• 28.04.2004 16:12

Panis: Wie ich Senna auf der Toilette kennen lernte...

Olivier Panis über die Tests vor Imola, die gemachten Fortschritte beim Thema Randsteine, das Rennen und Erinnerungen an Senna

(Motorsport-Total.com) - Frage: "War dein Testplan vor dem ersten Rennen der Europa-Saison gut gefüllt?"
Olivier Panis: "Vor Imola hatten wir ziemlich viel zu tun. Ich testete im Anschluss an Bahrain die Woche in Barcelona und in der Woche danach in Paul Ricard."

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Olivier Panis sprach seine ersten Worte mit Ayrton Senna auf der Toilette...

Frage: "Habt ihr dabei gute Fortschritte erzielt?"
Panis: "Ich denke, dass wir bei diesen beiden Tests gute Arbeit geleistet haben. Ich glaube, dass das Team Fortschritte macht und von der kombinierten Erfahrung aller Beteiligten stark profitiert. Ich denke, dass wir eine gute Stabilität haben und unsere Ressourcen zu 100 Prozent ausnutzen. Bei jedem Grand Prix haben wir neue Teile dabei und das ganze Paket verbessert sich ständig. Zwischen dort, wo wir in Melbourne gestanden sind, und wo wir uns jetzt befinden, ist ein großer Unterschied. Wir haben noch viel zu tun, aber jeder ist sehr fokussiert."#w1#

Familie war beim Test dabei

Frage: "Gab es in der raren dreiwöchigen Pause Zeit für dich, zwischen den Rennen zu entspannen?"
Panis: "Es gab tatsächlich nicht viel Zeit, zwischen Bahrain und Imola zu entspannen, denn wir testeten in Paul Ricard. Meine Kinder hatten Schulferien, weswegen ich die ganze Familie für eine Woche mitnahm. Sie sind öfters nach Bandol rübergefahren und hatten eine schöne Zeit. Wir waren in einem freundlichen Hotel in der Nähe von Le Castellet untergebracht, was für die Kinder gut war. Ein wirklich schöner Ort!"

Imola nicht eine von Panis' Lieblingsstrecken

Frage: "Was denkst du über Imola als Strecke?"
Panis: "Um ehrlich zu sein denke ich, dass so viele Leute Imola mit den Ereignissen von 1994, den tragischen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger, verbinden, dass ich sie nicht so sehr mag. Und seitdem die Strecke verändert wurde, macht sie nicht mehr so viel Spaß. Ich verstehe natürlich die Gründe, warum diese vorgenommen wurde und stimme ihnen zu, aber davor war sie definitiv besser zu fahren."

Panis dachte er würde träumen

Frage: "An was erinnerst du dich noch in Bezug auf 1994?"
Panis: "Das Wochenende 1994 war eine unglückliche Angelegenheit. Rubens Barrichello hatte am Freitag einen Unfall, dann der arme Roland, dann der Unfall auf der Startaufstellung mit JJ Lehto, mit den Rädern, die in die Zuschauermenge flogen, dann Ayrtons Unfall... Als ich die Strecke verließ, da dachte ich, dass ich aufwachen werde und es war alles nur ein Albtraum. Ich glaube, dass davor alle dachten, dass die Formel 1 sicher ist. Es war wirklich seltsam. Es war für alle ein großer Schock, aber ich akzeptierte, dass dies passiert ist und ich habe nie auch nur in Betracht gezogen, vielleicht keine Rennen mehr zu fahren."

Frage: "Hast du Ayrton gut gekannt?"
Panis: "Ich habe Ayrton zum ersten Mal im Rennen zuvor in Aida, Japan, getroffen. Ich rempelte mit ihm zusammen, als wir vor dem Rennen auf die Toilette gingen! Als wir so da standen, hat er mich in der Formel 1 willkommen geheißen. Er wusste, dass ich in der Formel 3000 gewonnen hatte und er sagte mir einfach, dass ich mir in der Formel 1 meine Zeit nehmen sollte und er sagte mir, dass er sich sicher sei, dass ich einen guten Job machen würde und Erfolg haben werde. Er hat sich einfach nur nett mit mir unterhalten. Als ich jünger war, da war ich ein großer Fan. Es war Ayrton Senna! Er hatte diese ganz besondere Aura."

