Mike Krack: Ist er der Grund, warum Vettel bei Aston Martin bleibt?

Mike Krack, der neue Teamchef von Aston Martin in der Formel 1, spricht über sein langjähriges Vertrauensverhältnis zu Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettels Vertrag mit Aston Martin läuft, so heißt es, Ende 2022 ab. Und wer sein Tun in den vergangenen Jahren genau beobachtet hat, der weiß, dass durch den neuen Titelsponsor Aramco die Chancen, dass er langfristig bleibt, eher nicht gestiegen sind. Ein Grund, vielleicht doch zu bleiben, könnte aber der neue Teamchef sein.

Titel-Bild zur News: Mike Krack

Mike Krack aus Luxemburg ist seit 1. März 2022 Teamchef bei Aston Martin Zoom

Zu Otmar Szafnauer hatte Vettel zwar eigenen Angaben nach stets ein gutes Verhältnis; mit Mike Krack ist aber ein enger Vertrauter aus Vettels Vergangenheit neuer Teamchef bei Aston Martin. Krack hat seinen Dienst am 1. März aufgenommen und hatte am Donnerstag seinen ersten großen Auftritt in einer Online-Pressekonferenz.

Als Vettel beim Grand Prix der Türkei 2006 im dritten Sauber-BMW saß und auf Anhieb Freitagsbestzeit fuhr, "war ich sein Renningenieur", beschreibt Krack sein Verhältnis zum Deutschen und meint: "Das verbindet schon irgendwie. Wir haben erst vergangene Woche wieder über Istanbul geredet. Ich denke, dass wir eine sehr gute Beziehung haben."

Krack war zunächst Dateningenieur bei Sauber, später dann Renningenieur von Felipe Massa und Chefingenieur des Sauber-BMW-Teams. In dieser Zeit lernte er auch Andreas Seidl und Fritz Enzinger kennen, denen er bei Porsche in Le Mans wieder begegnen sollte. 2009 kehrte Krack der Formel 1 den Rücken zu. 2014 übernahm er den Posten des Motorsportdirektors bei BMW.

Alte Bekannte treffen sich wieder: Viel zu quatschen!

Der Kontakt zu Vettel sei in diesen Jahren etwas abgerissen. "Aber als wir uns wieder getroffen haben, war es so, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen", lächelt Krack. "Wir haben viel zu besprechen. Nicht nur übers Rennfahren, sondern auch über die Familie, über die Kinder. Wir sind uns früher sehr nahegestanden, und ich habe das Gefühl, das sind wir uns jetzt auch wieder."

Krack, ein Luxemburger, wurde von einem Headhunter zu Aston Martin geholt. Gelegenheit, sich vor der Unterschrift mit Vettel über den neuen Job zu unterhalten, hatte er nicht. Erstens wegen einer strengen Geheimhaltungsvereinbarung, zweitens "weil ich mir selbst ein Bild machen und mich nicht von einer anderen Meinung leiten lassen wollte".

Als "superwichtige" Aufgabe des Teamchefs erachtet es Krack, dass sich Vettel im Team wohlfühlt: "Wir müssen nicht die Wohlfühloase für jedermann sein. Aber so hochklassige Fahrer müssen die Unterstützung des Teams spüren." Letztendlich gehe das am besten, indem man im Umgang miteinander einfach "ehrlich und transparent" sei, findet Krack.


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Bei BMW sei ihm das leicht gefallen, obwohl er dort mit den verschiedenen Motorsportprogrammen viel mehr Fahrer unter seinen Fittichen hatte. "Wenn man die Jungs richtig behandelt, dann muss man sie nicht jeden Tag anrufen", erklärt Krack.

Für Vettel könnte 2022 eine entscheidende Saison werden. Die neuen Autos müssten seinem Fahrstil in der Theorie entgegenkommen. Und bei Aston Martin sollten sich nach dem Übergangsjahr 2021 erste Fortschritte einstellen. Wenn es auch noch menschlich passt, ist Krack überzeugt, werde der viermalige Weltmeister an Bord bleiben.

Krack: Hoffentlich bleibt Vettel auch wegen mir!

"Ich hoffe, dass ich Grund genug für ihn bin, dass er bleibt", lacht der 49-Jährige. "Eins ist klar: Einer wie Sebastian will nicht 15. oder Zwölfter oder Achter werden. Es liegt an uns, ihm ein leistungsstarkes Auto zu geben. Oder eine Struktur aufzubauen, die das möglich macht. Sebastian ist ein kluges Kerlchen. Er kann das Potenzial erkennen, wenn es da ist."

"Wenn wir ihm also das alles anbieten können, dann haben wir eine Chance, dass er länger bei uns bleibt. Aber ehrlich gesagt habe ich darüber noch nicht mit ihm gesprochen. Das wird auch noch kommen, logisch. Aber erstmal ist unsere Aufgabe, ein starkes Paket zu schnüren. Dann wird Sebastian bleiben und andere Fahrer werden kommen wollen."


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Vettel sei "zuallererst ein netter Kerl", findet Krack: "Er schafft es, das Team um sich herum bei Laune zu halten, indem er nicht immer supernett ist, aber immer respektvoll. Das ist eine Ethik, die ich weitgehend teile. Und das ist einer der Gründe dafür, dass wir uns so gut verstehen."

"Aber im Vergleich zu früher ist er jetzt ein viermaliger Weltmeister mit einem Haufen Erfahrung. Und ein cleverer Kerl. Er schafft es, seine Erfahrung richtig zu kanalisieren statt nur zu sagen, dass er es früher so oder so oder so gemacht hat. Er weiß genau, was er braucht, damit er schneller wird. Daher ist es toll, ihn an Bord zu haben, denn er kann unsere Entwicklung lenken."

Vettel bestreitet 2022 seine zweite Formel-1-Saison für Aston Martin, erneut als Teamkollege von Lance Stroll, dem Sohn des Teameigentümers Lawrence Stroll. 2021 wurde er mit 43 Punkten WM-Zwölfter. In Baku stand er als Zweiter auf dem Podium; ein weiterer zweiter Platz auf dem Hungaroring wurde ihm nachträglich aberkannt.

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