• 12.11.2010 17:50

  • von Stefan Ziegler

Newey: Von der Erfüllung eines großen Traums

Bei Red Bull konnte Adrian Newey verwirklichen, was er schon bei Leyton House geplant hatte - Feucht-fröhliche Feier und Rauswurf in Brasilien

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey hat es wieder einmal geschafft: Die britische Designlegende hat einmal mehr ein Auto entworfen, das einer Formel-1-Saison seinen Stempel aufdrücken konnte. Das jüngste Geschoss aus der Feder von Newey hört auf den Namen RB6 und bescherte Red Bull 2010 bislang acht Siege, etliche Pole-Positions und noch mehr Freude. Und auch Newey selbst ist sehr zufrieden damit.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Adrian Newey entwarf den RB6 und half mit beim ersten Titelgewinn von Red Bull

Den Gewinn der Konstrukteurs-WM wertet der Routinier als großen Erfolg: "Dieser Sieg ist etwas Besonderes. Bei Red Bull lag die Herausforderung darin, dem Team dabei zu helfen, eine Infrastruktur aufzubauen. Ganz ehrlich: Das war eine größere Herausforderung, als ich angenommen hatte. Umso befriedigender ist es, einen Punkt zu erreichen, an dem wir unser Ziel umgesetzt haben", so Newey.

Entsprechend groß war der Jubel in Brasilien, als Sebastian Vettel und Mark Webber den ersten Platz in der Teamwertung mit einem Doppelsieg zementierten. Wie Newey gegenüber 'Reuters' bestätigt, ging bei den anschließenden Feiern aber nicht alles so glatt wie auf der Rennstrecke. Im Pulk wollte sich die Red-Bull-Mannschaft noch in einem Nachtklub verlustieren, doch soweit kam es aber nicht.¿pbvin|512|3275|dhabi|0|1pb¿

Ein Gorilla gebietet Newey Einhalt

Newey schildert die Situation aus seiner Sicht: "Christian (Horner, Teamchef; Anm. d. Red.), ein paar Renault-Jungs und ich gingen nach vorne zu den Absperrungen, weil wir nicht sicher waren, wo der Eingang war. Wir sahen unseren Teammanager Jonathan Wheatley und dachten, am rechten Ort zu sein. Christian und ich hüpften schließlich über die Barrieren." Und damit begannen die Probleme.

"Das Ende vom Lied war: Wir kamen nicht hinein." Adrian Newey

"Da kam auch schon ein Gorilla im Anzug auf uns zu", berichtet Newey. "Christian wurde dann wieder über die Absperrung gehievt und ich hob einfach nur meine Hände und rief 'Stop!'. Die Renault-Jungs hatten wohl den Eindruck, es wäre mal wieder Zeit für einige Unruhen à la Paris und die Sache geriet etwas aus dem Ruder", witzelt der Designchef. "Das Ende vom Lied war: Wir kamen nicht hinein."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Abu Dhabi


Ein vorläufiges Happyend nahm indes Neweys Partnerschaft mit Red Bull, zumal der Brite seine Fühler vor geraumer Zeit bereits anderweitig ausgestreckt hatte: "Eine Weile lang sah ich mich außerhalb des Sports um - im Schiffsbau. Dann stellte ich aber fest, dass eine neue Herausforderung auf mich warten könnte, sollte ich mich zum Beitritt zu einem neuen Team entschließen."

Die Vison von Leyton House

"Dort würde ich versuchen können, das zu erreichen, was wir damals bei Leyton House erzielen wollten. Das war ein Teil der Motivation, als ich zu Red Bull kam", meint Newey. Dem Designer schwebte vor, einen Rennstall mit aufzubauen und sukzessive an die Spitze der Formel 1 zu führen. "Das hatten wir bei Leyton House vorgehabt, hätte man uns dort nur die Möglichkeit gegeben."

"Ich bin wahrscheinlich der letzte Dinosaurier." Adrian Newey

Das Team trennte sich allerdings frühzeitig von Newey, der anschließend bei Williams und McLaren einige WM-Autos baute. Die Vorstellung, eine bis dato nicht mit Siegen verwöhnte Mannschaft nach vorne zu bringen, reizte den Hobbyrennfahrer aber doch. "Es ging darum, wieder in einer solchen Position und von Anfang an in ein Projekt involviert zu sein", sagt Newey - und es funktionierte.

Wahrscheinlich auch, weil Newey sich und seinem Erfolgsrezept über die Jahre stets treu geblieben ist. "Ich bin wahrscheinlich der letzte Dinosaurier", sagt der Red-Bull-Designer, der noch immer am Zeichenbrett steht. "So bin ich eben aufgewachsen. Ich mag es halt, in einem ordentlichen Maßstab zu zeichnen. Auf dem Zeichenbrett kann ich meinen Ideen Ausdruck verleihen", erklärt Newey.