Offiziell: Neues Formel-1-Team steigt 2006 ein
In Japan wurde heute bekannt gegeben, dass schon 2006 ein neues Team, Midland F1, in die Königsklasse einsteigen wird
(Motorsport-Total.com) - Was in den letzten Tagen gemunkelt und von Max Mosley angekündigt wurde, ist nun offiziell: 2006 wird ein neues Team mit dem Namen Midland F1 in die Formel 1 einsteigen. Noch befindet sich das Projekt in der Planungsphase, schon Anfang nächsten Jahres sollen aber erste Details bekannt gegeben werden, heißt es.

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Schon übernächstes Jahr wird es ein neues Team in der Formel 1 geben
Hinter Midland F1 steht unter anderem Alex Shnaider, ein 36-Jähriger Industrieller, der den Vorsitz des Teams vorläufig übernommen hat. Die Finanzierung wird die Midland-Gruppe übernehmen, eine in Guernsey registrierte britische Handels- und Investmentgesellschaft, deren Betätigungsfeld in erster Linie in Russland und den Commonwealth-Staaten liegt. Das Unternehmen liegt zur Gänze in privatem Besitz und ist nicht verstaatlicht.#w1#
Doch während die Finanzierung bereits gesichert zu sein scheint, gibt es weiterhin viele Fragezeichen, was die Zusammenstellung des Teams angeht. Im Groben: Die italienische Rennwagenschmiede Dallara wird das Chassis bauen und damit in die Formel 1 zurückkehren, ein bereits in der Königsklasse aktiver Motorenhersteller soll als Partner gewonnen werden und als Fahrer wünscht man sich im Idealfall einen jungen Russen.
Dallara baut das Chassis, Hauptquartier in London
"Wir befinden uns gerade inmitten des personellen Auswahlverfahrens", erklärte Shnaider. "Das Auto wird in Zusammenarbeit mit Dallara in Italien gebaut und das Hauptquartier des Teams wird sich außerhalb von London befinden. Was einen Motorendeal angeht, sprechen wir mit den üblichen Verdächtigen, aber noch können wir keine Bekanntgabe machen. Ich denke aber, dass es im Januar oder Februar so weit sein wird."
Darüber hinaus unterstrich er, dass es "sehr wahrscheinlich" sei, dass zumindest ein Cockpit mit einem Russen besetzt wird - doch es stellt sich die Frage, wo der hergezaubert werden soll. Zwar hat Sergey Zlobin in der Vergangenheit schon für Minardi getestet, doch erstens fehlt es ihm am nötigen Talent und zweitens befindet er sich bereits in der Mitte seiner 30er. Da hilft auch die Unterstützung durch Geschäftsmann Alexy Zborovsky wenig.
Umso klarer formulierte Shnaider die Ziele von Midland F1: "Jeder will gewinnen. Midland F1 stellt da keine Ausnahme dar. Zuerst müssen wir aber unsere Hausaufgaben erledigen - ein Team zusammensetzen, die richtigen Leute holen, ein konkurrenzfähiges Auto bereitstellen. Dann können wir immer noch darüber nachdenken, Rennen zu gewinnen. Ich kann aber versichern, dass Siege ein Teil unseres Plans sind."
Shnaider kalkuliert mit 100 Millionen Dollar Budget
Der 36-Jährige, der nur in der Aufbauphase des Teams als Vorsitzender fungieren will, dann allerdings nichts mit der sportlichen Leitung zu tun haben wird, gab auch Einblick in das vorgesehene Budget: "Wir wissen, dass zum Überleben in der Formel 1 etwa 100 Millionen Dollar pro Jahr nötig sind, und wir sind bereit, diese zu investieren." Zum Vergleich: Die Spitzenetats in der Königsklasse liegen bei 300 und mehr Millionen Dollar.
Die Gründe für den Formel-1-Einstieg der Midland-Gruppe liegen auf der Hand, wie Shnaider darlegte: "Die Formel 1 ist global, umkämpft, taktisch und hochtechnisch. Ich verstehe nicht, dass bisher niemand realisiert hat, dass ein Formel-1-Team wie eine kostenlose NHL- oder NBA-Lizenz ist. Es ist eine der weltweit populärsten Sportarten. Die Gelegenheiten, dadurch einen Werbewert zu erzeugen, sind immens, und es überrascht mich, dass das noch nicht mehr Firmen entdeckt haben."
Obwohl die Pressemitteilung von Midland F1 auch auf der offiziellen Internetseite der Formel 1 publiziert wurde, was dem Projekt eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht, bleibt abzuwarten, ob Shnaider mit seinem Team tatsächlich eine konkurrenzfähige Mannschaft formieren kann. Nach dem momentanen Stand der Dinge fehlt der Midland-Gruppe nämlich jemand, der den Sport kennt - und Geschäftsleute haben sich schon oft die Zähne an der Formel 1 ausgebissen...

