• 22.04.2004 20:20

Michael Schumacher: 1.000 PS wären zu viel!

Michael Schumacher im ausführlichen Gespräch über den Test von Rossi, Imola 1994 und eine Einbremsung der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, kannst du uns ein wenig über euer Testprogramm seit Bahrain berichten?"
Michael Schumacher: "Wir haben in Barcelona getestet. Ich war dort zwei Tage und anschließend noch zwei Tage in Fiorano. Das witzige ist eigentlich eine seltene Tatsache - ich kann mich nicht an den letzten Test erinnern, an dem es keinen Regen gegeben hat. Zumindest bei den Tests war es bisher eine regnerische Saison..."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher macht sich Sorgen um die zunehmenden PS-Zahlen

Frage: "Und dann war da gestern noch der Test mit Valentino Rossi..."
Schumacher: "Ja, ich war gestern dabei und es war ziemlich interessant."#w1#

Frage: "Erzähle uns etwas darüber. Wie war er?"
Schumacher: "Er kam sehr gut zurecht. Er hat sich ein wenig Zeit genommen, um sich einzuleben, aber zum Schluss war er sehr beeindruckend."

Frage: "Er ist zwar ein Rennfahrer auf zwei Rädern, aber er scheint das notwendige Gefühl dafür zu haben..."
Schumacher: "Davon gehe ich aus. Ich wusste das gar nicht, aber ich habe gestern gehört, dass er über einige Kart-Erfahrung verfügt, was ihm wohl geholfen hat. Aber man muss schon Benzin im Blut haben, um zu wissen, was zu tun ist."

Rossi könnte konkurrenzfähig sein

Frage: "Glaubst du, dass er in der Formel 1 eine Zukunft haben kann?"
Schumacher: "Das ist meiner Meinung nach nicht einfach zu beantworten. Er hat großartige Fähigkeiten, das hat er viele Male auf seinem Rennmotorrad gezeigt und in gewisser Weise auch bei dem, was er gestern tat. Er weiß, was man braucht, um es nach oben zu schaffen, wie viel Erfahrung man benötigt, wie man in den niedrigeren Klassen lernt, um ganz nach oben zu kommen."

"Ich denke, dass er bis zu einem bestimmten Level kommen könnte, sodass er vielleicht konkurrenzfähig ist, aber es bis zur Spitze zu schaffen, ist für gewöhnlich eine schwierige Angelegenheit. Aber ich denke nicht, dass dies der Punkt ist, er wollte einfach nur Spaß haben und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich das Grinsen angeschaut hat, das er gestern auf seinem Gesicht hatte. Ich nehme an, dass er heute an seinem Nacken arbeitet, um ihn wieder in Ordnung zu bekommen. Abgesehen davon hatte er einen schönen Tag."

Kein Interesse am MotoGP-Test

Frage: "Willst du jetzt im Gegenzug auf zwei Räder umsteigen?"
Schumacher: "Ich wechsle ja ziemlich häufig auf zwei Räder. Es ist aber eher eine Harley Davidson, aber egal. Ich habe keine Ambitionen, auf ein echtes Rennmotorrad zu steigen und wirklich im Renntempo zu fahren. Das ist nicht mein Ziel. Von einem Motorrad in ein Auto zu wechseln ist eine ziemlich sichere Sache, vom Auto auf das Motorrad zu wechseln weniger..."

Frage: "Dieses Rennen ist ein Heimrennen für euch, da es nahe bei Fiorano liegt, aber ich glaube, du hast auch ein wenig Verantwortung in San Marino. Kannst du uns darüber etwas sagen?"
Schumacher: "Es ist eine Art Heimrennen für mich. Als Botschafter von San Marino werde ich heute Abend beim Sports Award sein. Es ist schön für mich, hier herzukommen. Wir wissen natürlich alle über die Gerüchte bezüglich der Zukunft des San Marino-Grand-Prixs bescheid. Ich persönlich hoffe, dass die Gerüchte nicht wahr werden."

Schumacher setzt sich für San Marino-Grand-Prix ein

Frage: "Kannst du etwas dagegen unternehmen?"
Schumacher: "Wenn ich etwas tun kann, dann werde ich es versuchen, aber ich denke, dass ich da nur sehr wenig unternehmen kann."

Schumacher für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Frage: "Nach Bahrain warst du in Dublin und hast zusammen mit der FIA in Bezug auf die Straßensicherheit gearbeitet. Kannst du uns darüber etwas sagen?"
Schumacher: "Ja, wir haben ein paar Veranstaltungen zusammen gemacht, die FIA und ich, um für die Sicherheit im Straßenverkehr Werbung zu machen. Wir haben diese 10-Sekunden-Kampagne, dabei dreht es sich darum, wie wenig Aufmerksamkeit und Zeit man doch braucht, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern. Es sind die kleinen Dinge wie das Anlegen des Sicherheitsgurtes, dass man das Gepäck an der richtigen Position unterbringt, die Kinder richtig ins Auto setzt - dies sind kleine Dinge, die aber einen großen Effekt haben."

