Montoya wollte zu Ferrari oder Renault

Juan-Pablo Montoya wird 2007 NASCAR fahren, weil er nur von Williams ein Angebot vorliegen hatte - Ferrari oder Renault hätten den Kolumbianer gereizt

(Motorsport-Total.com) - Weil er hinter den Kulissen mit McLaren-Mercedes noch um Geld kämpft, war es in den vergangenen Wochen verdächtig still um NASCAR-Flüchtling Juan-Pablo Montoya. Nun hat er in einem Interview erstmals ausgesprochen, was ihn wirklich zu seinem Wechsel bewogen hat: Fehlende Angebote aus der Formel 1...

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya wäre 2007 gerne zu Ferrari oder Renault gewechselt

Zwar ist bekannt, dass Frank Williams den Kolumbianer gerne zurück in sein Team geholt hätte, doch die Perspektive, für ein derzeitiges Mittelfeldteam an den Start zu gehen, war für Montoya nicht so verlockend wie der sportlich und finanziell attraktive Vertrag mit Chip Ganassi. Um sich diese Chance nicht entgehen zu lassen, kehrte er der Königsklasse des Motorsports um einige Jahre früher als ursprünglich geplant den Rücken zu.#w1#

Keines der Topteams wollte Montoya haben

"Wenn mir Ferrari oder Renault ein Angebot auf den Tisch gelegt hätten, wäre es für mich sehr schwierig gewesen, zur Formel 1 Nein zu sagen." Juan-Pablo Montoya

Dabei wäre er an und für sich durchaus gerne in Europa geblieben, wenn auch nur bei einem absoluten Topteam: "Wenn mir Ferrari oder Renault ein Angebot auf den Tisch gelegt hätten, das genauso gut ist wie das in den USA, dann wäre es für mich sehr schwierig gewesen, zur Formel 1 Nein zu sagen", wird Montoya vom Magazin 'Grand Prix' zitiert. Allerdings waren die Türen bei diesen beiden Rennställen für ihn verschlossen.

"Am wichtigsten war mir die neue Herausforderung, denn in der Formel 1 hätte ich in dieser Ära vielleicht noch zwei oder drei Rennen gewinnen können. Ich wollte Weltmeister werden, aber dazu muss man auch das notwendige Material haben. McLaren hatte zwar sehr gutes Material, aber in diesem Jahr war es nicht möglich, damit den Titel zu holen, und ich weiß nicht, ob sich daran 2007 etwas geändert hätte", fügte er an.

Momentan hält sich Montoya mit seiner schwangeren Frau Connie und seinem Sohn Sebastian in Miami auf, wo er in Zukunft auch leben wird. Die Familienplanung habe für seine Entscheidung nämlich ebenfalls eine Rolle gespielt - genau wie die Tatsache, dass er nun noch "zehn bis 15" NASCAR-Jahre vor sich hat. An ein komplettes Ende seiner Rennfahrerkarriere denkt der 30-Jährige nämlich noch lange nicht.

Montoya hinterlässt keine Feinde in der Formel 1

"Ich glaube nicht, dass ich echte Feinde hatte." Juan-Pablo Montoya

Das Gefühl, in der Formel 1 Feinde hinterlassen zu haben, hat er übrigens nicht: "Ich glaube nicht, dass ich echte Feinde hatte. Dass es auf der Strecke mal Kämpfe gibt, muss ja nicht bedeuten, dass man verfeindet ist. Zum Beispiel haben alle immer gesagt, dass mich Ralf (Schumacher; Anm. d. Red.) hasst, aber das ist nicht so. Auch mit Alonso kam ich gut aus, genau wie mit vielen anderen Fahrern", sagte der siebenfache Grand-Prix-Sieger.

Auch die Behauptung, er habe die Formel 1 trotz offener Rechnungen verlassen, will er so nicht stehen lassen: "Als Kolumbianer in die Formel 1 gekommen zu sein und Rennen gewonnen zu haben", meinte er, "kann man absolut nicht als Versagen bezeichnen. Ich habe zum Beispiel 2003 um die Weltmeisterschaft gekämpft. Ich glaube nicht, dass es in den nächsten Jahren wieder einen Kolumbianer oder Südamerikaner geben wird, der so etwas schafft."

Geld soll angeblich keine Rolle gespielt haben

"Geld war für mich kein entscheidender Faktor." Juan-Pablo Montoya

"Geld war für mich kein entscheidender Faktor, den NASCAR-Vertrag zu unterschreiben", bestritt Montoya Spekulationen, wonach dies seine Hauptmotivation gewesen sein soll. "Ich habe Chip Ganassi in einem Gespräch erklärt, wie sehr ich Rennen gewinnen möchte und was erforderlich sein würde, um mich unter Vertrag zu nehmen. Danach war die ganze Sache mit allen Details in nur einer Stunde klar."

"Total falsch" seien Medienberichte, wonach ihn McLaren-Mercedes gefeuert habe, weil er das Team vor seiner NASCAR-Bekanntgabe nicht rechtzeitig informiert haben soll: "Ich konnte eine Bekanntgabe machen, wann immer ich wollte, musste da nichts mit McLaren besprechen." Laut Darstellung aus dem silbernen Lager soll Montoya Teamchef Ron Dennis ja erst wenige Stunden vor der Präsentation des Ganassi-Deals angerufen haben.