• 11.09.2001 11:29

Michelin reist mit frischem Selbstvertrauen nach Italien

Nach einer exzellenten Performance in Hockenheim blickt man bei Michelin auf den ähnlichen Kurs von Monza

(Motorsport-Total.com) - Das Bild von der Höhle des Löwen passt wohl zu keiner Gelegenheit besser als im Vorfeld des Grand Prix von Italien am kommenden Sonntag: Hunderttausende von Tifosi können es kaum erwarten, im königlichen Park von Monza die frisch gekrönten Weltmeister Michael Schumacher und Ferrari zu feiern - ein Erfolg des Rekordsiegers beim Heimrennen käme einem Nationalfeiertag gleich. Dass es für den vierfachen Titelgewinner kein einfacher Durchmarsch wird, dafür wollen Michelin und seine Partner-Teams sorgen: Wie bereits beim ersten Saison-Grand Prix auf italienischem Boden, als Ralf Schumacher in Imola den Großen Preis von San Marino gewann, möchte speziell das BMW-Williams-Team dem Fest in Rot eine alternative Farbe beimischen. Die Chancen dafür stehen gut: Der Hochgeschwindigkeitskurs von Monza erinnert in seiner Charakteristik stark an den Hockenheimring - und auch dort blieben Michelin, Ralf Schumacher und das BMW-Williams-Team ungeschlagen.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin reist mit der Favoritenrolle nach Monza

Wieder eine Mutkurve: Nach der Respekt einflößenden 'Eau Rouge' im belgischen Spa-Francorchamps erwartet die Fahrer beim Großen Preis von Italien in Monza mit der 'Curva Parabolica' die nächste große Herausforderung. Mit über 330 km/h eilen die Piloten auf die 180-Grad-Kehre zu, durchfahren sie mit knapp unter 200 km/h - wobei sie Fliehkräfte von über 3,1 g aushalten - und versuchen, möglichst viel Schwung für die anschließende Start- und Zielgerade zu gewinnen. Neben der fahrerischen Leistung kommt es auf dem 'Autodromo Nazionale di Monza' an dieser Schlüsselstelle vor allem auf Motorleistung und Aerodynamik an: Der Kurs ermöglicht die höchsten Durchschnittstempi aller Formel 1-Strecken. Durch die hohen Geschwindigkeiten und das harte Bremsen vor den beiden Schikanen 'Variante Prima' und 'Curva della Roggia' kommt auch den Reifen eine äußerst wichtige Rolle zu. Michelin und seine Partner-Teams BMW-Williams und Jaguar konnten bereits im Juli auf dem Hochgeschwindigkeitskurs testen und wichtige Erfahrungen sammeln.

Die Probeläufe im Sommer dienten auch der Vorbereitung auf den Großen Preis von Deutschland. Das Ergebnis ist bekannt: Auf dem Hockenheimring, der Monza von der Charakteristik sehr ähnelt, siegte Michelin-Pilot Ralf Schumacher. Insgesamt rollten vier der sechs in den Punkten platzierten Fahrer auf Michelin-Pneus. Jaguar-Pilot Eddie Irvine orakelte bereits im Juli: ?Wir haben eine Menge Reifen getestet, was sich in Hockenheim und bei unserer Rückkehr nach Monza im September auszahlen sollte.? Dies umso mehr, als sich das Wetter während der Testtage als facettenreich erwies: Ein idealer Mix von heiß und trocken bis kalt und nass erlaubte es den Ingenieuren, wichtige Daten für alle Eventualitäten zu sammeln, die das Wetter am Rennwochenende offerieren kann.

So überrascht es nicht, dass sich Michelin besonders auf den prestigeträchtigen Grand Prix in Italien vorbereitet. ?Wir werden unseren Partnern komplett neu entwickelte Reifen anbieten können, die speziell in puncto Konstruktion einige Neuheiten aufweisen werden?, verriet Pierre Dupasquier, als Direktor Motorsport verantwortlich für die gesamten Rennaktivitäten des Michelin-Konzerns.

Wie wichtig die richtige Vorbereitung auf meteorologische Unwägbarkeiten ist, dies bewies das vergangene Rennen im regnerischen Spa-Francorchamps. Durch die Williams-Piloten Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher befand sich die erste Startreihe fest in der Hand des Bibendums. Mit Heinz-Harald Frentzen im Prost-Acer auf Startplatz vier, Benetton-Pilot Giancarlo Fisichella auf Position sieben und Jaguar-Fahrer Pedro de la Rosa auf zehn fanden sich drei weitere Michelin-Partner in den ersten fünf Startreihen. Dass die Reifen aus Clermont-Ferrand nicht nur das Optimum für eine schnelle Runde darstellen, sondern vor allem durch ihre Langlebigkeit überzeugen, stellte der Italiener Fisichella eindrucksvoll unter Beweis: Auf dem Weg zu vier Punkten in der Fahrerweltmeisterschaft, die er für seinen bravourösen dritten Platz erhielt, fuhr er mit nur einem Satz Vorderreifen bis ins Ziel. Lediglich die hinteren Pneus ließ er wechseln.

Um sich optimal auf die letzten Rennen dieser Saison vorzubereiten, nutzten alle Teams die vergangene Woche für ausgiebige Tests. Während Jaguar auf einem englischen Flugplatz den deutschen Testfahrer André Lotterer auf der Start- und Landebahn eine Abstimmung für die langen Geraden und engen Schikanen in Monza erarbeiten ließ, drehten im französischen Magny-Cours Williams, Benetton, Prost und Minardi ihre Runden. Die Rennstrecke nahe Nevers erlebte dabei den Auftritt zweier Fahrer, die beim Grand Prix von Italien ihr Formel 1-Debüt geben werden: Tomas Enge und Alex Yoong. Dabei hinterließ speziell Enge, der wohl als Ersatz für den in Spa schwer verunglückten Prost-Acer-Piloten Luciano Burti starten wird, einen sehr guten Eindruck. ?Er fuhr von Anfang an sehr konstante Rundenzeiten und bewies sehr gutes technisches Verständnis?, lobte Prosts Sportdirektor John Walton. Der 25-jährige Tscheche fährt derzeit für das Nordic Racing Team in der Formel 3000 und galt als Anwärter auf den Vizemeistertitel. In Deutschland ist er aus der Formel Ford sowie der Formel 3-Meisterschaft bekannt.

Als erster Malaysier in der Geschichte der Formel 1 nimmt am Wochenende Alex Yoong an einem Grand Prix teil. Der 25-jährige aus Kuala Lumpur ersetzt den Brasilianer Tarso Marques im Minardi-Rennstall. Der Kurs in Monza stellt für Yoong kein Neuland dar: Erste Erfahrungen sammelte er bereits 1999, als er fünf Rennen in der italienischen Formel 3000-Meisterschaft bestritt. Bei seinem ersten Roll-Out im Minardi-Boliden verhinderten Getriebeprobleme aussagekräftige Zeiten.