• 23.05.2013 21:01

  • von Roman Wittemeier

Neues Regelwerk: Warum jetzt?

Die Teams sind mit dem Zeitpunkt der Einführung des neuen Regelwerks in der Formel 1 nicht glücklich: Hohe Kosten bedeuten große Gefahren

(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen des Grand Prix von Monaco geht es auch um Moneten und Motoren. Die Kosten für die neuen Antriebsstränge ab 2014 bereiten vielen Teams große Sorgen. Die Preise für eine solche Einheit werden sich im Zuge der Umstellung auf V6-Turbo-Hybrid voraussichtlich mehr als verdoppeln. Ob Teams wie Marussia, Caterham, Williams, Sauber und Co. dieses Geld aufbringen können, ist derzeit noch ungewiss. Zwischen 20 und 25 Millionen US-Dollar sollen die Abtriebe von Ferrari, Mercedes und Renault pro Jahr kosten.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali, Martin Whitmarsh

Neue Regeln ab 2014: Die Teamverantwortlichen sehen Gefahren Zoom

"Ich habe damals im ersten Jahr 28 Millionen Dollar für den Ferrari-Motor bezahlt, für das Folgejahr waren 32 Millionen aufgerufen. Ich musste damals fast alles im Voraus bezahlen - im September, Oktober oder November", erinnert sich Alain Prost an seine Zeit als Teambesitzer. Der französische Ex-Formel-1-Pilot ging mit seiner Mannschaft Ende des Jahres 2001 in die Insolvenz. Auch die hohen Kosten für Triebwerke hatten ihm das Genick gebrochen.

Warum muss man ausgerechnet jetzt ein Reglement einführen, das mir einer regelrechten Kostenexplosion verbunden ist? Diese Frage stellt sich Bernie Ecclestone schon seit Monaten. Immer wieder weist der Formel-1-Boss in aller Deutlichkeit auf die Gefahren hin. Die Existenz von Teams ist in Gefahr. Die Show in der Königsklasse funktioniert derzeit gut. Warum also Änderungen, deren Auswirkungen bislang überhaupt nicht abzuschätzen sind?

Kosten hoch und Spannung weg?

"Ich weiß auch nicht, ob man den Zeitpunkt gut gewählt hat", sagt Lotus-Besitzer Gerard Lopez. "Ich kann verstehen, dass die Hersteller gerne Motoren haben möchten, die näher an dem sind, was sie den Menschen in ihren Straßenfahrzeugen verkaufen. Auf der anderen Seite kommt die Änderung gerade jetzt, wo unsere Rennen so aufregend sind. Die Autos sind fast alle auf einem Level, die Rennen sind offen. Hoffentlich ändert sich das nicht zu sehr."

"Überraschungen sind in Ordnung, aber überraschend große Abstände nicht. Niemand weiß bisher, wie es sich darstellen wird. Das ist für uns alle ein Schritt ins Ungewisse", sagt der Geschäftsmann aus Luxemburg, der im kommenden Jahr für die neuen Renault-Triebwerke deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. "Zumindest werden wir keine Diskussionen um Reifen haben. Da werden andere Dinge im Vordergrund stehen", begegnet Force-India-Vizeteamchef Robert Fernley der Ungewissheit mit Humor.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Donnerstag


Die Formel 1 wird einmal durcheinander gewürfelt. Langjährige Partnerschaften zerbrechen, neue Kooperationen werden entstehen. Ferrari wird 2014 vermutlich drei Teams ausstatten (Werksteam plus Sauber und Marussia), Mercedes deren vier (Werksteam plus Force India, McLaren und Williams) und Renault soll die Fahrzeuge von Lotus, Red Bull, Toro Rosso und Caterham befeuern. Und 2015 kommt Honda.

"Es ist eine massive Veränderung, wahrscheinlich die größte Veränderung in der Formel 1 seit 25 Jahren. Es ist höllisch teuer, vor allem wenn man bedenkt, dass man das diesjährige Auto entwickeln und gleichzeitig ein komplett neues Auto für 2014 aufbauen muss", klagt selbst Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dessen Mannschaft über erheblich größere Möglichkeiten verfügt als beispielsweise Caterham oder Marussia. "Das Timinig ist sicherlich nicht ideal. Vor allem für die kleinen Teams."