• 22.02.2005 13:07

Neale: "Es wird ein interessantes Jahr werden"

Jonathan Neale, Chef von McLaren Racing und damit zuständig für die Renneinsätze, über die Erwartungen für die Saison 2005

(Motorsport-Total.com) - Jonathan Neale ist bei McLaren-Mercedes der zuständige Mann für die Renneinsätze und damit auch verantwortlich für alle Abläufe an der Strecke. Im Rahmen des 'West Media Day' gab der Engländer einen Einblick in die Vorbereitungen des Teams auf die Saison 2005. Einen Schwerpunkt dabei bildeten die zahlreichen Regeländerungen.

Titel-Bild zur News: Jonathan Neale, Managing Director McLaren Racing

Jonathan Neale: McLaren-Mercedes geht gut vorbereitet in die Saison

Frage: "Wie fühlst du dich so kurz vor dem Start der Saison? Stand in der Winterzeit viel Arbeit an?"
Jonathan Neale: "Im McLaren-Mercedes-Team stand in den vergangenen drei oder vier Monaten viel konzentrierte Arbeit an. Jeder fragt nun, wie gut das Auto ist, und wir stellen uns selbst natürlich die gleiche Frage und blicken auf die Konkurrenz, aber wirklich sicher können wir erst in Australien sein. Wir hoffen, dass wir einen starken Start haben werden, und wir freuen uns darauf, dass in Melbourne der Wettbewerb wieder beginnt."

"In dieser Saison gibt es zudem einige wichtige Regeländerungen. So müssen die Reifen das Qualifying und Rennen durchstehen, und eine der Herausforderungen für die Teams in diesem Jahr ist nicht die Reifenentwicklung selbst, sondern die Testbedingungen. Die Wintertests finden hauptsächlich auf der Iberischen Halbinsel statt, die Temperaturen lagen zumeist zwischen zehn und zwölf Grad Celsius. Das liegt weit unter den Temperaturen bei den ersten Rennen. Die Wahl für Australien ist bereits getroffen, die für Malaysia folgt demnächst, gerade dort ist der Reifenverschleiß hoch, die Streckentemperaturen erreichen 40-45°C. Michelin und wir haben viel getestet, um diese Simulation dazu zu verwenden, um vorherzusagen, wie die Reifen bei diesen Streckentemperaturen funktionieren werden."#w1#

Frage: "Die neuen Motoren müssen nun zwei Rennwochenenden halten. Angesichts der Probleme im vergangenen Jahr: Kannst man garantieren, dass der Motor zuverlässig sein wird?"
Neale: "McLaren und Mercedes-Benz sind schon seit einiger Zeit ein starkes Team. Um ein Formel-1-Auto zu einem Siegerauto zu machen, braucht man ein gutes Paket. Das reicht von großartigen Fahrern über ein starkes Chassis, einen kraftvollen Motor bis zum richtigen Gummi. Ich denke, dass wir alle zu Beginn des vergangenen Jahres enttäuscht waren. Das Paket und die Zuverlässigkeit entsprachen nicht unserem gewohnten Standard. Wenn man sich aber die Leistungen auf der Strecke in der zweiten Saisonhälfte ansieht, auch bezüglich der Zuverlässigkeit, dann zeigt das, dass wir verstanden haben, was wir brauchten, um das Blatt zu wenden."

"Aber Garantien gibt es in der Formel 1 keine. Man muss hart arbeiten und Lösungen finden. Wir konnten mit dem Auto in den vergangenen Wochen viel fahren. Wir kennen das derzeitige Paket, wir wissen, was wir noch zu tun haben. Wir sind in einer ordentlichen Form, aber eine Einschätzung ist unmöglich, bis die Rennen nicht begonnen haben. Es wird ein interessantes Jahr werden."

Frage: "Seit 1966 zählt McLaren zu den erfolgreichsten Teams in der Formel 1. Wird sich dies fortsetzen? Und wie bereitet ihr euch auf das erste Rennen vor?"
Neale: "Wir sind so gut vorbereitet, wie es nur geht, haben alle verfügbare Zeit genutzt. Eine Voraussetzung für den Erfolg sind gute Fahrer, und ich denke, wir haben starke Fahrerpaarungen - sowohl für die Rennen, als auch für das Testen. Wir haben Fahrer, die siegen wollen. Jeder bei uns möchte gewinnen, darum geht es bei McLaren-Mercedes. Aber wir müssen abwarten, wie es in Australien laufen wird."

Frage: "Derzeit wird viel über Kosteneinsparungen geredet. Haben die neuen Regeln hier bereist Wirkung gezeigt?"
Neale: "Wenn man vergleicht, was in den vergangenen vier Jahren ausgegeben wurde, dann haben die Änderung am Bodywork und den Reifen keinerlei Einsparungen gebracht. Wenn man sich ansieht, wie viele Kilometer wir für die Reifentests absolvieren mussten, die ja auf Longruns abzielen, dann hat das weiteres Geld gekostet."

Frage: "McLaren-Mercedes wird an den Freitagen ein drittes Auto einsetzen. Wer wird es fahren?"
Neale: "Im vergangenen Jahr nur Fünfter zu werden, war eine große Enttäuschung für das McLaren-Mercedes-Team, aber positiv daran ist, dass wir nun ein drittes Auto einsetzen dürfen. Man kann dieses Auto abstimmen, einen Blick auf die Reifen werfen, und insgesamt hat man einfach mehr Daten zur Verfügung. Pedro de la Rosa wird die ersten drei Rennen dieses Auto fahren, da er bisher die Hauptentwicklungen am MP4-20 gemacht hat. Alex Wurz konzentrierte sich auf den MP4-19B. Das Team wird danach entscheiden, wer bei den restlichen Rennen im Cockpit sitzen wird, abhängig vom Testprogramm und anderen Verpflichtungen."

Frage: "Am MP4-20 war eine neue Flügelkonstruktion an der Airbox zu bestaunen. Könnte es über diese Flügel noch zu Streitigkeiten kommen?"
Neale: "Unser Aerodynamikpaket liegt innerhalb der Regeln, aber es sieht natürlich dramatisch aus. Was man hinter dem Fahrer sieht, dieser mittlere Flügel, ist nur ein weiteres aerodynamisches Teil, das genauso funktioniert wie die anderen auch."

Frage: "Hat das Arbeiten im 'McLaren Technology Centre' einen Vorteil für das Team?"
Neale: "'McLaren Racing' ist im Februar des vergangenen Jahres in das 'McLaren Technology Centre' gezogen, damit ist das gesamte Team unter einem Dach. In Woking waren wir bis dahin auf sechs oder sieben Gebäude verteilt, das hat schon ein paar Probleme verursacht. Nun sind wir alle beisammen, was auch die Kommunikation verbessert, und hoffentlich macht uns das auch effizienter. Wir haben eine bessere Ausstattung und bessere Simulationsprogramme, auch die Fertigungsmöglichkeiten sind besser."

Frage: "Wurde der Arbeitsaufwand durch die Regeländerungen noch größer?"
Neale: "Es gab einige entscheidende Regeländerungen vor der Saison 2005, aber ein paar Änderungen gibt es jedes Jahr. Wenn wir ein Auto entwerfen, dann übernehmen wir ohnehin weniger als fünf Prozent vom alten Modell. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir auch im Laufe der Saison viele Änderungen am Auto machen. Die neuen Regeln haben aber auch den Ingenieuren die Chance gegeben, sich selbst zu beweisen."