkommt... Hassen tue ich die Menschen die weit und breit sagen was sie alles machen werden und dann hinter deinem Rücken genau das Gegenteil davon tun."

Frage: "Bobby Rahal hat das Team Jaguar Racing verlassen. Was kannst du über ihn sagen?"
de la Rosa: "Laudas und Rahals Verhältnis zueinander hat das Team meiner Meinung nach nicht beeinflusst. Bobby ist einfach gegangen weil er intelligent genug war zu erkennen, dass beide zu unterschiedlich waren und das nicht funktionieren würde. So einfach ist das. Hätte man an der Situation mit beiden im Team festgehalten, so hätte das die Dinge im Team nur kompliziert und glücklicherweise ist dieser Fall nicht eingetreten."

Frage: "Alle beschweren sich über die lange Pause bevor die Saison 2002 wieder beginnt. Wie steht es mit dir?"
de la Rosa: "Ich denke, dass wir zu viel Urlaub in diesem Jahr hatten. Wie üblich, so profitieren nur die großen Teams von der Einschränkung der Testfahrten. Die kleineren Teams können den größeren Teams nur durch Testfahrten näher kommen, denn im Gegensatz zu denen können sie nur wenig Zeit im Windkanal verbringen. Nach meinen Flitterwochen werde ich wieder hart trainieren und mich mit Kartfahren fit halten, sodass ich im Januar wieder komplett vorbereitet bin. Ich vermisse das Gefühl im Auto zu sitzen schon jetzt..."

Frage: "Was kannst du uns über den neuen Jaguar, den R3, für 2002 verraten?"
de la Rosa: "Ich habe ein paar Informationen von den Ingenieuren bekommen und Daten bezüglich der Gewichtsverteilung und so weiter gesehen. Momentan sind wir mit dem Auto im Designprozess. Es schaut definitiv viel versprechend aus, wenngleich meiner Erfahrung nach alle F1-Autos zu Beginn der Saison potenzielle Weltmeister sind. Bis ich das Auto nicht gefahren habe, kann ich aber keine Meinung darüber abgeben. Das Team leistet ganz gewiss gute Arbeit und wir haben mit einem guten Motor und guten Technikern alles was man benötigt. Was aber wichtiger ist, denn das ist unser größter Vorteil, ist, dass wir einige gute Aerodynamiker haben und das zählt letzten Endes mehr als PS. Es gibt eine Menge Druck, denn nächstes Jahr müssen Ergebnisse her. In dieser Saison konnte man ja sehen, dass es schwierig ist ein Auto über das Jahr hinweg zu verbessern. Gute Resultate zu erreichen mit einem Auto das nicht so schnell wie die Konkurrenz ist, ist nun einmal sehr schwierig."

Frage: "Wird es irgendwelche Änderungen in der Struktur des Teams für die kommende Saison geben?"
de la Rosa: "Niki arbeitet derzeit hart daran. Ich weiß, dass die Leute die am R2 gearbeitet haben jetzt am R3 arbeiten."

Frage: "Eddie Irvine ist dein Teamkollege bei Jaguar. Glaubst du, dass die britische Presse eine Rivalität unter euch bewusst schürt?"
de la Rosa: "Ich kenne die britische Presse genau. Sie tendiert dazu ihre Leute zu preisen... Ich versuche nur meinen Job in einem britischen Team mit einem britischen Teamkollegen zu machen - mehr nicht."

Frage: "Zu wem aus dem Paddock hast du ein richtig gutes Verhältnis?"
de la Rosa: "Ich telefoniere sehr oft mit Jos Verstappen und wir beide verstehen uns sehr gut. Ich habe ihn auch zu meiner Hochzeit eingeladen."

Frage: "Toyota steigt nächstes Jahr in die Formel 1 ein. Bist du darüber glücklich?"
de la Rosa: "Es klingt auf jeden Fall interessant. Toyota zu besiegen wird eine Herausforderung sein, jedoch wird es für sie in ihrem ersten Jahr bei der ziemlich konkurrenzfähigen Situation schwer werden. McNish ist neu in der Königsklasse, aber er ist ein guter Fahrer und wird sich, so denke ich, schnell an alles gewöhnen und anpassen. Was Salo betrifft habe ich keine Zweifel bezüglich seines Talents. Ich bin schon gespannt wie gut sie in ihrer ersten Saison sein werden. Toyota hat das ganze Jahr über getestet und Ende der Saison testeten sie auch in Japan. Wenngleich sie vorgeben allen anderen Teams in der Weltmeisterschaft gegenüber im Nachteil zu sein, so bin ich doch überzeugt, dass sie viel besser sein werden als man es jetzt von ihnen erwartet. Man muss das Team im Auge behalten, denn es ist groß und gut organisiert. Sie werden sich gewiss gewaltig steigern."

Frage: "Glaubst du, dass es möglich ist in Zukunft gleich viele Amerikaner wie jetzt Europäer in der Formel 1 zu haben?"
de la Rosa: "Nach für nach wird sich das ändern. Im Vorjahr, als wir zum ersten Mal mit der Formel 1 wieder in Amerika fuhren, hat jedenfalls alles gut funktioniert. Auch in diesem Jahr, und nach dem was in Amerika passiert war, waren die Fans da. Wir brauchen einfach ein wenig Konsistenz und von nun an einen US-Grand-Prix in jedem Jahr."

Frage: "Was hältst du davon Rennen in anderen Ländern, zum Beispiel in China, zu veranstalten?"
de la Rosa: "Es handelt sich ja um eine Weltmeisterschaft und die muss natürlich expandieren. So sollte es sein. Es kann ja nicht sehr viele Rennen in Europa und nur ein paar außerhalb davon geben."