Mol: "Wollen uns stetig bis zur Spitze steigern"
Spyker-Teilhaber Michiel Mol freut sich wenige Tage vor Saisonbeginn auf die Premiere seines Teams und spricht über die sportlichen Ziele
(Motorsport-Total.com) - Michiel Mol und das Spyker-Team gehen in wenigen Tagen in ihre erste volle Formel-1-Saison. Im Interview spricht Mol über die Veränderungen im Team seit der Übernahme von Midland und die Ziele für 2007.

© Spyker
Michiel Mol freut sich auf die bald in Australien beginnende Saison
Frage: "Der Übernahmedeal von MF1 Racing wurde vor sechs Monaten bekannt gegeben. Wie viel habt ihr inzwischen verändern können?"
Michiel Mol: "Als der Deal bekannt gegeben wurde, hatten wir den Vertrag unterzeichnet. Aber abgeschlossen wurde erst am 1. November, weswegen wir eigentlich erst dann richtig zu arbeiten beginnen konnten. Natürlich hatten wir schon vor diesem Datum einige Schlüsselpersonen ausgewählt und danach ging alles sehr schnell. Es ist für mich eine ganz neue Erfahrung, wenn einem die Welt plötzlich ständig über die Schulter sieht. Wenn man versteht damit umzugehen, dann ist das eine großartige Sache. Ich denke, wir haben das Team vom Graue-Maus-Image losgelöst und es jünger, moderner und offener positioniert. Das ist wohl eines der wichtigsten Dinge gewesen und das hat noch besser geklappt als ich erwartet hatte. Das Akquirieren von Sponsoren und Partnern, das Abschließen von Verträgen mit Fahrern, Schlüsselpersonen, den Wagen fertig zu bekommen - all das hat nach Plan funktioniert. Und der Plan war sehr ambitioniert."#w1#
Frage: "Läuft nun alles in die richtige Richtung?"
Mol: "Das ist immer schwer zu beurteilen, aber ich denke, wir könnten das Momentum nutzen. Wir haben die Abwärts- in eine Aufwärtsspirale umgepolt. Wir holten Ferrari-Motoren, wir holten Mike Gascoyne und wir holten zwei junge, hungrige Fahrer. Wir haben die richtigen Schritte gesetzt. Nun müssen wir Ergebnisse liefern. Das braucht seine Zeit, aber ich denke, besonders ab Saisonmitte, wenn wir die B-Version unseres Wagens haben werden, können wir Punkte holen. Ich denke, von da ab werden wir zum Mittelfeldteam aufsteigen. Das ist sicher das mittelfristige Ziel für die kommende Saison. Dann kann man wirklich Rennfahren und der Spaß beginnt. Von dort wollen wir uns dann stetig bis zur Spitze verbessern."
Gekommen, um Rennen zu gewinnen
Frage: "Wird das Team in den kommenden Monaten noch größer?"
Mol: "Wir wollen nicht am meisten Angestellte von allen Teams haben, sondern die besten. Wir haben schon ein gutes Team, eine gute Kombination aus jungen Talenten und erfahrenen Leuten. Es wird sicher wachsen, aber wir sind nicht hier, um Teammitglieder zu sammeln, sondern um Rennen zu gewinnen. Wenn man dafür noch mehr Leute braucht, dann werden wir sie holen."
Frage: "Denkst du, dass Regeländerungen wie das Einfrieren der Motorentechnologie und die Einheitsreifen euch eine Chance geben, den Rückstand rascher aufzuholen?"
Mol: "Diese Änderungen waren entscheidende Gründe, warum wir daran interessiert waren einzusteigen, und das schon letzte Saison. Ich denke, diese Änderungen werden sowohl den Abstand unter den großen, aber auch den unter den kleinen Teams verringern. Das war schon der Fall, und in den kommenden Jahren wird es mehr Änderungen im Sinne der kleinen Teams geben. Es wird enger zugehen und mehr Spaß machen, weswegen immer mehr Leute zusehen werden. Also viele gute Dinge für uns!"
Hauptsponsor für 2008 gefragt
Frage: "Bist du mit den bisher akquirierten Sponsorgeldern zufrieden?"
Mol: "Wir sprechen noch immer mit einer Zahl potenzieller großer Sponsoren, aber wir haben unser Budget für dieses Jahr schon gesichert. In Sachen Businessplan steht also alles. Wir können also alle Veränderungen, alles Wachstum und all unsere Pläne umsetzen, aber wenn wir noch extra Geld bekommen, können wir alles noch etwas schneller erledigen. Für 2008 suchen wir nach einem Hauptsponsor."
Frage: "Die Priorität liegt also in diesem Jahr darin, zu zeigen, dass alles nach Plan läuft?"
Mol: "Wir müssen zeigen, dass wir es ernst meinen, dass wir uns verbessern und dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Wenn es eine Chance gibt, etwas zu holen, dann müssen wir professionell genug und bereit sein. Auf der ganzen Welt und auch in Holland steigt der Enthusiasmus für die Formel 1 rasant. Firmen wie ING engagieren sich in unserem Sport, was wieder zeigt, dass er ein ernsthaftes Geschäft ist. Multis steigen nicht aus Spaß in unseren Sport ein. Ich denke, das ist sehr gut für uns. Wir sind mehr oder weniger das einzige Team ohne Titelsponsor, also hoffe ich, dass wir eine Situation kommen, wo wir uns beweisen können."
Verkauf von Spyker-Straßenwagen fördern
Frage: "Wie haben Spyker-Käufer euer Formel-1-Engagement aufgenommen?"
Mol: "Das Feedback ist schon jetzt großartig. Obwohl wir unseren Namen auf dem MF1-Wagen nur bei drei Rennen hatten, wurde Spyker überall bekannter. Aber bis jetzt habt ihr noch gar nichts gesehen! Wenn wir erst unsere erste volle Saison als Spyker-Team absolviert haben, wird unser Name weltweit ein Begriff sein. Und das wird uns auch helfen, Autos zu verkaufen."
Frage: "Wird man bei den Rennen auch Spyker-Straßensportwagen auf dem VIP-Parkplatz sehen?"
Mol: "Es gibt immer einen eigenen Parkplatz für die Fahrer, wo die Jungs von Ferrari ihre Maseratis und so parken. Natürlich werden unsere Fahrer in Spyker-Wagen kommen!"
Frage: "Wirst du bei allen Rennen sein oder hast du gleichzeitig andere Verpflichtungen?"
Mol: "Es gibt natürlich auch andere Dinge, die ich tue, aber ich habe versucht, sie zu minieren. Ich denke, ich muss nun noch einen halben Tag pro Woche für meinen alten Job bei Lost Boys aufbringen. Daher habe ich für alle 17 Rennen die Flüge und Hotels schon gebucht und ich freue mich schon sehr darauf."
Frage: "Wird der Saisonauftakt in Australien euer großer Tag?"
Mol: "Natürlich! Für uns ist das Tolle, dass wir viele große Tage haben werden. Schon der Launch des Wagens im Februar war so einer. Aber natürlich wird Australien großartig. Wir werden drei große Tage haben - erstmals am Freitag dabei sein, das erste Qualifying und natürlich das erste Rennen. Ich werde sicher sehr nervös sein!"

