Ohne Traktionskontrolle größere Balanceprobleme?
Renault-Chefdesigner Tim Densham erklärt, was sich für ein Formel-1-Team nach dem Wegfall der Traktionskontrolle ändert - Deutliche Kritik an der ECU
(Motorsport-Total.com) - 2008 wird vieles anders in der Formel 1: Mit dem Wegfall der Traktionskontrolle müssen die Piloten beim Herausbeschleunigen aus den Kurven einen sensibleren Gasfuß haben als bisher. Doch auch für die Teams ändert sich die Arbeit dadurch. Viele klagen nun, dass sie ihre Autos noch einmal modifizieren müssen. Dem kann sich Tim Denshan, der Chefdesigner des Renault-Teams, jedoch nicht anschließen.

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Tim Densham sieht der Zeit ohne Traktionskontrolle gelassen entgegen
"Wenn ein Auto mit Traktionskontrolle in sich gut ist, dann ist es das auch ohne Traktionskontrolle", erklärte er auf der Internetseite des Teams. "Das Anpassen an das durch den Wegfall des Systems veränderte Grip-Niveau geschieht hauptsächlich über das Set-up und nicht so sehr über das Design." Sprich: Gewichtsverteilung und Fahrwerksgeometrie müssen laut Densham eigentlich nicht mehr modifiziert werden. Als Designer müsse er nun Parameter wie den mechanischen Grip des Hecks und den Reifenverschleiß im Blick haben.#w1#
Densham sieht aber eine andere Gefahr:" Es stimmt allerdings, dass der Wegfall der Traktionskontrolle ein Balance-Problem vergrößern konnte, das sich bislang minimal bis gar nicht auf die Performance ausgewirkt hat", fuhr er fort.
ECU für ein Team maßgeschneidert?
Den Wegfall der Traktionskontrolle sieht Densham aus Teamsicht nicht als allzu großes Problem. Was ihm mehr unter den Nägeln brennt ist das Thema Einheits-Motorenelektronik ECU. Hier sieht er wie Renault-Motorenchef Denis Chevrier ein Team bevorteilt.
"Die eigenartige dreieckige Form der ECU deutet für mich eindeutig darauf hin, dass sie in der vergangenen Saison für ein ganz bestimmtes Rennauto entwickelt wurde. Das Gleiche gilt für die dazugehörige Stromversorgung. Die Positionen und Winkel der Verbindungen sind ein deutliches Indiz, dass sie auf das Design eines bestimmten Wagens maßgeschneidert sind", so Densham.
Renault habe das einiges an Arbeit beschert: "Einer unserer Ingenieure war einen Monat lang damit beschäftigt, die Einheit dem Renault R27 anzupassen, damit wir sie bei den Wintertests einsetzen können. Wir mussten sämtliche Komponenten in diesem Bereich umpositionieren. Dies betraf unter anderem auch die Kühlung der Einheit, die sich völlig von dem unterscheidet, was wir bislang kannten."
Und im R28 muss die Installation laut Densham noch einmal modifiziert werden: " Die Einheit wird im neuen Wagen nicht an der gleichen Stelle installiert werden wie im R27. In puncto Programmierung und Verkabelung aber werden sie identisch sein."

