• 25.08.2009 10:59

Nelson: "Wir sind zuversichtlich"

Williams' Chefingenieur Rod Nelson im Interview über das Rennen in Valencia, das Abschneiden seiner Piloten und den Ausblick auf Spa-Francorchamps

(Motorsport-Total.com) - Zum siebten Mal in Folge fuhr Nico Rosberg in Valencia in die Punkte und bescherte seinem Williams-Team beim erst zweiten Auftritt in der spanischen Mittelmeermetropole vier wichtige Punkte. Teamkollege Kazuki Nakajima musste hingegen nach einem Reifenplatzer die Segel streichen. Im Interview sprach Chefingenieur Rod Nelson über den Wochenendverlauf seiner beiden Rennfahrer.

Titel-Bild zur News: Rod Nelson

Williams' Chefingenieur Rod Nelson war früher beim Renault-Team beschäftigt

Frage: "Rod, wie haben die hohen Temperaturen in Valencia die Leistung des FW31 beeinflusst?"
Rod Nelson: "Obwohl es sich in Valencia ungeheuer heiß angefühlt hat, waren die Temperaturen in Wahrheit gar nicht übermäßig hoch. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit fühlte sich das Wetter extrem heiß an."#w1#

"Zum Vergleich: Beim Großen Preis von Bahrain hatten wir eine Lufttemperatur von 39 Grad Celsius und eine zehnprozentige Luftfeuchtigkeit. Hier in Valencia zeigte das Thermometer nur 31 Grad Celsius an, wobei die Luftfeuchtigkeit bei 60 Prozent lag."

Die "grüne" Strecke wurde immer besser

Frage: "Gab es bei eueren Autos Probleme mit den Reifen?"
Nelson: "Wir hatten keine großen Schwierigkeiten mit dem Reifenabrieb, nein. Wir hatten etwas Graining auf dem linken Vorderreifen, doch das hatte keinen bedeutenden Einfluss auf die Leistung."

Frage: "Wie sehr haben sich die Streckenbedingungen im Laufe des Wochenendes verändert?"
Nelson: "Obwohl der Kurs nicht allzu staubig war, befand sich zu Beginn der Trainingssessions am Freitag noch überhaupt kein Gummi auf der Strecke - die Rennbahn war also noch recht 'grün'."

"Wir sind mit den weichsten Reifen im Sortiment von Bridgestone gefahren, welche richtig viel Gummi auf die Strecke legten. Das hat sicherlich zur Erhöhung des Gripniveaus beigetragen. Im Schnitt haben sich die Rundenzeiten pro Einheit etwa um eine Sekunde verbessert."

"Es gab Probleme mit dem Kontrollsystem des Gaspedals." Rod Nelson

Frage: "Wodurch wurde das technische Problem bei Kazukis Wagen in der Qualifikation verursacht? Wo hätte er sich ohne diesen Zwischenfall qualifiziert?"
Nelson: "Es gab Probleme mit dem Kontrollsystem des Gaspedals, als er mit seinem Wagen den zweien Run der Qualifikation bestritt."

"Wir haben ein Sicherheitssystem an Bord, welches den Motor abstellt, wenn es bemerkt, dass die Pedale nicht den Befehlen des Fahrers folgen. Dieses System hat sich eingeschaltet und Kazuki musste auf der Strecke anhalten. Nico und Kazuki lagen an diesem Wochenende stets eng beieinander - bis zu diesem Punkt."


Fotos: Williams, Großer Preis von Europa


"Die Top 10 wäre also sicherlich drin gewesen. Das kann man aber nur schwer einschätzen, weil es im Starterfeld derzeit wirklich sehr eng zugeht. Ich würde aber schätzen, dass er sich in der Region zwischen Platz sechs und Rang neun qualifiziert hätte."

KERS war kein Problem

Frage: "Wie haben sich euere Fahrzeuge am Start im Vergleich zu den KERS-Autos von McLaren und Ferrari geschlagen?"
Nelson: "KERS war am Start aus zwei Gründen kein großes Problem: Zum einen wird die erste Kurve nach dem Start nicht immer mit Vollgas genommen, weshalb die KERS-Autos ihre 80 zusätzlichen PS ohnehin nicht derart ausnutzen konnten. Dazu kommt, dass es bis zum ersten harten Bremspunkt in Kurve zwei nur ein relativ kurzer Weg ist."

Frage: "Nico kam knapp eine Sekunde hinter Heikki Kovalainen ins Ziel. Wäre der vierte Platz für ihn drin gewesen?"
Nelson: "Wir hatten es eigentlich darauf abgesehen, mit Nico vor Räikkönen zu landen. Das wäre möglich gewesen. Allerdings verloren wir mit Nico zu Beginn seines zweiten Stints unerwartet einiges an Leistung, weshalb wir hinter Räikkönen ankamen - und auch hinter Kovalainen."

"Wir hatten es eigentlich darauf abgesehen, mit Nico vor Räikkönen zu landen." Rod Nelson

Frage: "Wodurch wurde Kazukis Plattfuß in Runde 39 verursacht und weshalb konnte er das Rennen nicht beenden?"
Nelson: "Als uns die Lauffläche des linken Hinterreifens zurückgegeben wurde, bemerkten wir einen riesigen Schnitt, den wir für den Auslöser der Reifenpanne halten. Grosjean hatte bei einem seiner Reifen wohl ein ähnliches Problem. Wahrscheinlich wurde der Schaden von einem Teil auf der Strecke hervorgerufen, einem Kerb zum Beispiel."

"Wir haben anhand der Daten erkannt, dass das Getriebe möglicherweise eine Beschädigung davongetragen hatte, als Kazuki mit dem platten Reifen zurück an die Box gefahren ist. Wir wollten keine gefährliche Situation bei einem Versagen des Bauteils auf dem Kurs riskieren und haben den Wagen daher zurückgezogen."

Frage: "Wie wird der FW31 deiner Meinung nach in Spa funktionieren?"
Nelson: "Wir haben in den vergangenen Rennen gesehen, dass der FW31 auf den meisten Streckentypen recht konkurrenzfähig ist. Wir werden in Spa zudem einige neue Aerokomponenten einführen, die uns dabei helfen sollten, unsere relative Wettbewerbsfähigkeit zu halten. Wir sind zuversichtlich, ein gutes Ergebnis zu holen."