Toyota simulierte Imola-Schikanen in Paul Ricard

Frage: "Kommen wir auf die Gegenwart zurück. Kannst du verraten, wie ihr für die Schikanen in Imola getestet habt?"
Panis: "Wir wussten aus unserer in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen, dass wir nicht gut über die Kerbs waren, aber es immer ein wenig ein Kompromiss, den man eingehen muss und man braucht auch viel Abtrieb und Haftung. Wir haben Paul Ricard gebeten, für uns eine besondere Schikane zu basteln, um die Randsteine von Imola und Kanada zu simulieren und Aufhängungsdetails testen zu können."

"Jeder hat dann sehr hart am Prüfstand in Köln gearbeitet und wir haben definitiv Fortschritte erzielt. In Imola war das für uns vergangenes Jahr ein großes Thema, aber in diesem Jahr waren wir besser, ich denke, dass wir vielleicht bis auf ein oder zwei Autos mit allen mithalten konnten. Im letzten Jahr flog das Auto zu sehr in die Luft und hat die Kerbs nicht geschluckt. Das Ergebnis war, dass wir zu lange vom Gas waren und zu viel Zeit verloren."

Oliviers Problem im Qualifying

Frage: "Du hast dich als 13. qualifiziert, hat dich das Elektronik-Problem so sehr beeinträchtigt?"
Panis: "Ich hatte auf meiner Aufwärmrunde im Qualifying ein kleines Problem, aber Cristiano hat sich nur ein paar Zehntel hinter den Renault qualifiziert, was sehr gut war. Ich hatte in der Aufwärmrunde ein Schaltproblem und musste die Geschwindigkeit bis unter einen bestimmten Punkt reduzieren, um den Gang wieder zu aktivieren. Zum Glück funktioniere es und ich konnte meine fliegende Runde beginnen, für die Konzentration ist so etwas aber nicht ideal. Durch das Zurückstecken verlor ich auch Temperatur in den Reifen und den Bremsen, sodass ich mehr Untersteuern als zuvor hatte, als ich in die erste Schikane kam."

Frage: "Nicht die beste Zeit für ein Problem, bedenkt man, wie wichtig das Qualifying ist!"
Panis: "Man würde es logischer Weise vorziehen, wenn diese Probleme im Freien Training und nicht im Qualifying auftauchen! Wir haben manchmal diese kleinen Probleme und wir arbeiten hart daran, sie los zu werden."

Das Rennen: Enttäuschend und doch erstaunlich

Frage: "Wie verlief das Rennen für dich?"
Panis: "Ich bin im Rennen selbst Elfter geworden und darüber bin ich natürlich nicht sonderlich begeistert. Aber sehen wir es aus einer anderen Perspektive. Beide Ferrari, beide Williams, beide Renault sowie Kimi Räikkönen kamen ins Ziel und BAR-Honda hat einen ordentlichen Sprung nach vorn gemacht. Wenn man mir letztes Jahr gesagt hätte, dass ich einen Großteil des San Marino-Grand-Prix' damit verbringen würde, mit McLaren zu fahren, dann wäre ich ziemlich aufgeregt gewesen."

"Ich habe den ganzen Nachmittag über Gas gegeben, ich habe einen McLaren geschlagen und dennoch bin ich nicht in den Top 10. Ich habe nur demonstriert, wie hart dieser Sport ist. Wir haben nicht viel Glück, aber Cristiano hat sich innerhalb ein paar Zehntel bei einem Fahrer qualifiziert, der Vierter wurde, und das auf einer Strecke, von der wir wussten, dass sie nicht einer unserer besseren werden würde. Wir freuen uns auf diesem Grund auf Barcelona, wo wir für gewöhnlich besser sind."