• 09.06.2002 15:33

  • von Fabian Hust

Montoya ohne Vertrauen zu Michael Schumacher

Montoya erklärt, warum er Schumacher nicht vertraut, weshalb er aber mit ihm eines Tages dennoch befreundet sein könnte

(Motorsport-Total.com) - Seit nunmehr anderthalb Jahren ist Juan-Pablo Montoya in der Formel 1 und längst kann man ihn als etablierten Fahrer bezeichnen. Auch das private Leben von Montoya verläuft auf gefestigten Bahnen. Noch in diesem Jahr möchte er seine Verlobte Connie vor den Traualtar führen und eines Tages will er auch Kinder haben, aber erst dann, wenn er ausreichend Zeit hat, um sich um sie kümmern zu können. Abgesehen davon ist der 26-Jährige "kein geselliger Mensch", wie er in einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' meint.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Montoya

Vielleicht werden Montoya und Schumacher doch noch einmal Freunde...

Der BMW-Williams-Pilot gilt in der Szene als einer der furchtlosesten Piloten. Vielleicht liegt das daran, dass der Wahlmonegasse in seiner Heimat Kolumbien abgehärtet worden ist: "Wir Kolumbianer leben in einer Art Ausnahmezustand. Es ist seit 30 Jahren dieselbe Situation. Ich bin mit der Gefahr aufgewachsen." Nach seiner Formel-1-Karriere möchte Montoya aus diesem Grund auch viel lieber in den USA wohnen anstatt in seine Heimat zurückzukehren. Dennoch will er lieber in der Heimat in Südamerika heiraten.

Sein Teamchef in der amerikanischen CART-Serie meinte einmal, dass man im Fahrerlager keine Freunde habe, wenn man sie nicht mitbringe. Doch selbst in der harten Formel 1 gibt es die eine oder andere Freundschaft, da macht Juan-Pablo Montoya keine Ausnahme: "Der Einzige, den ich als Freund bezeichne, ist Rubens Barrichello. Mit dem gehe ich auch essen. Ich kenne ihn seit zehn Jahren." Angespannter ist das Verhältnis hingegen zu Michael Schumacher, doch eine Freundschaft in Zukunft schließt Montoya nicht aus: "Vielleicht ändert sich ja unser Verhältnis einmal."

Auch in den USA habe es zu Anfang Fahrer gegeben, die Montoya "nicht ausstehen" konnte und das Verhältnis wurde schließlich trotzdem besser. Die Duelle mit dem Ferrari-Piloten seien im Moment nicht angenehm, weil er dem Deutschen nicht vertrauen könne, was aber sehr wichtig sei: "Du brauchst Vertrauen, wenn du mit 300 Sachen unterwegs bist", so Montoya, der sich selbst nicht als aggressiv bezeichnet: "Ich fahre wie jeder andere auch. Okay, manchmal wage ich vielleicht ein bisschen mehr als andere. Aber dafür bin ich doch da: den Job ein bisschen besser zu machen als die Konkurrenz."

Noch immer muss Montoya an den Crash von Brasilien denken: "Ich bin ihm reingefahren, aber er war schuld, weil er rüberzog. Wäre er nur eine Sekunde früher rübergekommen, wäre ich abgeflogen und er wäre der Buhmann gewesen, nicht ich. Aber wenn einer über zehn Jahre in der Formel 1 fährt und der andere sein zweites Jahr, dann hat immer der Neuling schuld. So läuft das eben", beschwert sich Montoya in der 'WamS'. Auch die Kollision in Malaysia geht laut Montoya voll auf Schumachers Kappe, auch wenn die Rennleitung ihn bestrafte: "Wenn dich jemand von der Strecke kickt, geht das wirklich zu weit. Die Rennleitung irrt manchmal so, wie sich Richter im Strafrecht irren und Unschuldige ins Gefängnis stecken."

Unterstützung erhält der Weltmeister hingegen in Sachen Stallorder. Er verstehe die ganze Aufregung nicht: "Du kannst sie nicht verbieten, und das ist gut so. Formel 1 ist Mannschaftssport. Ferrari will Weltmeister werden, und sie haben die kluge Entscheidung getroffen, es mit Michael zu versuchen. Michael hat richtig gehandelt, weil das Team so entschieden hat. Stellen Sie sich vor, er hätte sich geweigert. Dann hätten doch seine Mechaniker und die Teamleitung gesagt: Wir wollen dir helfen, aber du lässt dir nicht helfen, also kannst du dir künftig unsere Hilfe an den Hut stecken."