Nach Charisma-Debatte: Ecclestone rudert zurück

Trotz Kritik: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hält Sebastian Vettel für den charakterlichen Maßstab - Sein Fluchen hätte früher niemanden interessiert

(Motorsport-Total.com) - Drei Weltmeistertitel hat Sebastian Vettel schon in der Tasche - und nun auch ein Lob von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: "Heute ist Sebastian der Maßstab", sagt der 82-Jährige in einem Interview mit 'Formula1.com' in Bezug auf dessen Charakter. Noch vor wenigen Tagen hatte Ecclestone hingegen verlauten lassen, dass Vettel im Vergleich zu anderen Größen der Königsklasse, wie Jochen Rindt, James Hunt oder Ayrton Senna, das Charisma fehle.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone und Sebastian Vettel verstehen sich im Normalfall recht gut Zoom

Doch dieser Aussage lässt der Brite eine ganz einfach Erklärung folgen: "Die Zeiten sind heute einfach anders, doch das gilt nicht nur für die Fahrer. Das ganze Umfeld hat sich verändert." Heutzutage gebe es zu viele Regeln und Pflichten, an die man sich halten müsse: "Erinnern Sie sich daran, als Sebastian auf dem Podium geflucht hat? Es gab sofort Ärger für ihn. Wären da James Hunt oder Graham Hill gestanden, dann hätte die das nicht interessiert. Niemanden hätte es interessiert."

"Schauen Sie sich doch einfach die TV-Kultur von heute an. Das 'F-Wort' ist doch Teil einer normalen Konversation. Ich glaube, dass Sebastians spontaner Gefühlsausbruch für viele kein Problem war - für einige wenige hingegen schon. Totaler Unsinn!", schimpft Ecclestone. "Wenn Sie mich fragen, was der wahre Unterschied zwischen früheren und heutigen Fahrern ist: Früher waren die Fahrer noch richtige Charakterköpfe und heute ist es ihnen nicht mehr erlaubt, Charakter zu zeigen."

Dennoch glaubt der Formel-1-Boss, dass sich Vettel charakterlich noch entwickeln kann: "Er wird da schon reinwachsen. Er hat jetzt viel Selbstvertrauen - und ein großer Teil des Charismas ist das Selbstwertgefühl. Nicht das Ego, wie einige Leute vielleicht denken. Ich sage: Schaut nächste Saison auf ihn."

Gefragt, ob Vettel Michael Schumacher bei der Anzahl der WM-Titel einholen kann, ist sich Ecclestone unschlüssig: "Das ist schwierig. Er hat noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Es stellt sich die Frage, ob sein Team so gut bleiben wird - oder wie schlecht die anderen sind. Als Michael seine fünf Titel mit Ferrari geholt hat, war das Team besser als die Konkurrenz - so wie Red Bull derzeit. Man weiß nicht, ob sie das fortsetzen können. Wir müssen abwarten."