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"Neue" Formel 1: Button und Prost finden großen Gefallen

Jenson Button appelliert an seine Kollegen, sich mit negativen Kommentaren über die "neue" Formel 1 zurückzuhalten - Alain Prost ein Fan des neuen Reglements

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button feierte in Bahrain seinen 250. Grand-Prix-Start. WM-Punkte waren ihm beim Jubiläum nicht vergönnt. Mit zwei Runden Rückstand wurde der McLaren-Pilot als 17. und Letzter gewertet. Ende des Jahres läuft Buttons Vertrag in Woking aus. Wie es mit dem Weltmeister von 2009 danach weitergeht, ist noch offen.

Titel-Bild zur News: Formel-1-TV-Zeppelin für Luftaufnahmen

Die Formel 1 auf dem Weg zu neuen Höhen? Button und Prost glauben daran Zoom

Button selbst macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass er gern weiter Formel 1 fahren würde - trotz oder gerade wegen des neuen Reglements. "Klar, die Autos sind leiser, aber ich weiß auch, dass ich einen Job habe, den Millionen von Leuten gern hätten. Die Autos klingen vielleicht nicht so gut wie im vergangenen Jahr und sind auch nicht so schnell. Aber hey, es ist immer noch die Formel 1. Man kämpft gegen die besten Fahrer der Welt. Das ist es, was mir an diesem Sport so gefällt. Wenn man gewinnt, spielt es keine Rolle, wie das Auto klingt oder wie es aussieht", so der Brite.

Den Grand Prix von Bahrain bezeichnet Button ungeachtet seines eigenen Abschneidens als "ein phänomenales Rennen mit zahlreichen Teamduellen, die teilweise auf des Messers Schneide standen". So bekämpften sich die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg ebenso wie die beiden Force-India-Fahrer Sergio Perez und Nico Hülkenberg, die beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas oder die beiden Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel. "Letztendlich ging alles gut", schwärmt Button und spricht von einem "großartigen Rennen für die Fans und für den Sport".

Es wurde zu viel über den Sound gesprochen

Dank des unterhaltsamen Rennverlaufs verstummten in Bahrain auch die Kritiker, die zuvor vehement den Sound der "neuen" Formel 1 angeprangert hatten. "Wir haben ohnehin viel zu viel über den Sound der Autos gesprochen", findet Button und grinst: "Als in Bahrain auf der Strecke gegeneinander gekämpft wurde, fiel es plötzlich keinem mehr auf, wie leise die Autos waren. Es war einfach ein tolles Rennen - vor allem für Bahrain, wo wir normalerweise nicht so viele Überholmanöver sehen. Ich hoffe, dass es jetzt so weitergeht."

Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Gibt es in China eine Fortsetzung der Formel-1-Show aus Bahrain? Zoom

Gibt es schon am Sonntag in Schanghai eine Fortsetzung der Bahrain-Show? Button schließt es alles andere als aus. "So wie die neuen Antriebseinheiten funktionieren, könnte es neben der langen Geraden, der Star-Ziel-Geraden und der Anfahrt zur Haarnadel (Kurve 6; Anm. d. Red.) noch einige andere Stellen geben, an denen man sich unter Umständen neben einen Gegner setzen kann. Es sollte ein enges Rennen werden", blickt der McLaren-Pilot frohen Mutes auf den Grand Prix von China voraus.

Angesichts der aktuellen Leistungsdichte im Feld - Platzhirsch Mercedes einmal außer Acht gelassen - trauert Button der V8- und der V10-Ära nur bedingt nach. "Natürlich gab es Phasen in meiner Karriere, da klangen die Autos besser und sie waren schneller. Es gab mehr Abtrieb. Die Motoren drehten 20.000 Umdrehungen pro Minute und hatten 900 PS. Am Streckenrand gab es nur eine Reihe von Reifenstapeln. Das war etwas ganz anderes. Doch der Sport heute ist, wie er ist. Wir müssen tun, was wir können."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: China

Der Weltmeister von 2009 nimmt vor allem seine Kollegen in die Pflicht. "Als Fahrer dürfen wir uns nicht zu sehr beschweren. Wenn aber die Fans nicht glücklich sind, dann ist das etwas anderes. Wir müssen auf die Fans hören und Maßnahmen treffen, die ihnen zusagen. Es muss klar sein, dass der Sport ohne die Öffentlichkeit nicht existieren kann. Wir reden viel zu viel darüber. Es gibt zu viele negative Kommentare", kritisiert Button.

Prost überzeugt: "Alles richtig gemacht"

Auch Ex-Formel-1-Weltmeister Alain Prost stört sich an der Kritik, die speziell vor dem Grand Prix von Bahrain über die "neue" Formel 1 hereinprasselte. "Mir haben diese Kommentare gar nicht gefallen. Ich finde, es war einfach nicht sehr fair", so Prost, der inzwischen als Berater für Renault tätig ist.

Alain Prost

Alain Prost gefällt die Formel 1 anno 2014 - vor allem auch aufgrund der Technik Zoom

Der Franzose stört sich vor allem daran, dass nicht nur Medienvertreter, sondern auch Formel-1-Größen wie Luca di Montezemolo oder Bernie Ecclestone teilweise harte Kritik übten. Dem 83-jährigen Formel-1-Zampano nimmt er es noch ab, dem Ferrari-Präsidenten weniger.

"Wenn man direkt in der Formel 1 involviert ist, sollte man sich solche negativen Bemerkungen verkneifen. Sicher, Bernie war nie ein Freund der neuen Regeln. Von Luca war ich deshalb wesentlich mehr überrascht", sagt Prost und schüttelt den Kopf: "Ich kann es einfach nicht verstehen, denn eigentlich sollten doch alle in dieselbe Richtung gehen."

Der Franzose, der zwei seiner vier WM-Titel in der Turbo-Ära der 1980er- und die anderen beiden Titel in der anschließenden Saugmotor-Ära gewann, ist selbst ein großer Fan des neuen V6-Turbo-Reglements und ist überzeugt, dass die Formel 1 eine Umwälzung nötig hatte

"Die Leute vergessen, dass die Zuschauerzahlen in den vergangenen zwei, drei Jahren zurückgingen. Ich hatte einige Gespräche mit Führungspersönlichkeiten von Renault und bin mir nicht sicher, ob Renault geblieben wäre, wenn man bei der Technik nicht diesen neuen Weg eingeschlagen hätte. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Honda zurückgekommen wäre. Meiner Meinung nach wurde alles richtig gemacht", so Prost.

Was Honda und deren Comeback an der Seite von McLaren zur Saison 2015 betrifft, stimmt Button zu: "Die Technologie, die wir in der Formel 1 einsetzen, hilft den Herstellern. So haben sie eine Bühne, auf der sie Technologien für den Straßenverkehr erproben können. Das ist nicht zuletzt einer der Gründe, warum auch Honda zurückkommt."