Mosley: "Haben gleiches Maß angelegt"
FIA-Präsident Max Mosley findet nicht, dass das World Council in den beiden Spionagefällen ungleiches Maß angelegt hat
(Motorsport-Total.com) - Die beiden Spionagefälle 2007 - so muss man zumindest hoffen - sind endlich ausgestanden und vorbei, für Diskussionen sorgen aber immer noch die beiden Urteile des World Councils, die doch sehr unterschiedlich ausgefallen sind: Während McLaren-Mercedes aus der Konstrukteurs-WM ausgeschlossen und mit einer Geldbuße von 100 Millionen US-Dollar belegt wurde, kam Renault komplett ungeschoren davon.

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Gelten nicht gerade als Busenfreunde: Max Mosley und Ron Dennis
Die Hintergründe dieser Entscheidung können in den beiden Urteilsanalysen bei 'Motorsport-Total.com' nachgelesen werden (Renault und McLaren), doch auch wenn es zugegebenermaßen Unterschiede im Ausmaß der beiden Fälle gibt, erscheint die extreme Diskrepanz zwischen den Strafen doch etwas ungerecht. Diesen Vorwurf will FIA-Präsident Max Mosley aber keineswegs auf sich sitzen lassen.#w1#
Renault soll Informationen nicht genutzt haben
"Wir haben bei McLaren und Renault absolut gleiches Maß angelegt", stellte er in einem Interview mit der Internetseite des Fachmagazins 'auto motor und sport' klar. "McLaren wurde nicht dafür bestraft, weil Coughlan vertrauliche Informationen auf seinem Computer hatte. Das hatte Mackereth auch. Bei McLaren haben wir aber den Verdacht, dass diese Informationen genutzt worden sind."
Von einigen Beobachtern wurde die drakonische Strafe für McLaren-Mercedes auf das angespannte Verhältnis zwischen Mosley und Teamchef Ron Dennis zurückgeführt, doch auch diesen Vorwurf lässt der FIA-Präsident nicht gelten: "Ich habe kein Problem mit Ron. Ich will nur die Wahrheit hören, falls wir ein internes Problem zu lösen haben. Bei der Weltratsitzung am 26. Juli hatte ich nicht den Eindruck, dass er uns die Wahrheit erzählt hat."
Bekanntlich waren die Silberpfeile vom World Council in erster Instanz freigesprochen worden, ehe neues Beweismaterial auftauchte, das dazu führte, dass das Verfahren noch einmal aufgerollt wurde. Gleiches könnte übrigens auch Renault passieren: "Wie bei McLaren werden wir auch bei Renault den Fall wieder aufrollen, sollten sich neue Beweise ergeben. McLaren wurde bestraft, weil sie am 26. Juli nicht die Wahrheit gesagt haben. Renault hat von Anfang an zugegeben, dass die Informationen in einem größeren Kreis unter den Ingenieuren diskutiert wurden."
Silberpfeile müssen weiter zittern
McLaren-Mercedes kann übrigens noch immer nicht aufatmen, denn die Silberpfeile stehen quasi unter Bewährung: Sollte die FIA am 2008er-Auto irgendetwas finden, was auf gestohlenes geistiges Eigentum von Ferrari hindeutet, droht dem Team sogar der Ausschluss aus der kommenden Weltmeisterschaft. Eigentlich hätte nach einer eingehenden Untersuchung heute eine Entscheidung fallen sollen, diese wurde aber auf 14. Februar vertagt.
Mosley empfindet auch das keineswegs als ungerecht gegenüber Dennis und seinem Rennstall: "Wir hätten dieses leidige Kapitel gerne heute beendet, aber es gibt einen Report der Untersuchungskommission, der eine zweite Anhörung nötig macht. Glauben Sie mir: Wenn wir 26 Leute aus der ganzen Welt einfliegen lassen, dann haben wir gute Gründe dafür", teilte der Brite mit.
"Spionage" ist jedenfalls eindeutig das (ungeliebte) Modewort der Formel 1 2007. Das harte Durchgreifen der FIA, so Mosley, soll dafür sorgen, dass sich dieser Zustand nicht noch verschärft. Abgesehen von den beiden Untersuchungen gegen McLaren-Mercedes und Renault werde man auch sonst alles unternehmen, um Industriespionage so gut wie möglich einzudämmen beziehungsweise zu verhindern - den Wissenstransfer in den Köpfen wechselnder Ingenieure wird und will man ja nie kontrollieren können.

