Noch läuft bei Williams nicht alles rund...
Neuzugang Alexander Wurz fühlt sich bei Williams bereits pudelwohl, doch das Getriebe bereitet den Ingenieuren noch Sorgen - Cosworth mit dem V8 zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team testete diese Woche drei Tage lang im südspanischen Jerez de la Frontera. Zum Einsatz kam eine Interimsversion des letztjährigen Autos, genannt FW27C - mit neuem Cosworth-V8-Motor im Heck. Im Vordergrund stand dabei die Zusammenführung diverser neuer Faktoren beim einst so erfolgsverwöhnten Rennstall aus Grove.

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Diese Woche hielt einige Male der Kran vor der Williams-Box in Jerez an
Damit gemeint sind eben der Cosworth-V8-Motor, der die Kraftpakete von BMW ablöst, die Bridgestone-Reifen und natürlich Testfahrer Alexander Wurz. Letzterer kam am Mittwoch und Freitag zum Einsatz und spulte wegen einiger technischer Probleme nur 44 Runden ab. Dennoch zog der Österreicher zufrieden Bilanz: "Ich kann nur sagen, dass bei Williams sehr schnell und effizient reagiert und kommuniziert wird", schilderte er den 'Salzburger Nachrichten' seine ersten Eindrücke.#w1#
Wie Hermann Maier mit einem neuen Paar Skier...
"Beim Auto ist der Unterschied erheblich", verglich er mit seinem früheren Arbeitgeber McLaren-Mercedes, "allein der Motor ist völlig anders. Cosworth hat einen sehr guten Job gemacht und wird vorne dabei sein, was die Leistung des V8 betrifft." Und wie ist es, sich nach fünf Jahren im "Silberpfeil" umstellen zu müssen, Alexander? "Es ist wie wenn Hermann Maier das erste Mal mit neuen Ski und neuen Schuhen fährt. Für mich ist es auch eine komplette Umstellung der Arbeitsweise", entgegnete er.

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Alexander Wurz saß am Mittwoch und Freitag jeweils nur kurz im Williams Zoom
"Für mich war es ein nützlicher Test, denn ich konnte das Team und seine Arbeitsphilosophie einmal kennen lernen. Zwar war ich sehr beschäftigt damit, mich mit den Vorgängen und den Ingenieuren und Mechanikern vertraut zu machen, aber wir konnten sofort mit unserem Programm beginnen - und unterm Strich war es ein positiver Test", ergänzte der 31-Jährige, der übrigens seit Ende Dezember zweifacher Familienvater ist.
Und weiter: "Besonders happy bin ich über das Leistungsniveau bei meiner ersten Ausfahrt mit dem V8, und ich war auch zum ersten Mal auf Bridgestones unterwegs, die sich in den Kurven ganz anders anfühlen, genau wie auch hinsichtlich des Feedbacks am Lenkrad. Ich musste meinen Fahrstil ein wenig anpassen, um mich auf die Reifeneigenschaften einzustellen, aber es war gut, die Bridgestones auf einer für die Reifen schwierigen Strecke wie Jerez zum ersten Mal zu probieren", gab Wurz zu Protokoll.
Getriebe ist bei Williams noch der größte Schwachpunkt
Was die Fortschritte des Teams angeht, so scheint man sich zwar mit Motor und Reifen auf einem guten Weg zu befinden, doch das Getriebe bereitet den Mannen um den Technischen Direktor Sam Michael noch Kopfzerbrechen. Die Schwierigkeiten seien "zum Teil schon noch ein generelles Problem", gab beispielsweise Nico Rosberg gegenüber 'F1Total.com' zu, doch das Team ist zuversichtlich, dies spätestens mit der Einführung des FW28 in den Griff zu bekommen.
"Heute sind Mark (Webber; Anm. d. Red.) und Alex gefahren", erklärte Michael zum gestrigen Testtag, "und unser erster Test des Jahres 2006 ist damit beendet. Wir haben mit Marks Auto eine große Distanz zurückgelegt und konnten außerdem zum ersten Mal die Bridgestone-Reifen intensiv ausprobieren. Leider machte an Alex' Fahrzeug die Zuverlässigkeit Probleme. Jetzt werden wir diese Fehler ausbessern und nächste Woche mit Nico und Alex nach Jerez zurückkehren."
Cosworth mit der V8-Entwicklung weiterhin voll im Plan
Der Teil des Gesamtpakets, der im Moment am besten zu funktionieren scheint, ist offenbar der V8-Motor von Cosworth, der von der Presse seit Monaten mit Vorschlusslorbeeren überhäuft wird und diesen nun zumindest ansatzweise gerecht werden kann. Sogar einige Konkurrenzteams zeigten sich im Fahrerlager vom Kraftpaket aus Northampton beeindruckt, was in Formel-1-Kreisen immer als gutes Omen gewertet werden kann.
"Cosworths Testziel für Jerez", so Cosworth-Chefingenieur Simon Corbyn, "war das Sammeln von Kilometern und das Sammeln von Feedback der Fahrer über die neuesten Komponenten und Systeme des CA2006. Wir kommen mit dem Motor gut voran und arbeiten an der Finalisierung der Spezifikation für die ersten Rennen. Die Fahrer äußern sich sehr lobend über die Performance. Leider hatten wir heute Nachmittag einen Motorschaden, aber wir arbeiten an Lösungen für das Problem."
Übrigens: Rein von den Rundenzeiten her betrachtet war der gestrige letzte Testtag für Williams nicht gerade ein Erfolg, denn Webber und Wurz landeten am hinteren Ende des Feldes - nur Christian Klien (Red Bull Racing) brauchte noch länger für seinen schnellsten Versuch. Auf die Bestzeit fehlten Webber 1,987 Sekunden - und Wurz war noch einmal um 0,422 Sekunden langsamer...

