• 24.09.2003 09:51

Michelin mit nur zwei neuen Trocken-Reifen in Indy

Pascal Vasselon im Gespräch über die Herausforderungen der Rennstrecke - interessante Auskünfte zum Thema Renntaktik

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Worin besteht in Indianapolis die Herausforderung aus Sicht eines Reifenherstellers?"
Pascal Vasselon: "Bei Indianapolis handelt es sich praktisch um zwei Strecken in einer. Die Steilwandpassage macht ungefähr ein Drittel der Streckenlänge aus und ist gleichzeitig die längste Vollgaspassage die wir in dieser Saison haben. Im Gegensatz dazu ist das Infield sehr langsam und besteht aus einer Abfolge enger Kurven die man sich auch gut in Monaco vorstellen kann. Diese beiden unterschiedlichen Aspekte erfordern von uns und unseren Partnern eine genauso große Konzentration auf den Bereich Aerodynamik wie auf die Reifenmischungen. Im schnellsten Streckenabschnitt tritt große Hitze auf, besonders die Reifen auf der linken Fahrzeugseite sind davon betroffen. Durch die überhöhte Kurve wird die Zentrifugalkraft teilweise ausgeglichen und die vertikale Belastung erhöht, was eine massive Beanspruchung der Reifen zur Folge hat. Unsere Reifen werden so absolut an der Grenze auf die Prüfung gestellt. Unsere Reifenmischungen sind prinzipiell aber so konstruiert, dass sie mit diesem herausforderndsten Element der Strecke umgehen können."

Titel-Bild zur News: Michelin-"Bibendum"

Michelin hat für Indianapolis zwei neue Trockenwetter-Reifen im Gepäck

Frage: "Und wie sieht die Antwort in Form der Reifen aus?"
Vasselon: "Wir werden nur zwei verschiedene Trockenwetter-Reifen nach Indianapolis mitbringen. Sie basieren auf der neuen Konstruktion die wir vor Monza entwickelt haben."

Frage: "Was für Reifenmischungen werden zum Einsatz kommen?"
Vasselon: "Der Charakter dieser Strecke erfordert von uns einen Kompromiss und die Auswahl von Reifen aus dem mittleren Bereich unserer Palette. Wenn wir zu weiche Reifen mitnehmen würden, bekämen wir im Steilwandbereich ein Problem. Härtere Reifen würden in den engeren Streckenabschnitten nicht ausreichend Grip bieten und die Autos würden zu sehr rutschen. Die Oberfläche des Asphalts im Steilwandbereich ist vom Verschleiß sehr stark. Im Infield ist das nicht der Fall, was der bedeutendste Unterschied zwischen den beiden Streckenteilen ist."

Frage: "Wie viele Boxenstopps erwartet Michelin?"
Vasselon: "Vermutlich wird eine Zwei-Stopp-Strategie hier die bevorzugte Taktik sein, denn die Strafe für mehr Benzin an Bord ist mit weniger als 0,3 Sekunden pro Runde bei 10 Kilogramm mehr relativ niedrig. Mit ungefähr 28 Sekunden pro Halt, sind die Boxenstopps auch relativ zügig."