• 30.08.2004 10:25

  • von Fabian Hust

Michelin-Teams sorgen sich vor Monza um die Reifen

Nach drei Reifenplatzern macht man sich im Michelin-Lager Sorgen, denn in Monza könnte ein Platzer in einer Katastrophe enden

(Motorsport-Total.com) - Drei Reifenschäden hatte Michelin beim Großen Preis von Belgien zu beklagen. Während es David Coulthard und Juan-Pablo Montoya noch recht harmlos erwischte, beide an die Box zum Wechseln des Reifens humpeln konnte, erwischte es Jenson Button im BAR-Honda am Ende der langen Gerade vor 'Malmedy' bei Tempo 320: "Das war ein großer Schock", so der Brite, der das Auto nicht mehr kontrollieren konnte und Zsolt Baumgartner abschoss, den er just in diesem Moment überrundete.

Titel-Bild zur News: Buttons Auto mit Reifenschaden

Auch am Auto von Jenson Button platzte der Reifen hinten rechts

"Wir hatten beide sehr viel Glück", so der 24-Jährige weiter. "Es ist ziemlich unheimlich, wenn man plötzlich keine Kontrolle mehr hat. Wir hatten Glück, dass es am Ende der Geraden ausreichend Auslaufzone gab und wir der Streckenbegrenzung nicht nahe gekommen sind." Glück hatten beide Piloten auch deshalb, weil sie nicht so unglücklich aneinander gerieten, dass es zu einem Überschlag kam.#w1#

Auffällig war, dass in allen drei Fällen der rechte Hinterreifen betroffen war. Michelins Sportdirektor Pierre Dupasquier kündigte nach dem Rennen eine Untersuchung des Problems an, schloss jedoch gleich Ermüdungserscheinungen der Pneus aus: "Das ist der Reifen, der in Spa am wenigstens belastet wird." Zudem seien die Reifenschäden zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgetreten, so war Buttons Pneu erst zehn Runden alt. Auch an Beschädigungen durch Trümmerteile mag der Franzose nicht so recht glauben: "Dann hätte es alle Reifen getroffen, es war schon auffällig, dass es immer der Reifen rechts hinten war. Das ist statistisch unwahrscheinlich."

BAR-Honda-Teamchef David Richards machte sich nach dem Rennen berechtigte Sorgen, denn in zwei Wochen geht es nach Monza, einer Strecke, auf der auf vier Geraden mehr als Tempo 330 erreicht werden wird. Angesichts der dort kleineren Auslaufzonen könnten Reifenschäden dort deutlich weniger glimpflich verlaufen: "Es ist kein Zufall, dass eine Vielzahl von Michelin-Fahrern Probleme hatte und wir müssen das vor Monza von den Experten untersuchen lassen", so der Brite.

Auch ein Blick auf die vergangenen Rennen zeigt, dass es so gut wie immer die Michelin-Reifen sind, die platzen. Besonders in Manama zerfetzte es die französischen Gummis gleich reihenweise, weil ein Regenabflussgitter nicht korrekt in der Haltung saß. Es war wohl kein Zufall, dass die Bridgestone-Fahrer damit kein Problem hatten.

Dupasquier tippt darauf, dass auch in Spa etwas an der Strecke faul war: "Wir werden uns die Reifen anschauen, aber ich kann ihnen sagen, dass wir da nichts finden werden", so der Franzose gegenüber 'AtlasF1'. "Wir werden die Strecke Meter für Meter ablaufen, vielleicht sogar zusammen mit einem Fahrer." Schon im Freien Training war Toyota-Testfahrer Ryan Briscoe wegen eines Reifenschadens vor der 'Eau Rouge' böse abgeflogen, im Rennen gab es aber wesentlich mehr Reifenschäden: "Vielleicht fahren die Piloten da eine andere Linie", vermutet Dupasquier.

Die Michelin-Reifen "arbeiten" wesentlich mehr als jene von Bridgestone, da sie über eine weichere Flanke verfügen. Dies könnte auch der Grund für die Anfälligkeit der Pneus sein: "Wenn es sich herausstellt, dass wir uns um einen bestimmten Bereich kümmern müssen, dann werden wir das tun", erklärt Dupasquier. "Wir werden 200 oder 400 Gramm zusätzlichen Gummi in der Flanke verarbeiten, oder etwas in dieser Richtung unternehmen."

Die erste Vermutung von Pierre Dupasquier: Die scharfe Innenseite eines Randsteins hat die Reifen beschädigt: "Wir haben das schon in der Vergangenheit gesehen. Wenn man zum Beispiel in einer Rechtskurve mit der rechten Seite über einen Randstein fährt, über den Randstein hinwegfährt, dann berührt die Innenflanke des Reifens jenen Teil des Randsteins, der sehr scharfkantig sein kann. Das ist schon in der Vergangenheit passiert." Fakt ist: Von alleine platzen die Michelin-Reifen nicht. Also sind auch die Streckenbetreiber in Monza gefordert, kritische Stellen zu entschärfen.