• 23.06.2002 17:52

Party am Ring - Schwarzhändler senken Preise

Rekordzuschauerzahlen - die Promis, Stars und Sternchen am Ring bekamen vom Treiben der Schwarzmarkthändler nichts mit

(Motorsport-Total.com/dpa) - Drinnen flanierte Boris Becker mit Sohn Noah Gabriel, draußen feierte das Camping-Volk - und vor den Eingängen warteten die Schwarzhändler oft vergeblich. Promis, Partys, eine neue Hymne und Rekordzahlen haben dem weltberühmten Nürburgring zum 75. Geburtstag eine standesgemäße Jubiläums-Fete beschert. Doch erste Warnzeichen von sinkenden Preisen und übrig gebliebenen Karten deuteten gleichzeitig auch das Ende der ganz fetten Jahre an. "Wir hatten noch nie so viele Zuschauer, seit es die Rennstrecke gibt", resümierte Walter Kafitz, der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, das auch von der Fußball-WM beeinflusste Formel-1-Wochenende in der Eifel.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Fans

Grölen und Saufen bis Schumi kommt - Fans auf dem Nürburgring

Dass es trotz des offiziellen Besucher-Rekordes von insgesamt rund 350.000 in drei Nürburgring-Tagen noch kurz vor dem Rennen einige hundert Karten zu kaufen gab, lag zum Teil an der Aufstockung der Zuschauer-Kapazität um 8.000 Plätze. Der neue Strecken- und Tribünen-Abschnitt "Mercedes-Arena" wurde am Sonntag kurz vor dem neunten WM-Lauf offiziell eingeweiht. Die Popgruppe Raemon präsentierte eine von Harald Schmidts Bandleader Helmut Zerlett komponierte Hymne auf den Eifel-Kurs: "King of the Ring". ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk meinte: "Ich habe selten einen 75-Jährigen in so guter Verfassung gesehen."

Die bisherige Kapazität war früh ausverkauft gewesen. Doch dann brachten die Zwischenhändler und Agenturen die Tickets nicht so leicht wie früher an den Mann. Firmenkunden hätten zwar viele Karten aufgekauft, seien sie jedoch nicht an den Fan losgeworden, zitierte die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' einen Händler. Mangelnde Spannung in der Formel 1 und Konjunktur-Flaute seien auch Gründe, hieß es. Für den nächsten deutschen Grand Prix im Juli in Hockenheim bahnen sich Insidern zufolge noch größere Probleme an.

Die Schwarzhändler in der Eifel boten die Tickets am Ende um etwa die Hälfte an. Ein Mann an der Zufahrtsstraße begründete dies mit der Ausrede, einige seiner Freunde seien abgesprungen. Der nächste hatte noch mehrere Kategorien im Angebot, gleich daneben warb ein Schild mit Handy-Nummer für "Original-Karten - Günstig!"

Die VIP-Gäste im Fahrerlager bekamen davon wenig mit. Bundesinnenminister Otto Schily war angereist, auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck wurde erwartet. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer schaute bei Ferrari vorbei, Fußball-Manager Uli Hoeneß bei BMW-Williams. Gesichtet wurden die Schauspielerinnen Alexandra Kamp und Liz Baffoe, die Komiker Erkan und Stefan; ganz große Stars fehlten. So wurde eine Sängerin namens Juliette zur Attraktion der Fotografen: Sie sammelte auf ihrem hautengen Leder-Overall Autogramme der Fahrer.

Auf den Campingplätzen am Fuße der Nürburg hatte die Party schon lange vorher begonnen. Da tranken die Motorsport-Freunde zu dröhnenden Techno-Sounds bis zum frühen Morgen. Zahlreiche TV-Geräte sorgten dafür, dass neben der Formel 1 auch die Fußball-WM am Ring überall präsent war.

Über 30.000 Besucher zogen Camping-Atmosphäre anderen Unterkünften vor. "Wir haben 20 Prozent Zuwachsraten im Camping- Bereich", so Kafitz. Trotz des Freiluft-Andrangs und des Bierkonsums stellte die Polizei den Fans ein Lob aus. "Die Leute haben sich gut benommen", sagte Polizeisprecher Peter Bison. Am Sonntagmorgen hatten sich Zehntausende von Autos bis zur Autobahn gestaut, die knapp 500 Beamten bekamen den Andrang dennoch schnell in den Griff. Ohne Gnade gegen Hindernisse: Bis zum Rennen wurden über 140 Falschparker abgeschleppt.