Newey über KERS-Hintergründe

Der filigrane Red Bull leidet seit Saisonbeginn unter KERS-Problemen - Adrian Newey gibt einen Einblick in die Arbeit mit dem System

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey hat Red Bull ein schnelles, aber in Sachen KERS nicht immer zuverlässiges Auto gebaut. Dass das eine mit dem anderen einhergeht, beweist die Konstruktion des Star-Designers: "Ich denke, jeder weiß, dass wir in Sachen KERS eine aggressive Anordnung gewählt haben. Wir haben die Batterien entlang des Glockengehäuses verteilt, was mit Sicherheit eine feindliche Umgebung in Bezug auf die Hitze und die Vibrationen ist."

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Adrian Newey entschied sich für eine innovative Anordnung der KERS-Batterien

Hintergrund dieser Variante ist es, das Heck des Fahrzeugs so schmal wie möglich zu gestalten, um die Anströmung des Heckflügels zu verbessern. Kein anderes Team hat in dem Bereich ein so schmales Auto. "Alle anderen haben ihre Batterien am Boden des Treibstofftanks untergebracht", schildert Newey, dessen ungewöhnliche Lösung sicher Anteil am hohen Grundtempo des Red Bull hat.

Dafür nimmt der Brite aber auch in Kauf, dass das System nicht immer einwandfrei arbeitet: "Es ist keine große Überraschung, dass sich einige unserer Probleme von der Temperatur ableiten lassen." Dennoch scheint es, als hätte man diese thermischen Probleme mittlerweile im Griff.

Sebastian Vettel

Das schmale Heck des Red Bull ermöglicht eine bessere Anströmung Zoom

"Das Hauptproblem ist, dass wir ein unabhängiges Team sind. Wir sind eine Chassis-Manufaktur und auf Aerodynamik und normale mechanische Systeme, nicht jedoch auf KERS spezialisiert", gibt Newey zu bedenken und merkt an: "Wir haben uns das alles selbst beigebracht und stetig weitergelernt. Das Ganze ist eine sehr spezielle Angelegenheit und wir haben das ohne die Unterstützung eines Herstellers oder eines Hybrid-Partners bewältigt."

"KERS birgt noch etwas Performance in sich, deswegen haben wir es dieses Jahr im Auto. Wenn man zuverlässig an der 400-Kilojoule-Energiegrenze arbeitet, muss man es weiter verfeinern, am Gewicht arbeiten und Hitzereaktionen verbessern. Unser System ist sicher nicht das leichteste. Aber es ist das, was mit unseren Ressourcen möglich war", so Newey.

Das Chaos bei der Entscheidung über die Zukunft der Formel-1-Motoren hat die Planungen des ausgebildeten Luftfahrt-Ingenieurs etwas durcheinander gebracht: "Wir waren natürlich der Annahme, dass das aktuelle KERS lediglich eine Laufzeit von diesem und nächstem Jahr haben wird, bevor 2013 die neuen Motoren kommen. Das hat sich jetzt um ein Jahr verschoben", erklärt Newey und lässt offen, wie man dieses zusätzliche Jahr überbrückt: "Wir müssen jetzt entschieden, ob wir mit unserem System weitermachen oder ob wir einen anderen Weg gehen wollen."