• 25.03.2017 06:55

  • von Roman Wittemeier & Dominik Sharaf

Paddy Lowe zu Williams: Gab es Stress mit Toto Wolff?

Der Wechsel von Ex-Mercedes-Technikchef Paddy Lowe zu Williams bringt Fragen mit sich - Patrick Head: "Ob das Verhältnis zu Toto Wolff noch stimmte?"

(Motorsport-Total.com) - Beim aktuellen Saisonauftakt 2017 der Formel 1 ist Paddy Lowe zum ersten Mal seit 1993 in der Teamkleidung von Williams zu sehen. Nach äußerst erfolgreichen Jahren als Technikchef bei den Weltmeistern von Mercedes ist der Brite nun an seine erste Wirkungsstätte in der Königsklasse zurückgekehrt. Lowe ist Technischer Direktor beim Privatteam in Grove, zudem hat er Anteile an dem Rennstall übernommen.

Titel-Bild zur News: Paddy Lowe (Williams)

Paddy Lowe war bereits von 1987 bis 1993 bei Williams engagiert Zoom

Warum wechselt der gebürtige Kenianer vom dominierenden Team der Formel 1 zu einer Mittelfeldmannschaft ohne kurzfristige Chancen auf Titel und Triumphe? "Bei einem Mann, der 2013 zu Mercedes ging und dort drei Titel in Folge feiern durfte, fragt man sich natürlich, warum das Verhältnis zwischen Paddy und Toto Wolff etwas gelitten hat", äußert Williams-Urgestein Patrick Head im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Es habe sich offenbar im festen und erfolgreichen Mercedes-Gefüge etwas verändert.

Gerüchten zufolge hatte es zuletzt nicht nur Machtspiele zwischen dem Mercedes-Motorsportchef Wolff und dem Technikdirektor Lowe gegeben. Der Brite hatte angeblich bei den Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung zu hohe Forderungen gestellt. "Ich will das nicht groß kommentieren. Ich bin aber eng mit Toto befreundet. Ich habe meine Zusammenarbeit mit Toto und dem gesamten Team genossen. Da gab es keinen Bruch", stellt Lowe klar.

Patrick Head vermutet Streit mit Toto Wolff

"Williams hätte sich nicht um seine Dienste bemühen können, indem man vielleicht nur etwas mehr Geld bietet", meint Head, der sich über die Rückehr des Kollegen freut. "Irgendetwas muss bei Mercedes zum Bruch geführt haben", sagt er. "Ich verstehe, dass man das vielleicht nicht versteht", erklärt Lowe. "Mir ging es nicht um die Fortsetzung der Erfolge mit Mercedes und um den damit verbundenen Glanz, sondern es ging schlichtweg um meine ganz persönliche Karriere. Ich liebe neue Herausforderungen."

"Wir haben in den zurückliegenden drei Jahren großartige Dinge bei Mercedes erreicht. Wahrscheinlich geht das dort auch so weiter. Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Teil zum Gewinn der Titel beitragen konnte", so der 54-Jährige. "Es war einfach die Gelegenheit bei Williams da, und die habe ich ergriffen. So einfach ist das." Er sei in den zurückliegenden Jahren immer in Kontakt mit seinem Ex-Team geblieben. Ein angebliches Angebot von Ferrari wolle er "lieber nicht kommentieren".

Toto Wolff

Erfolg bringt gute Laune: Paddy Lowe und Toto Wolff gemeinsam bei Mercedes Zoom

Der Wechsel von Lowe zurück zu Williams hatte sich bereits im vergangenen Jahr angebahnt. Im Januar bestätigte Mercedes den Abschied des Technischen Direktors. Es dauerte schließlich bis in den März hinein, ehe Lowe von Williams als Neuzugang vorgestellt wurde. Der gesamte Prozess samt eines sogenannten "garden leave", also einer Auszeit, um Wissenstransfer zu beschränken, zog sich über Monate hin. Dabei hatten die Spatzen diesen Schritt schon im Oktober 2016 von den Dächern gepfiffen.

Auch mit Williams an die Spitze der Formel 1?

"So läuft das nun einmal im System Formel 1. Es gab schon Gerüchte weit bevor es überhaupt etwas Handfestes gab. Vielleicht wussten einige Leute eher, was ich tun werde, als ich es selbst wusste", lacht Lowe. "Ich werde oft gefragt, was das Geheimnis hinter dem Mercedes-Erfolg ist. Wenn man das auf den Punkt bringen möchte, dann kann man nur das Stichwort Teamwork nennen. Die Leute müssen an einem Strang ziehen. Das ist die Grundlage."

Entsprechend sehe er den Schlüssel zu neuen Erfolgen von Williams nicht in einer Anwerbung von zahlreichen Ingenieuren der Konkurrenz, sondern im verbesserten Zusammenspiel aller in Grove. "Es sind schon viele gute Leute bei Williams, wir müssen jetzt nicht einen Bus voller Superstars herankarren", sagt er. "Wir müssen solide Arbeit abliefern. Es braucht seine Zeit. Es muss ein tolles Teamwork entstehen. Das braucht es, um entweder nach vorn zu kommen, oder dort zu bleiben. Das ist überall gleich."


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Überall gleich seien nahezu auch die Chancen auf Erfolg. Williams will zurück an die Spitze, und Lowe hält dies für möglich. "Die Unterschiede zwischen den Teams sind gar nicht so groß", erklärt er. "Dieser Sport ist extrem hart. Vielleicht wird das manchmal vergessen: Wirklich alle Teams in der Formel 1 arbeiten auf einem unglaublich hohen Level. Die Professionalität und die technische Expertise hauen einen um, wenn man das mit meiner Anfangszeit vergleicht. Da tun sich die Teams nicht viel."

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