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  • 13.03.2015 10:39

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

"No Money, no Honey": Verwirrspiel um Manor-Marussia

Der Formel-1-Rückkehrer will wegen offener Rechnungen ein neues Team sein, kann aber nur unter altem Namen bei Bernie Ecclestone kassieren - Ferrari kooperativ

(Motorsport-Total.com) - Die gute Nachricht lautet: Marussia-Manor befindet sich mit Mitarbeitern sowie zwei Fahrern in Melbourne und hat zwei Autos in der Garage stehen. Die schlechte Nachricht ist: Keines der beiden fuhr am Freitag auch nur eine Runde. Um das Rückkehr-Märchen perfekt zu machen, müssten die Boliden von Will Stevens und Roberto Merhi funktionieren. "Es ist nicht nur die Software, es gibt viele Probleme", sagt Sportdirektor Graeme Lowdon. "Keines davon ist überraschend, keines ist ungewöhnlich."

Der Brite betont, dass Marussia-Manor den Australien-Grand-Prix nicht verpassen will. "Es wäre wirklich wichtig, dass wir am Start sind. Wir wollen von Anfang bis Ende ein Teil der WM sein." Das hat nicht nur sportliche Gründe. Lässt das ehemals insolvente Team das Rennen aus, wäre es nach denen in den USA, in Brasilien und in Abu Dhabi 2014 die vierte Fehlzeit. Einer strengen Auslegung der Formel-1-Verträge zufolge wäre das gleichbedeutend mit dem Verlust der gesamten Einnahmenbeteiligung.

Lowdon zeigt sich kämpferisch, obwohl das überarbeitete Vorjahresmodell noch keinen einzigen Kilometer gerannt ist: "Es gibt nichts, was wir tun würden, damit es langsamer vonstatten geht. Hätten wir Zeit für einen Test gehabt, wäre das schön gewesen, aber das war einfach nicht drin." Helfer in der Not war und ist Ferrari als Antriebslieferant: "Ich bin mit dem, was wir von ihnen erhalten, vollkommen zufrieden. Es gibt vieles, was wir klären müssen, aber wir klopfen nicht an die rote Tür", so Lowdon.

Was wurde aus den Schulden Marussias?

Er wäre schlecht beraten, würde er das wagen. Vor der Insolvenz stand Manor-Marussia mit 22,3 Millionen Euro bei der Scuderia in der Kreide. Angeblich sind die getilgt oder zumindest gibt es einen Zahlungsplan. "Um etwas klarzustellen", tastet sich Lowdon vor. "Manor Grand Prix Racing Ltd. hatte finanzielle Probleme und ist in die Insolvenz gegangen. Der Prozess, um Lösungen mit den Geldgebern zu finden, wurde mit dem Company Voluntary Arrangement abgewickelt." Soweit bekannt.

Mit dem angesprochenen Abwicklungsverfahren bei Zahlungsunfähigkeit werden in Großbritannien Firmen zurück in das operative Geschäft geführt. Nicht abgesicherte Gläubiger erhalten auf die eine oder andere Weise ihr Geld und ein Neustart wird möglich. Schleierhaft ist nur, wieso Manor-Marussia in Melbourne versucht, sich der Welt als neue Equipe zu verkaufen: "Wir haben einen neuen Vertrag mit Ferrari", sagt Lowdon. Auch Maurizio Arrivabene, Teamchef der Roten, nennt es Grundvoraussetzung der Zusammenarbeit, dass ein neuer Rennstall als Maranellos Vertragspartner agiert.


Fotos: Großer Preis von Australien


"Neues" Team zahlt Rechnungen bei Ferrari

Geld von Bernie Ecclestone gibt es aber nur, wenn Marussia - Neuntplatzierter Konstrukteurs-WM 2014 - startet. Obwohl der russische Sponsor nichts mehr mit dem Projekt zu tun hat, ist sein Name deshalb überall zu lesen. Arrivabene redet die Sache klein: "Wir sollten nichts ins Spiel bringen, was nur für das vergangene Jahr Relevanz besitzt. Es geht um ein Unternehmen und wir versuchen, Geld zurückzubekommen", deutet er einen Zahlungsplan an. "Jetzt arbeiten wir mit einer neuen Firma zusammen. Das ist etwas ganz anderes."

Entsprechend interessiert sei Ferrari, dabei zu helfen, die Autos in die Gänge zu bekommen, wobei die Software nicht das einzige Problem sei. Im Formel-1-Paddock kursieren Theorien, die das Gegenteil behaupten. "Sie haben uns gezeigt, dass sie ernsthaft darum bemüht sind, Verträge zu erfüllen", kontert Arrivabene und behauptet, dass Lowdon sich vom säumigen Schuldnern zum soliden Zahlemann gemausert hätte: "Ich habe Graeme ganz einfach gesagt: 'Jungs, wir helfen euch, aber: No Money, no Honey!'"

"Wir haben gesagt: 'No Money, no Honey!'"." Ferrari-Teamchef Arrivabene