Michelin kehrt zurück an die Stätte des ersten Triumphs

In Imola, wo Michelin 2001 den ersten Sieg nach dem Wiedereinstieg gefeiert hat, soll für den Reifenhersteller der vierte Saisonerfolg her

(Motorsport-Total.com) - Michelin verbindet mit dem Grand Prix von San Marino durchwegs gute Erinnerungen: 1981 gewann Nelson Piquet auf Reifen aus Clermont-Ferrand das erste Formel-1-Rennen unter dem Banner des Zwergstaates; 1980 wurde zwar auch schon in Imola gefahren, allerdings ein Grand Prix von Italien. Genau 20 Jahre nach Piquet sorgte Ralf Schumacher an selber Stelle für den ersten Michelin-Triumph seit dem Wiedereinstieg in die Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier ist zufrieden mit Michelins Erfolgen in der Formel 1

Auf so historisch behaftetem Boden möchte das Team rund um Sportchef Pierre Dupasquier in neun Tagen am liebsten den vierten Saisonsieg - den fünften insgesamt hintereinander - feiern. Die Vorzeichen dafür stehen auch nicht schlecht, obwohl nach den beiden Hitzerennen in Malaysia und Bahrain nun wieder kühlere Temperaturen zu erwarten sind, was traditionell eher der Konkurrenz von Bridgestone entgegenkommt. Unabhängig davon hat Michelin zuletzt viel erreicht.#w1#

Dupasquier beschreibt die Reifenentwicklung im Winter

"Die ersten drei Grands Prix der Saison 2005 waren sehr lohnend für Michelin", erklärte Dupasquier. "Unsere exzellenten Resultate sind die Früchte der hingebungsvollen Arbeit unseres Forschungs- und Entwicklungsteams. Im Winter haben wir zahllose Computersimulationen mit ausgefeilten mathematischen Methoden durchgeführt. Unser systematisches Vorgehen hat es uns ermöglicht, viele, viele verschiedene Reifentypen zu evaluieren - und nur die viel versprechendsten davon haben es in die Testphase an der Strecke geschafft."

"Diese Arbeit mündete in neuen Konstruktionen und Mischungen, die auf das neue Reglement maßgeschneidert sind", fuhr der 67-Jährige fort. "Ich bin nicht sicher, ob die Leute das volle Ausmaß unserer Bemühungen wahrnehmen: Wir haben nicht einfach nur Reifen entwickelt, die über eine gesamte Renndistanz eine starke und konstante Performance abliefern, sondern sie mussten auch mit Chassis' kompatibel gemacht werden, die sich in Sachen Aerodynamik gegenüber dem Vorjahr signifikant verändert haben."

Außerdem gab Dupasquier erstmals zu, dass man durch die vielen Michelin-Rennställe gegenüber Bridgestone im Vorteil ist: "Unser Entwicklungsprogramm hat massiv von der Zusammenarbeit mit unseren sieben Partnerteams profitiert", teilte er mit. "Wir konnten ihre Daten analysieren und ihr Feedback untereinander vergleichen. Außerdem ist es uns dadurch gelungen, dank unserer emsigen Vorbereitungen das Wissensfeld unseres Forschungsteams entscheidend auszuweiten."

Konkurrenzkampf ist für Michelin Motivation und Herausforderung

"Die Regel, wonach Reifenhersteller in der Formel 1 gegeneinander antreten dürfen, ist Ansporn für unser stetes Bedürfnis, neue Ideen zu haben, diese zu entwickeln und vor der Konkurrenz zu bleiben. Außerdem erhalten wir dadurch eine wertvolle Referenzlinie, anhand derer wir die Qualität unserer Arbeit einschätzen können. Michelin wendet diese ehrgeizige Philosophie in allen Bereichen des Motorsports an, in denen wir engagiert sind", meinte Dupasquier weiter.

Außerdem ging er kurz auch speziell auf den Grand Prix von San Marino ein: "Für das Rennen in Imola, welches die Rückkehr der Formel 1 nach Europa markiert, haben wir die regelmäßig harten Bremsmanöver ebenso in Betracht gezogen wie die aggressive Linienwahl über die Randsteine, zu der die Fahrer dort tendieren. Außerdem mussten wir die außergewöhnlichen Eigenschaften der Strecke im Hinterkopf behalten, weil die Fahrbahnoberfläche nicht auf der gesamten Runde einheitlich ist", so der Michelin-Sportchef.

Die Marke mit dem kleinen weißen Männchen, dem Bibendum, als Erkennungszeichen stellt den Partnerteams in Imola Reifenmischungen zur Verfügung, die bisher in dieser Saison noch nicht eingesetzt worden sind. Erst bei den Tests in Barcelona und zuletzt in Le Castellet machten die Michelin-Fahrer mit den neuen Gummis Bekanntschaft. Grundtenor: Die Tendenz zur Blasenbildung wurde weiter verringert, die Leistungsfähigkeit auch bei kühleren Temperaturen erhöht.