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  • 14.08.2013 12:47

  • von Dominik Sharaf

Moneten und Motoren: Juncadellas Großangriff auf Williams

Spanischer Fahrer, deutscher Förderer, kasachisches Geld, britische Perspektive: Wie der 22-Jährige 2014 Freitagstester und eines Tages Stammpilot werden will

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat in Spanien eine Welle der Motorsportbegeisterung losgetreten, die Formel 1 aber nicht mit Landsleuten überflutet. Neben dem zweimaligen Weltmeister schaffte es kein Fahrer von der iberischen Halbinsel mehr, sich in den oberen Regionen der Königsklasse zu etablieren. Jaime Alguersuari wurde bei Toro Rosso ausgemustert, Pedro de la Rosa gurkte nur hinterher oder spielte den Chefentwickler, Dani Clos durfte nur testen. Ein junger Mann aus Barcelona will das ändern: Daniel Juncadella.

Titel-Bild zur News: Daniel Juncadella

Juncadellas Ambitionen in der Formel 1 sind konkreter als bisher angenommen Zoom

Der aktuelle DTM-Pilot hat beste Voraussetzungen. Nicht nur pflegt er über seinen Platz im Junior-Programm direkten Kontakt zum Spitzenteam Mercedes, er hat mit dem kasachischen Staatsunternehmen Astana auch einen finanzkräftigen Geldgeber im Rücken - und ausgerechnet der plant, bei Williams einzusteigen. Einem Team, das ab 2014 Motoren- und Technikpartner der Silberpfeile ist. Juncadella tritt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf die Bremse: "Schwer zu sagen, was irgendwann in der Formel 1 passiert. Man sollte nicht darüber nachdenken, ehe man tatsächlich dort fährt."

Es ließe sich einwenden: Juncadella ist in der Königsklasse schon an Bord. Beim Young-Driver-Test saß er für Williams einen Tag hinter dem Steuer. "Natürlich ist es ungewohnt, einen Mercedes-Piloten mit einem Renault-Motor fahren zu sehen", räumt der 22-Jährige ein. "Ich wollte aber andere Optionen finden - mit der Kooperation war die Gelegenheit günstig." Hinzu kommt, dass das Stuttgarter Werksteam nach der Reifentest-Affäre ohnehin für die Nachwuchstage gesperrt war. "Ich war mir nicht 100 prozentig sicher, aber schon ziemlich zuversichtlich", sagt Juncadella über eine Silverstone-Chance im Silberpfeil.

Freitagstests bei Williams realistisch

In der Ergebnisliste setzte der amtierende Champion der Formel-3-Euroserie - auch wegen des unterlegenen Williams - kein ganz großes Ausrufungszeichen. Mit Platz 15 von 31 Piloten untermauerte er aber sein Talent. Hinzu kommen die kommerziellen Verbindungen, die ihn eher für Grove als für Stuttgart prädestinieren. "Mercedes setzt nicht auf seine unerfahrenen, jungen Fahrer. Stattdessen können sie sie zu einem Team schicken, zu dem eine Verbindung besteht", kokettiert Juncadella gegenüber 'Championat' mit einem Williams-Cockpit. "Dort kann man sich beweisen. Es gibt eine gute Chance, dass ich in einigen Jahren Einsatzpilot sein kann."

Daniel Juncadella

Beim Young-Driver-Test saß Daniel Juncadella bereits im Williams Zoom

Auch 2014 könnte es schon eine Gelegenheit in der Formel 1 geben, auch wenn Juncadella sagt: "Es wäre schön, noch ein Jahr in der DTM zu verbringen. Jetzt geht es darum, Erfahrung zu sammeln." Weil der Kalender der Tourenwagen-Serie komplementär zu dem der Formel 1 gestaltet ist, spricht nichts dagegen, parallel Freitagstests zu unternehmen und im Vorfeld der Saison an einem der offiziellen Testtage teilzunehmen. "Diese Pläne gibt es", räumt Juncadella ein. Fragt sich nur: Bei Williams oder bei Mercedes? Der Spanier macht keinen Hehl daraus, dass nur eine Option auf dem Tisch liegt.

Astana derzeit nur "stiller Teilhaber"

An Lewis Hamilton und Nico Rosberg führt wohl kein Weg vorbei. "An den Freitagen wird sich nichts ändern. Die Topteams wollen das Maximum aus dem Auto herausholen und mit den Einsatzpiloten so viel auf der Strecke sein wie möglich", erklärt der von Peter Mücke geförderte Junior und wähnt eine Perspektive bei Williams: "Die weniger starken Teams wissen mehr oder weniger, zu was ihr Auto in der Lage ist. Bei Mercedes wissen sie schon, dass man gut genug ist, wenn sie einen als dritten Fahrer verpflichten." Hinzu kommt das Geld von Astana als weiteres Argument, auf das die britischen Privatiers wesentlich mehr angewiesen sind.

Juncadella erläutert die langjährige Verbindung nach Kasachstan, die derzeit nicht sofort sichtbar ist. Schließlich funkelt sein C-Klasse-Coupé in der DTM in knallrot und nicht im Blau-Gelb der aufsteigenden Ölnation: "Astana unterstützt mich in diesem Jahr als persönlicher Sponsor. In der DTM ist es etwas anders, weil es nicht nötig ist, einen Geldgeber mitzubringen", so Juncadella, der das Sprungbrett für die Königsklasse aber nicht unterschätzt: "Um eines Tages in der Formel 1 zu fahren, muss ich den richtigen Weg finden. Aber auch ein Sponsor kann nicht einfach bestimmen, wer Pilot wird. In der Saison 2014 könnte es aber vielleicht Überraschungen geben."

"2014 könnte es vielleicht eine Überraschung geben." Daniel Juncadella