• 13.06.2004 10:56

Montagny: BMW-Williams "sieht sehr nervös aus"

Der Renault-Testpilot analysierte am Freitag die Performances der einzelnen Teams und traut Trulli und Alonso viel zu

(Motorsport-Total.com) - Ein Platz an der Sonne: Von den Stufen aus, die zu den Kommentatoren-Kabinen hinaufführen, guckte sich Franck Montagny bei bestem Sommerwetter das vierte freie Training zum Kanada-Grand Prix an. Sein Interesse galt dabei nicht nur den beiden Renault-Boliden seiner Teamkollegen Jarno Trulli und Fernando Alonso. Der Franzose wollte sich vor allem auch einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der anderen Teams verschaffen.

Titel-Bild zur News: Franck Montagny

Franck Montagny ist dritter Mann bei Renault und gilt als großes Talent

"Diese Schikane ist ein wichtiger und aussagekräftiger Streckenabschnitt", erklärte Montagny die Wahl seines Standorts. "Die Piloten kommen mit rund 340 km/h die lange Gerade entlang. Rechts und links davon stehen die Mauern sehr dicht an der Strecke. Kurz vor der Schikane öffnet sich dieser 'Tunnel' plötzlich, denn die Strecke, die Auslaufzonen und die Einfahrt zur Boxengasse nehmen viel Platz ein. Das kann dich als Fahrer sehr irritieren. Dir fehlen einfach die Orientierungspunkte. Unter anderem sind auch die Randsteine sehr flach, so dass du nicht richtig sehen kannst, wo die Schikane eigentlich genau verläuft." Nach Montagnys Meinung verrät die Art, wie die Formel-1-Monoposti durch die Schikane fahren, viel über deren Setup: "Du siehst einfach, wie gut sich das Auto auf der Bremse verhält", so der Renault-Testpilot. "Die schnellen Richtungswechsel sagen zudem viel über die Balance der Wagen aus."#w1#

Beeindruckt von BAR-Honda, aber Bremsen stark belastet

Nach einer halben Stunde verriet Montagny seine ersten Eindrücke: "Wie bereits auf dem Nürburgring machen die BAR auch hier einen guten Eindruck", so der dritte Fahrer neben Trulli und Alonso. "Sie scheinen sehr angenehm zu fahren zu sein. Während des Bremsvorgangs liegen sie sehr ruhig, allerdings beanspruchen sie ihre Bremsanlage sehr stark. Die Scheiben glühen jedes Mal. Das ist längst nicht bei jedem Auto der Fall. Die beiden BAR-Fahrer Jenson Button und Takuma Sato beschleunigen auch sehr früh. Ich glaube, dass sie gleichzeitig auf dem Brems- und dem Gaspedal stehen, um ihr Auto zu stabilisieren. Auch wie sich ihr Auto bei der Fahrt über die Randsteine verhält, ist sehr beeindruckend."

Montagnys Meinung über die beiden BMW-Williams' lautet ein wenig anders: "Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher fahren ganz anders durch diese Passage. Ihr Auto sieht sehr nervös aus. Beim Bremsen, beim Beschleunigen und auf den Randsteinen scheint der Wagen nicht sehr spurstabil. Bei Strecken, auf denen mit viel Abtrieb gefahren wird, spielt das keine so große Rolle. Hier in Montreal aber wirkt sich dieses Verhalten sehr negativ aus."

Die beiden Ferraris machen auf Montagny einen guten Eindruck, scheinen aber längst nicht so überlegen zu sein wie auf anderen Strecken: "Auf der Bremse sahen sie gar nicht einmal so gut aus", analysierte der Franzose. "Michael Schumacher und Rubens Barrichello können jeweils mit hohem Tempo in die Kurve reinfahren. Am Ausgang verhält sich das Auto allerdings nicht sehr souverän. Es scheint als ob die Fahrer nicht die Linie fahren können, die sie wollen."

Kurvenfahrt der Renaults "sieht perfekt aus"

Und was ist mit den beiden Renault? "Sowohl am Kurveneingang wie auch am -ausgang sieht alles perfekt aus", urteilte Montagny. "Beim Richtungswechsel treten aber offensichtlich ein paar kleinere Probleme auf. In dem Moment, wenn Jarno und Fernando die Bremse lösen und einlenken, reagiert der R24 sehr heftig und stützt sich auf den äußeren Reifen ab. Die beiden müssen dann sehr schnell reagieren und gegenlenken."

Dieses Phänomen hält allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde an: "Viel entscheidender ist der Unterschied der beiden Fahrstile", fuhr Montagny fort. "Fernando lenkt sehr aggressiv ein. Er bremst sehr spät und geht mit hohem Tempo in die Kurve. Jarno hat dafür Vorteile am Kurvenausgang. Er bremst etwas früher und lenkt ganz sauber ein. Im Gegenzug kann er früher wieder beschleunigen. Beides führt offensichtlich zum Erfolg. Mich überraschen die beiden vorderen Positionen nach dem abschließenden freien Training jedenfalls überhaupt nicht."