• 20.08.2004 10:00

  • von Fabian Hust

Montoya: Die Gewohnheit ist die größte Enttäuschung

Der BMW-Williams-Pilot über Ferrari, das "Duell" Barrichello gegen Schumacher und warum er sich im Auto kaum noch vergnügt

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2004 ist für Juan-Pablo Montoya eine einzige Enttäuschung. Lediglich zwei Mal stand er als Zweiter (Malaysia) und Dritter (San Marino) auf dem Podium, mit 38 WM-Punkten hat er weniger als ein Drittel der Zähler von Michael Schumacher auf dem Konto und rangiert auf dem sechsten Platz der Fahrerwertung. Kommendes Jahr wird der Kolumbianer für McLaren-Mercedes an den Start gehen und hofft, dass er sich dort seinen Traum von WM-Titel erfüllen kann.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya beim Studieren der überlegenen Konkurrenz

Auch nach einigen Veränderungen am Auto, bei denen sogar die Frontpartie verändert wurde, fahren die "Weiß-Blauen" der Konkurrenz hinterher: "Klar sind wir zu langsam, es mangelt an allem: Abtrieb, Motorleistung, Traktion", so der 28-Jährige in einem Interview mit der 'Auto Bild motorsport'. "Ferrari ist überall besser. Uns fehlen im Rennen etwa drei, vier Zehntelsekunden pro Runde, schätze ich. Der Abstand ist nicht mehr so groß."#w1#

Rennfahrer-Kumpel Rubens Barrichello hat nach Ansicht von Montoya bei Ferrari ebenfalls ein schweres Leben. Dass Schumacher bereits zwölf, der Brasilianer jedoch kein Rennen dieses Jahr gewinnen konnte, hat laut Montoya "auch mit der Strategie zu tun. Barrichello muss oft mit komischer Taktik fahren." Und warum hängt "Rubinho" auch bei jenen Rennen so weit zurück, in denen er mit gleicher Strategie unterwegs ist? "Ich weiß nicht, vielleicht hat seine Motivation nachgelassen angesichts der vielen Schumacher-Siege."

"Ferrari will Michael zum Fahrertitel führen und die Konstrukteurs-WM gewinnen. Und da reicht es, wenn Rubens regelmäßig in die Punkte fährt", so Montoya weiter. Der Weltmeister sei dieses Jahr so überlegen, "weil Ferrari die größte Flexibilität hat". Selbst wenn der Deutsche nicht von der Pole Position startet, könne das Team ihn nach vorne bringen: "Er muss nur im entscheidenden Moment vier, fünf schnelle Runden fahren, um zu gewinnen."

Das Hinterherfahren frustet, vor allem, wenn einem die Formel 1 kein Vergnügen mehr bereitet - so wie im Fall von Montoya. "Vergnügen habe ich beim Sex. Ich liebe das Fahren, aber es ist schade, dass man es so selbstverständlich nimmt mit der Zeit. Anfangs ist man überwältigt, später wird es zur Gewohnheit. Und das ist die größte Enttäuschung der Formel 1. Ich genieße es schon noch, aber die Grenzen des Autos werden einem so vertraut, dass man sich ständig daran bewegt. Du fühlst nicht mehr das Tempo auf der Geraden, bist nur noch mit dem technischen Feintuning beschäftigt. Das ist wirklich schade."

Die Zeiten, in denen ihn die Formel-1-Autos faszinierten, sind längst vorbei: "Als ich aus Amerika in die Formel 1 kam und die schmalen Reifen sah, so nahe am Auto angebracht, mit denen wir Hochgeschwindigkeitskurven fahren sollten, dachte ich: Unmöglich, damit fliegst du ja dauernd ab. Und dann bauen diese Gummis Grip auf, und Grip und noch mehr Grip. Und du fliegst. Am Anfang setzte ich dem Auto die Grenzen, nun das Auto mir. Das ist das Problem."