• 27.02.2003 16:09

  • von Fabian Hust

Mosley: Tabakindustrie bestimmt Anzahl der EU-Rennen

FIA-Präsident Max Mosley rechnet damit, dass es in den kommenden Jahren nur noch eine Hand voll Rennen in der EU geben wird

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley hat in einem Interview mit der 'Financial Times' noch einmal klar gemacht, dass der Formel 1 wegen des Tabakwerbeverbots in der EU der Verlust der meisten Rennen droht. Der Präsident des Automobilweltverbandes machte dabei deutlich, dass die Tabakkonzerne entscheiden werden, wie viele Rennen sie innerhalb der EU ohne Tabakwerbung auf den Autos dulden: "Das unvermeidliche Resultat wird sein, dass die Anzahl der Rennen in der EU bis an den Punkt reduziert wird, an dem die Tabakunternehmen es akzeptieren werden", so der Brite.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley bleibt seiner Politik der Unnachgiebigkeit treu

In einem angeregten Briefwechsel zwischen dem EU-Gesundheitskommissar David Byrne und Mosley haben sich beide Parteien gegenseitig ein nicht nachvollziehbares Verhalten vorgeworfen. Während sich die EU auf ein einheitliches Tabakwerbeverbot für den 1. Oktober 2006 einigte, sich die Formel 1 bereit erklärte, sich an dieses Datum zu halten, legte man die Frist urplötzlich ohne Rücksprache mit der FIA um rund ein Jahr nach vorne.

Die FIA fackelte aus diesem Grund nicht lange und kündigte an, das Rennen in Österreich ab 2004 aus dem Kalender zu streichen, um Platz für Rennen in Bahrain und China zu machen, wo Tabakwerbung erlaubt sein wird. Und obwohl man schon seit Jahren in Frankreich und Großbritannien ohne Werbung für den blauen Dunst fährt, strich man den Belgien-Grand-Prix aus dem Kalender, weil dort schon ein Tabakwerbeverbot ab Juli dieses Jahres gilt.

Experten werfen beiden Parteien vor, unverantwortlich zu verhandeln. Der EU, weil sie sich nicht an die eigenen Vorgaben hält und der Formel 1, weil sie sich nur wegen der Tabakwerbung aus der EU zurückzieht und damit riskiert, dass die ganze Serie darunter leidet. Schlussendlich sind die Millionen dieses Industriezweigs ersetzbar, wie zum Beispiel das BMW-Williams-Team zeigt, das stattdessen auf die High-Tech-Industrie als Sponsor setzt.

Schlussendlich bleiben laut Mosley nur noch "drei oder vier Rennen in der EU, alle anderen Rennen würden außerhalb der EU stattfinden." Ein Horrorszenario für die "Königsklasse des Motorsports", die in Europa ihre Wurzeln hat. Auch die Automobilhersteller dürften nicht begeistert sein, dass das Interesse der Formel 1 in dem so wichtigen Europäischen Markt zwangsläufig sinken wird.

Dennoch bleibt Mosley bei seiner Meinung, dass die EU sich ins eigene Fleisch schneidet: "Man kann sofort sehen, dass die Entscheidung der EU-Kommission, das Datum zu verändern, komplett dumm ist, denn die Zigarettenwerbung wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit weitergehen und kommt dann über das Fernsehen von außerhalb Europas."