• 06.02.2009 10:07

  • von Roman Wittemeier

Mosley: "Müssen das Desaster stoppen"

Beim Thema Sparen liegen Max Mosley und Bernie Ecclestone auf einer Wellenlänge: Die Notwendigkeit reduzieren, Geld auszugeben

(Motorsport-Total.com) - Die beiden Herrscher der Formel 1 treten zur Grundsanierung ihres Sports an. Max Mosley und Bernie Ecclestone legen auf dem Weg zu weiteren Sparmaßnahmen in der Königsklasse große Entschlossenheit an den Tag. Während allerdings der Vermarkter nur beobachtet und kommentiert, nimmt der FIA-Chef eine deutlich aktivere Rolle ein. "Es ist die größte Krise, die ich seit meinem Einstieg in der 1960er-Jahren erlebe", machte Mosley deutlich.

Titel-Bild zur News: Max Mosley (FIA-Präsident)

FIA-Chef Max Mosley mahnt die Formel-1-Teams zu mehr Sparbereitschaft

Mit aller Macht will der FIA-Präsident drastische Maßnahmen zur Kostensenkung durchsetzen, notfalls auch gegen den Willen der Teams. "Jeder kann sich vor Gericht beschweren. Aber ich kann mir keinen Richter vorstellen, der sagt: 'Was sie tun, ist falsch. Sie müssen den Leuten doch erlauben, in die Pleite zu gehen'." Die bisher verabschiedeten Sparpläne gehen Mosley nicht weit genug.#w1#

"Ich habe das Gefühl, dass die Einnahmemöglichkeiten schneller verschwinden, als wir neue Kostensenkung herbeiführen können. Sollte sich das tatsächlich bewahrheiten, dann gibt es keine Alternativen. Es gibt dann nur diesen Weg, oder gar keinen Weg. Wir hatten das Meeting mit der FOTA am 10. Dezember, aber die Situation ist heutzutage noch viel schlechter als damals. Die Autoindustrie ist im freien Fall. Alle hoffen auf ein Ende der Talfahrt, aber bislang ist das nicht in Sicht", malte Mosley ein düsteres Bild.

Hersteller haben Kosten in die Höhe getrieben

"Die Teams sind so groß geworden und haben soviel Geld ausgegeben. Es war ein bisschen aus dem Ruder gelaufen", stimmte Ecclestone im Gespräch mit der Agentur 'dpa' mit ein. "Selbst wenn wir nicht diese ökonomische Krise gehabt hätten - wenn es überhaupt das richtige Wort ist - mussten sie etwas zurückschrauben. Wir müssen die Notwendigkeit reduzieren, Geld auszugeben, um wettbewerbsfähig zu sein. Es darf kein Rennen sein, das das Team mit dem meisten Geld gewinnt."

"Es darf kein Rennen sein, das das Team mit dem meisten Geld gewinnt." Bernie Ecclestone

Die Kostenexplosion sei mit den großen Marken in die Formel 1 gekommen, fügte Ecclestone hinzu: "Was das Problem verursacht hat, war, dass die Hersteller mit großen Budgets eingestiegen sind und viel Geld ausgegeben haben. Aber das werfe ich ihnen ja nicht vor. Sie sind in die Formel 1 gekommen, um zu gewinnen." Das Problem an der Sache: Wer nicht gewinnt, zieht sich aus dem Sport zurück. Honda hat es vorgemacht.

"Die Teams stimmen grundsätzlich dem Weg zu weiteren Sparmaßnahmen zu. Aber sie wollen nicht, dass es so schnell geht", äußerte Mosley seine aktuellen Sorgen. Die Teamvereinigung FOTA sei wegen der verschiedenen Interessen der Hersteller und Teams möglicherweise zu schwerfällig. "Wir müssen aber schnell handeln. Es ist sehr ungesund, dass es kein frisches Blut in der Formel 1 gibt. Wir haben zwei freie Plätze für Teams. Falls Honda es nicht schafft, sind es sogar drei."

FOTA als Hemmschuh bei neuen Plänen

Zum Vergleich beschrieb Mosley weiter: "In einer Fußballliga wäre es undenkbar, dass es zwei freie Plätze gäbe. Es läuft etwas falsch in der Formel 1. Die Hindernisse für einen Neueinstieg sind einfach zu groß. Die Situation war schon vor der Krise schlecht, aber jetzt ist es ein Desaster. Das müssen wir stoppen. Schon 2010 muss sich grundlegend etwas ändern. Wir wollen die Teams dorthin bringen."

"Die Situation war schon vor der Krise schlecht, aber jetzt ist es ein Desaster." Max Mosley

Doch die FOTA beschäftigt sich zurzeit weniger mit weiteren Möglichkeiten zu Kostensenkung, vielmehr betreibt man umfassende Marktforschung, um die Show in der Formel 1 zu verbessern. Die Teamvereinigung würde ohnehin überschätzt, merkte Ecclestone an: "Ich habe es noch nicht erlebt, dass alle diese Teams, die gegeneinander wetteifern, sich einig sind. Sie mögen Presseerklärungen herausgeben, aber sie müssen nicht einer Meinung sein."

"Nehmen sie das Energierückgewinnungssystem KERS. Niemand will KERS - außer BMW. Sie wollen es, weil sie glauben einen technischen Vorteil zu haben. Es mag nicht gut sein für die Formel 1 generell. Aber es könnte gut sein für BMW. Man kann sie daher nicht dafür anklagen. So sind die Regeln. Ich klage sie dafür nicht an", sagte der britische Vermarkter der Königsklasse.