Michelin happy mit sensationellem Saisonbeginn

Top-Auftakt für Reifenhersteller Michelin: Nur Rubens Barrichello schaffte es bisher, die Phalanx der Franzosen zu durchbrechen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem sich Michelin im letzten Jahr Kritik gefallen lassen musste, Bridgestone sei dank der engeren Zusammenarbeit mit Ferrari erdrückend überlegen gewesen, bietet sich nach zwei WM-Läufen 2003 ein genau gegenteiliges Bild.

Titel-Bild zur News: Michelin-Regenreifen

Michelin geht in der Reifenentwicklung dieses Jahr andere Wege als 2002

Die Franzosen beherrschten die Auftaktrennen in Melbourne und Sepang scheinbar nach Belieben, brachten für die heißen Bedingungen jeweils die besseren Reifen mit und schafften es so, fünf von sechs möglichen Podestplätzen zu erringen ? nur Rubens Barrichello durchbrach als Zweiter beim Grand Prix von Malaysia die Phalanx von Michelin an der Spitze. In der Punktewertung beträgt der Vorsprung zu Bridgestone schon 34 Zähler.

"Malaysia war für uns eine feine Veranstaltung", sagte Sportchef Pierre Dupasquier in Bezug auf den Sieg von Kimi Räikkönen und die Pole von Fernando Alonso. Man müsse aber das Resultat im richtigen Zusammenhang sehen: "Die Veränderungen des Reglements erzeugen eine gewisse Unvorhersehbarkeit und machen die Rennen interessanter. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass unsere Stärke nur daher kommt."

Vielmehr habe man in Clermont-Ferrand über den Winter konzentriert gearbeitet, was zu einer eklatanten und nun auch spürbaren Verbesserung der Pneus geführt hat. Unterstützend kam das veränderte Reifenreglement hinzu, welches den Franzosen erlaubt, verschiedene Teams mit verschiedenen Mischungen zu beliefern. Bisher hatte Bridgestone ja den Vorteil, dass man sich nur nach einem Spitzenteam orientieren musste, während Michelin stets den Spagat zwischen Williams und McLaren zu meistern hatte.

Jetzt sieht es Dupasquier aber sogar als Vorteil, mehrere Spitzenteams unter Vertrag zu haben: "Wir sind in der glücklichen Position, mehrere Top-Teams als Partner zu haben, wissen daher gar nicht, wer beim nächsten Rennen unser stärkster Partner sein wird. Das wird sehr interessant. Wir haben einen tollen Auftakt erwischt und wollen den Druck aufrecht erhalten. In Malaysia hatten wir zum zweiten Mal hintereinander einen besseren Reifen als die Konkurrenz."

Pascal Vasselon, der eher die technische Seite der Reifenentwicklung zu seinen Aufgaben zählt, hat indes angekündigt, dass in Brasilien erstmals eine neue Konstruktion zum Einsatz kommen wird, die dann auch in Europa verwendet werden soll: "Das hat nichts mit der spezifischen Charakteristik von Interlagos zu tun, ist aber eine signifikante Steigerung, von der unsere gesamte Palette an Trockenreifen positiv beeinflusst wird."

Außerdem profitierte Michelin bisher sehr davon, dass drei der vier Teams, die am Freitag die zwei Stunden testen dürfen, Partner des Unternehmens sind. Seitens Renault sickerte beispielsweise durch, dass man in Sepang schon für Interlagos getestet hat, was angesichts der hohen Temperaturen ein viel repräsentativeres Bild für die Reifeningenieure ergab als die anschließenden Tests der Bridgestone-Teams letzte Woche in Barcelona.

Hingegen konnten wir noch immer nicht klären, was es mit dem kuriosen Profil der diesjährigen Michelin-Regenreifen auf sich hat. Laut BMW-Williams-Testfahrer Marc Gené ist damit aber ein gewaltiger Schritt nach vorne gelungen, nachdem Michelin in den letzten Jahren ja speziell bei abtrocknender Fahrbahn einen massiven Wettbewerbsnachteil hatte.