• 12.10.2006 15:39

  • von Fabian Hust

Moss: "Ich wäre dumm genug..."

Ex-Formel-1-Pilot Stirling Moss über das Rennen in Suzuka und die Aussicht auf den "Kampf" um den WM-Titel beim Saisonfinale in Sao Paulo

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Japan in Suzuka war an für sich kein besonders spektakuläres Rennen, aber es war eines der bedeutenderen, da es Michael Schumacher um seinen achten WM-Titel gebracht haben könnte, als der Motor im Heck seines Ferrari seinen Dienst verweigerte: "Ich habe das Rennen wirklich genossen, auch wenn es vielleicht nicht so aufregend war wie jenes davor in China", so Ex-Formel-1-Fahrer Stirling Moss in seiner 'crash.net'-Kolumne.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Für Stirling Moss ist der Kampf um den Titel noch nicht gegessen

Michael Schumacher tut dem Briten "sehr leid": "Er tat alles, was er tun musste, und zum ersten Mal seit fünf oder sechs Jahren ließ ihn das Auto im Stich. Um ehrlich zu sein, ich war überrascht über den Schritt, den Renault zwischen dem Qualifying und dem Rennen machen konnte, als Alonso im Heck von Schumacher hing und vor dem Ausfall des Deutschen nicht abgeschüttelt werden konnte. Ich denke, dass dies auch Michael überraschte."#w1#

Und die ganze Welt blickt auf Alonso...

Die Tatsache, dass der Kampf um den WM-Titel erneut eine Wende erfahren hat, werde das Saisonfinale in Sao Paulo spannend gestalten: "Wenn Michael alles tut, also das Rennen gewinnt, was er für den Titel tun muss, dann werden wir auf Alonso blicken und schauen, ob er ins Ziel kommt oder nicht. Das würde das Blatt dann erneut wenden."

Der 16-fache Grand-Prix-Sieger macht sich Sorgen, dass das Rennen von Weltmeister Fernando Alonso in Sao Paulo durch einen Dritten gestört werden könnte: "Wir sprechen über ein sehr wichtiges Rennen, und falls er nicht ins Ziel kommt - ein anderes Auto seinen Flügel abbricht oder etwas anderes tut, was sehr einfach passieren kann - könnte das Pendel zu Gunsten von Michael umschwingen."

Gibt es überhaupt eine richtige Strategie?

Der 77-Jährige ist gespannt, wie Alonso das Rennen in Sao Paulo angehen wird: "Wird er denken, dass er lediglich einen Punkt benötigt, und sich aus diesem Grund auf diesem Punkt ausruhen, oder wird er auf die Strecke gehen, um Michael davon abzuhalten, das Rennen zu gewinnen?"

"Ich weiß nur, dass wenn ich an seiner Stelle wäre, dann würde ich dumm genug sein, um auf die Strecke zu gehen und zu sagen, dass dies ein Rennen ist und ich versuchen möchte, es zu gewinnen, da mir das Rennen mehr bedeutet als der Titel. Aber ich muss zugeben, dass man dies nicht so machen sollte."

Stirling Moss ist sich jedoch sicher, dass bei Alonso der Rennfahrer durchkommt, und er sich demzufolge mit Schumacher einen Kampf um den Sieg leisten wird: "Aber gleichzeitig wird ihm das Team den Ratschlag geben, dass er vielleicht realisieren sollte, dass es ausreicht, Achter oder besser zu werden, um den Job zu erledigen."

Der 67-malige Grand-Prix-Teilnehmer verweist darauf, dass eine solche Taktik auch nach hinten losgehen könnte: "Wenn man nur um den achten Platz fährt, dann könnte seine Konzentration nachlassen, aber ich denke, dass dies in Fernandos Fall nicht so sein würde. Wenn man nicht alles gibt, dann passieren Fehler leichter."

"Der schwierigste Ort im Rennen ist jedoch jener in Führung, es ist wesentlich einfacher, Zweiter zu sein und zu versuchen, den Führenden zu schnappen. Alonso ist clever genug, dass er dies nicht zulassen wird, auch wenn er nicht über jene umfangreiche Erfahrung verfügt wie Michael."

Ist Schumachers Aufgabe nur ein Trick?

Dass Michael Schumacher nach seinem Ausfall in Suzuka den Titel bereits als verloren erklärt hat, ist laut Moss nichts anderes als ein Psycho-Spielchen: "Er versucht, Alonso in die Falle zu locken, dass er sich sicher fühlt. Michael wird jede List nutzen, um cleverer zu sein als Alonso, um ihn zu überlisten, was auch immer. Michael ist die Nummer eins darin, ein sehr scharfsinniger Kerl."

Schumachers einzige Chance, den WM-Titel noch zu gewinnen, sei es, darauf zu bauen, dass sich Fernando Alonso mit dem achten Rang begnügen wird und ihm dabei ein Fehler unterläuft: "Dann spielt er in Michaels Hände. Ich denke, dass er alles versuchen wird, um Alonso in einen Fehler zu treiben."

Der Ferrari-Pilot habe es in seinem letzten Karriere-Rennen einfach, er werde auf jeden Fall auf Angriff fahren, wolle er doch mit einem Höhepunkt abtreten, ob dies nun der Sieg oder gar der achte WM-Titel sei.

Die Teamkollegen als Schlüsselfiguren

Selbst wenn Teamkollege Felipe Massa das Rennen anführe, werde Ferrari dafür sorgen, dass dem Rekord-Sieger ein würdiger Abschied beschert wird: "Man kann überrascht sein, wie gut Massa ist, es ist unglaublich, dass er sich zwei Pole Positionen gesichert hat, aber ich denke, dass er auf seinen Sieg auf heimischem Boden noch warten muss."

Den Teamkollegen könnte im letzten Rennen eine entscheidende Rolle zu kommen, und Moss wäre gerne bei der Besprechung der Teams "eine Fliege an der Wand": "Giancarlo könnte versuchen, Michael so sehr unter Druck zu setzen, dass er einbricht, dann würde dies Alonsos Ergebnis akademisch gestalten."

"Und ich bin mir sicher, dass er dies gern tun möchte, möchte er doch das Rennen gewinnen, falls er dies tun kann." Der Brite sieht den Vorteil bei Fisichella, weil er im Gegensatz zu Massa im Kampf um den dritten Platz in der Fahrerwertung frei auffahren könne.