• 07.07.2002 10:12

  • von Marcus Kollmann

Mosley: Konkurrenzserie zur Formel 1 macht keinen Sinn

Der Brite erklärt die Probleme die er sieht und warum die GPWC ohne eine Zusammenarbeit mit der FIA große Probleme bekommen wird

(Motorsport-Total.com) - Die großen Automobilhersteller lassen im Kampf um eine gerechtere Beteiligung an den TV- und Vermarktungsrechten weiterhin die Muskeln spielen. Während die sportlichen Leistungen in der FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft 2002 derzeit die Schlagzeilen beherrschen, könnten schon bald die Abspaltungsbemühungen der Teams im Vordergrund stehen. Nach einem Treffen zwischen den Direktoren der GPWC (Grand Prix World Championchip) und Vertretern aller elf Formel-1-Teams, wurde anscheinend ein Konsens gefunden und Fortschritte erzielt. Noch seien zwar einige Dinge zu regeln, hieß es, jedoch hätte man dafür ja auch noch etwas Zeit, wurde von verschiedenen Seiten erklärt.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Mosley hofft auf eine Einigung zwischen den Herstellern und Ecclestone

Fest steht jedoch, die Teams setzen dem "Macher" der Königsklasse, Bernie Ecclestone, die Pistole auf die Brust. Entweder der Formel-1-Zampano akzeptiert die Bedingungen oder man wird sich über kurz oder lang selbstständig machen. Gerade die Etablierung einer Konkurrenzserie könnte aber Probleme bereiten. Ausgerechnet die FIA könnte den Teams und der GPWC Steine in den Weg legen. FIA-Präsident Max Mosley erklärte in einem Interview mit der 'Welt am Sonntag', dass für ihn "eine komplett neue Rennserie oder Meisterschaft unter vernünftigen Voraussetzungen grundsätzlich möglich" ist. Allerdings ist der 62-Jährige skeptisch, ob die Abspaltungsbemühungen eine gute Idee sind. Viel lieber würde auch er es sehen, dass sich die Teams mit Ecclestone einigen. "Eine zweite Rennserie", sagt Mosley, " wäre für das Publikum weniger interessant als eine einzige Top-Serie." Der Brite fürchtet, dass sich zwei große Motorsportserien gegenseitig das Wasser abgraben könnten und somit niemand etwas gewinnen würde. Allerdings scheint der FIA-Präsident zu vergessen, dass sich ausnahmslos alle Teams der neuen Serie anschließen werden, wenn sie dort bessere Rahmenbedingungen für die tägliche Bewältigung ihres Business finden.

Auf die Frage, ob die Hersteller denn überhaupt ohne die FIA und die bestehenden sportlichen und technischen Regeln eine eigene Serie durchführen könnten, wiegelt Mosley ab: "Nein. Die könnten nur außerhalb der bestehenden Strukturen der weltweit gültigen Regeln der FIA fahren. Sie könnten nicht unsere FIA-abgenommenen Strecken, Fahrer, Einrichtungen, nicht einmal unsere Streckenposten nutzen. Die Serie durchzuführen wäre deshalb enorm problematisch und würde auch so gesehen keinen Sinn machen. Denn alles, was die Formel 1 braucht oder was für eine Formel-1-Serie nötig ist, ist das, was das FIA-System an Technik- und Sicherheitsstandards zur Verfügung stellt."

Die Aussage Mosleys verdeutlicht, dass es also noch Verhandlungsbedarf gibt. Notfalls, und das sollte bei den Strecken auf denen derzeit keine Formel-1-Rennen ausgetragen werden kein Problem sein, könnte die Konkurrenzserie auf andere Kurse ausweichen - bis man eine Einigung gefunden hat. Außerdem entstehen in den nächsten Jahren einige neue Kurse, sodass an Rennstrecken grundsätzlich kein Mangel herrschen dürfte.

Bis zur Etablierung einer möglichen Konkurrenzserie werden jedoch noch einige Jahre vergehen, denn vor 2007 können die Teams sich auf Grund der im Concorde Agreement getroffenen Vereinbarungen nicht abspalten. Für Mosley hat derzeit aber ein anderes Thema größere Bedeutung als der Machtkampf zwischen den Herstellern/Teams und Ecclestone. Er will erreichen, dass das in der EU ab 2005 geltende Tabakwerbeverbot verschoben und das weltweit akzeptierte Datum des Verbots auch in Europa der 1. Oktober 2006 sein wird. Der Hintergrund für die Bemühungen des Briten liegt in der "Abhängigkeit" einiger Teams von den Sponsormillionen der Tabakkonzerne begründet. Auf Grund der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage könnten einige Teams nämlich länger auf die Gelder aus der Tabakbranche angewiesen sein als sie das ursprünglich geplant hatten.