• 19.02.2002 15:35

  • von Marcus Kollmann

Patrese: "Schumi" ist zu schnell für seine Teamkollegen

Der frühere Teamkollege des Ferrari-Piloten spricht über die Schwächen und Stärken des vierfachen Weltmeisters

(Motorsport-Total.com) - Während Michael Schumacher an Vergleichen seiner Leistungen in der Formel 1 mit denen eines Juan-Manuel Fangio oder Ayrton Senna kein Interesse hat und diese ablehnt, kann er es trotzdem nicht verhindern, dass er seiner bisherigen Erfolge wegen des Öfteren auf eine Stufe mit anderen Formel-1-Größen gestellt wird. Einer der den Deutschen noch aus seiner Zeit bei Benetton kennt und seitdem eine Freundschaft mit ihm pflegt, ist der Italiener Riccardo Patrese. Der heute 47-Jährige nahm von 1977 bis 1993 an insgesamt 256 Rennen in der Formel 1 teil und war in seiner letzten Saison der Teamkollege von Schumacher gewesen. Seit der gemeinsamen Zeit bei Benetton hat sich zwischen den beiden Fahrern eine Freundschaft entwickelt, welche man ab und an bei einem Glas Wein oder bei den zu wohltätigen Zwecken organisierten Spielen der All Stars Fußball-Mannschaft vertieft.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher ist für Riccardo Patrese einer der besten Formel-1-Piloten

Im Magazin 'SportWeek' erinnerte sich Patrese jetzt zurück an das Jahr 1993, in welchem er gegen den jetzigen Ferrari-Piloten 16 Trainingsniederlagen hatte einstecken müssen und auf Grund dessen fahrerischen Talents er erkannte, dass es Zeit sei sich aus der Königsklasse zu verabschieden.

"Zu meinen Teamkollegen gehörten bekannte Fahrer wie Alan Jones, Nelson Piquet und Nigel Mansell. Ich kämpfte gegen Gilles Villeneuve, Jody Scheckter und Mario Andretti, doch keinen würde ich mit Michael Schumacher vergleichen, der für mich einfach ein Fahrer von einem anderen Stern zu sein scheint", erklärte Patrese, der sich noch heute gerne an die damalige Zeit mit dem damals unerfahrenen Schumacher erinnert.

"Ich habe Michael schon damals, in einer Minute als wir allein waren, gesagt, dass er seiner fahrerischen Fähigkeiten und seiner Fähigkeit das Beste aus dem Team herauszuholen wegen eines Tages zu den besten Fahrern der Formel 1 gehören wird. Er besaß schon damals das Talent selbst mit einem so schlechten Auto wie dem Benetton B193 gut auszusehen. Alleine wegen dieser Fähigkeit, selbst mit schlechten Autos gute Ergebnisse erzielen zu können, gehört er für mich zu den ganz Großen."

Während Schumachers jetziger Teamkollege, Rubens Barrichello, fest glaubt, dass er den Deutschen in dieser Saison besiegen kann, hat Patrese für alle früheren und den gegenwärtigen Teamkollegen Schumachers nur einen Rat: "Ich war damals der erfahrenere und besser bezahlte Mann bei Benetton und hätte ihn, den unerfahrenen Schumacher, schlagen müssen. Aber ich hatte in der ganzen Saison keine Chance, denn er war damals schon der schnellere Fahrer von uns beiden. Jetzt bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass alle seine noch aktiven Teamkollegen - Verstappen, Irvine und Barrichello - sich zur Ruhe setzen sollten. Michaels Schnelligkeit hat seine Teamkollegen bislang immer vor große Probleme gestellt. Er ist einfach zu schnell und man kann ihn nicht besiegen", machte Patrese klar, dass seiner Meinung nach die Teamkollegen im gleichen Auto nie eine wahre Chance gegen den vierfachen Weltmeister besessen hätten oder in Zukunft besitzen werden.

Bei aller Sympathie für Schumachers Fähigkeiten und Erfolge, nannte Patrese aber auch ein paar Punkte die man dem Deutschen als Schwächen auslegen könnte, welche sich in der Formel 1 aber nicht unbedingt als solche auswirken müssen. So amüsierte sich der Italiener über Schumachers Geschmack in Sachen Kleidung und meinte ferner, dass dieser zu verbissen auf seine Arbeit konzentriert sei, was allerdings auch eine gute Sache wäre. Ebenfalls kritisch äußerte sich Patrese über Schumachers Umgang mit seinen Teamkollegen, welcher zuweilen nicht immer sehr nett wäre. Insgesamt überwiegen bei Patrese aber die positiven Eindrücke die er vom 33-jährigen Deutschen gewonnen hat und weshalb er sich noch immer gerne an die gemeinsame Saison bei Benetton zurückerinnert.