Monaco: Der ganz normale Wahnsinn...
Vom Treiben am trainingsfreien Freitag: Wie sich die Stars erholen, welches Team am meisten protzt und warum selbst in Monaco nicht alles teuer ist
(Motorsport-Total.com/sid) - In den Straßenschluchten von Monte Carlo herrscht am Grand-Prix-Wochenende wieder einmal der ganz normale Wahnsinn: Während die Reichen und Schönen auf protzigen Jachten die unzähligen Partys genießen, ist das prestigeträchtigste PS-Spektakel für die Piloten ein Tanz auf der Rasierklinge. "Die Herausforderung ist ungebrochen. Es macht Spaß, aber es ist aus Sicherheitsgründen sehr besorgniserregend", sagt Michael Schumacher und beschreibt den speziellen Reiz des "mit Abstand gefährlichsten Rennens des Jahres".

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Der ganz normale Wahnsinn: Formel 1 direkt am Hafen von Monaco
Mit dem besonderen Flair von Monaco wurde der 37-Jährige selbst am traditionellen "blauen Freitag" konfrontiert. Direkt gegenüber des Ferrari-Motorhomes schwimmt auf einem Ponton die majestätische "MS Energy Station" des Red-Bull-Teams - aufgerüstet mit hauseigenem Pool und einer 'Superman'-Filmkulisse als extravaganter Bemalung. Den Gigantismus des Teams von Milliardär Dietrich Mateschitz beurteilt "Schumi" dann auch äußerst kritisch: "Es gibt Momente, da stört so etwas schon, weil es immer weiter weggeht vom eigentlichen Ereignis."#w1#
Red Bull übertrifft mit dem Motorhome alle anderen
Die "Bullen", die auch eine eigene Grand-Prix-Zeitung ('Red Bulletin') herausgeben und Misswahlen veranstalten, stört das nur wenig. Oscarpreisträger wie Kevin Spacey oder Radsportidol Lance Armstrong tummeln sich dieser Tage auf dem dreistöckigen Hingucker mit Dachterrasse. Wenige Meter entfernt stehen die "Silberpfeile", die an diesem Wochenende eine besondere Fracht transportieren: Aus echten Diamanten besteht das Mercedes-Logo auf den Lenkrädern der Boliden.
Dem Reiz des Exklusiven in der "MS Energy Station" erlagen die Piloten am fahrfreien Freitag aber nicht. Nach den Teammeetings und vereinzelten Presseterminen zog es die Protagonisten weg von der Rennstrecke. Michael Schumacher war am Dienstag eigens mit seiner verchromten Harley-Davidson aus der Schweiz angereist, um die ein oder andere freie Minute an der Cote d'Azur "oben ohne" zu nutzen.
BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld freute sich aufs Shoppen, während Williams-Fahrer Nico Rosberg die klimatischen Vorzüge seines Wahlwohnsitzes nutzte: "Das sind meine Straßen, das ist mein Zuhause. Ich genieße es und lege mich dann an den Swimmingpool", meinte der Neuling und kann das Rennen kaum noch erwarten: "Am meisten freue ich mich darauf, mit dem Formel-1-Auto durch den Tunnel zu krachen, wo ich sonst mit meinem PKW fahre."
Rosberg kennt auch das andere Monaco

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Red Bull hat im Motorhome am Hafen sogar einen eigenen Swimmingpool Zoom
Über die Urteile der anderen Piloten (Michael Schumacher: "Für 20 Euro bekommt man hier mit Glück einen Kaffee und ein Eis.") kann der 20-jährige Rosberg nur müde lächeln: "Monaco bedeutet nicht nur Casino und Millionäre. Ich bin hier zur Schule gegangen und jeden Tag Bus gefahren. Wir haben hier auch unsere Strandbuden und Bars und ein Kino. An den richtigen Plätzen ist es auch nicht teurer als in Deutschland", behauptete Rosberg, der besondere Erinnerungen an seine monegassische Kindheit hat: "Mein Bett war zum Meer gerichtet. Als die Rennautos in den Tunnel reingefahren sind, hat mich das jedes Jahr geweckt."
Auch diesmal werden die heulenden Motoren die Anwohner im Reich von Fürst Albert II. bis ins Mark erschüttern. Auf die Rennfahrer warten rund 3.000 Schaltvorgänge und Kanaldeckel, die sie schmerzhaft in die Sitzschalen drücken. Durch den Hafentunnel geht es mit knapp 300 km/h, schon hinter der ersten Kurve wird bergauf auf 280 km/h beschleunigt. "Das ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer", hatte der dreifache Weltmeister Nelson Piquet die Mutprobe Monaco einst beschrieben.

