Patrese: Was in der Nachwuchs-Arbeit schiefläuft

Seit 2011 muss Italien ohne Formel-1-Piloten auskommen - Riccardo Patrese erklärt, wieso Talente kaum Chancen haben und was früher besser lief

(Motorsport-Total.com) - Mit Jarno Trulli hat sich Anfang 2012 der bislang letzte Italiener aus der Formel 1 verabschiedet. Damit begann die Saison erstmals seit 1970 ohne italienischen Beitrag - und das, nachdem Ende der 1980er-Jahre teilweise über zehn Landsleute Trullis das Starterfeld prägten. Die Wirtschaftskrise hat das Kart-Mekka, wo Piloten wie Sebastian Vettel und Fernando Alonso ihr Handwerk lernten, derzeit fest im Würgegriff - das wirkt sich auch auf die Nachwuchsarbeit aus.

Titel-Bild zur News: Riccardo Patrese

Patrese durfte einst einen Honda testen, für Youngster gibt es kaum Testchancen

Die jungen Fahrer finden kaum Sponsoren, um sich den teuren Motorsport leisten zu können - und das Nationalteam Ferrari hat sich noch nie besonders um italienische Piloten bemüht. Dazu kommt, dass auch die Formel-1-Rennställe derzeit unter mangelnden Sponsoren leiden und auch bei der Unterstützung junger Fahrer den Sparstift ansetzen.

Für den italienischen Ex-Formel-1-Piloten Ricciardo Patrese ist es daher kein Wunder, dass derzeit keiner seiner Landsleute in der "Königsklasse" mitfährt und der Wind für Youngster generell rauer wird. "Das ist unter den aktuellen Umständen ganz normal", sagt er gegenüber 'Il mattino di Padova'. "Die Nachwuchs-Serien haben sich multipliziert, also ist es viel schwieriger, ein Talent zu erkennen."

Das ist laut dem ehemaligen Williams-Piloten nicht das einzige Problem: "Zu meinen Zeiten hat ein Team in einen Fahrer investiert, wenn man ihn als guten Mann identifiziert hat. Heute scheinen die Teammanager hingegen von den Fahrern zu erwarten, dass sie Geld mitbringen."

Ein Klima, das talentierten Youngsters im schlimmsten Fall einen Strich durch die Rechnung macht, weil ihnen andere Fahrer mit einem dicken Geldkoffer den Platz wegnehmen. "Es gibt jetzt weniger Geld, um ein Team zu führen", erklärt Patrese. "Davon profitieren die, die zahlen können, was wiederum auf Kosten wahrer Talente geht, die manchmal keinen Platz finden, weil die Ressourcen zu gering sind. Das ist wirklich schade."