Michael: Was das Renault-Auspuffsystem bringt

Williams-Technikchef Michael erklärt Vorteile und Nachteile des Renault-Auspuffs und auf welche Herausforderungen man beim Abkupfern stoßen würde

(Motorsport-Total.com) - Sam Michael weiß genau: Sein flaches Williams-Heck ist nur schwer kopierbar, da aufgrund der hohen Kosten kaum ein Team während der Saison ein neues Getriebe bauen wird. Beim innovativen Renault-Auspuff, der vor den Seitenkästen herausragt, sieht dies allerdings anders aus. "Den Auspuff umzuleiten würde zwei Monate dauern", erklärt der Williams-Technikchef gegenüber 'Autosport'.

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Der Renault-Auspuff ist die vielleicht spektakulärste Innovation 2011

"Das wären dann an die sechs Rennen im Formel-1-Kalender, doch es würde sich trotzdem auszahlen, wenn sich das System als Vorteil erweist", so Michael. "Ein völlig neues Auspuffsystem zu entwickeln, würde 120.000 Pfund (umgerechnet 141.000 Euro) kosten. Um das Geld kann man sich ein Haus kaufen, doch für Formel-1-Verhältnisse ist das alles andere als ein Hinderungsgrund."

Auch aus einer technischen Warte hält Michael eine Kopie des Systems für möglich: "Wir könnten es tun. Es wäre vielleicht nicht so schön wie das Renault-System, denn sie haben es erfunden. Wir müssten unsere Kühler etwas verschieben, um über die Spitze der seitlichen Crashstruktur zu kommen. Sie haben diese etwas angehoben, damit es einen schönen Weg gibt. Es ist natürlich ein bisschen ein Monster, denn es benötigt ein Hitzeschild, weil es an die 1.000 Grad heiß wird. Dennoch haben sie es zuverlässig gemacht."


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Doch wie funktioniert das System wirklich? Wo sind die Vorteile? Der "Aussie" versucht sich in einer Erklärung: "Weil sie den Unterboden schon soweit vorne anblasen, wird der Renault vorne mehr Abtrieb haben. In langsamen Kurven und bei Untersteuern wird das Auto sehr gut zu fahren sein." Doch Michael ortet eine Achillesferse: "Unsere Studien besagen, dass das Heck wahrscheinlich nicht so gut funktionieren wird, wie bei einem hinten angeblasenen Unterboden."

Noch einen weiteren Nachteil hat Michael entdeckt: "Wenn man nicht am Gas steht, verliert man nicht nur den Abtrieb, sondern man hat etwas, das viel schlimmer als eine normal verbaute Geometrie ist. Gewinnt Renault aber die ersten drei Rennen, dann wird es jeder tun müssen". Oder man setzt alles in die Wege, um für ein rasches Verbot zu sorgen. Der Williams-Technikchef scherzt: "Die Kerntemperatur der Fahrer würde auf desaströse Art und Weise nach oben schnellen - das ist zu gefährlich. Dadurch könnten sogar die Mechaniker in der Garage ersticken. Das ist skandalös - verbietet es! Sofort!"