"Leute, die den Unterschied noch nie gesehen haben, beachten das nicht und riskieren ihr Leben. Wir versuchen, die Aufmerksamkeit zu wecken, denn wenn man die Zahl der Unfälle, die Anstrengungen, was in den kommenden Jahren erreicht werden soll, wie sehr die Todeszahlen im Verkehr reduziert werden sollen, sieht, dann ist das ein sehr ehrgeiziges Ziel, besonders aufgrund der ganzen neuen Ländern, die der EU beitreten. Es ist wichtig, dass man mit ihnen arbeitet und das Bewusstsein weckt."

Frage: "Ist dies etwas, was du in Zukunft öfters machen wirst?"
Schumacher: "Wir machen dies ziemlich regelmäßig, um ehrlich zu sein. Wann auch immer die richtige Zeit ist. Denn wenn man es jeden Tag macht, dann geht es zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Man muss es zum richtigen Zeitpunkt und auf die richtige Art und Weise machen."

Stressige "Pause" nach Bahrain

Frage: "Du hattest seit Bahrain also ein paar betriebsame Wochen, oder?"
Schumacher: "Dublin war in dieser Beziehung anstrengend, denn ich war gerade nach Hause gekommen und musste schon wieder nach Dublin gehen, das war also ziemlich anstrengend. Dann kamen die Tests und so weiter, die kommende Woche war in Ordnung. Ich hatte zwei freie Tage und habe es bis gestern ein bisschen locker angehen lassen."

Frage: "Vergangener Abend?"
Schumacher: "Sogar vergangenen Abend, ich weiß aber nicht, ob wir darüber sprechen."

Frage: "Das war ein ereignisreiches Fußballmatch, oder?"
Schumacher: "Ich habe zusammen mit meinen Kollegen gespielt. Wir hatten eine Art Aufstellung für unsere Spieler und nach rund zwei Minuten, in denen ich das Spiel sah, sagte ich zu allen unseren guten Spielern wie Fernando Alonso und einigen anderen 'ihr müsst zurück kommen, ihr könnt nicht die Stürmer sein'. Zu Beginn gab es für uns vorne kein Spiel, wir mussten uns nur gegen die Profis verteidigen. Aber es hat Spaß gemacht und es war besonders in der zweiten Hälfte eine große Freude, als wir die Spieler austauschten."

Schumacher wünscht sich schönes Wetter

Frage: "Was ist mit dem Wetter, welche Bedingungen erwartest du an diesem Wochenende?"
Schumacher: "Am liebsten wäre mir es, wenn es schön ist, vor allem für die Zuschauer. Auch wenn die Temperaturen ein wenig höher wären, wäre es für alle ideal. Ich habe ein paar Vorhersagen gehört, die für den Rest des Wochenendes kein so schönes Wetter vorhersagen."

Frage: "Würdest du kühlere Temperaturen vorziehen?"
Schumacher: "Es gibt vielleicht noch das Fragezeichen sehr, sehr hoher Temperaturen, wie wir sie in Malaysia und in Bahrain haben könnten, wie dann die Situation sein würde. Ich denke, dass niedrige bis normale Bedingungen für uns ziemlich identisch sind, diese Temperaturen sind also gut."

Schumacher fragt sich, wo BAR-Honda steht

Frage: "Was denkst du über den Wettbewerb an diesem Wochenende?"
Schumacher: "Man kann da zwei Ansichten haben. Die eine ist, dass wir hier im Winter waren und sehr stark aussahen, die andere ist, dass in Barcelona Takuma und Jenson sehr schnell waren. Was das bedeutet? Das weiß ich selbst auch nicht!"

Schumacher möchte Leistung der Motoren reduziert wissen

Frage: "Es wurde ja viel darüber gesprochen, ob man die Formel-1-Autos einbremsen soll oder nicht. Was denkst du darüber?"
Schumacher: "Es ist wohl die Frage, ob wir an ein Limit angekommen sind, mit dem wir noch umgehen können oder nicht mehr umgehen können. Aus der Sicht des Fahrers ist die Sache klar, wir können mit den Geschwindigkeiten, die wir fahren, umgehen. In Zukunft wird es Entwicklungen und eine Richtung geben, in die man gehen wird und es gibt den Plan, etwas zu unternehmen. Wenn man das Verhältnis zwischen PS, den Reifen und der Aerodynamik sieht, dann müssen wir uns meiner Meinung nach überlegen, ob man nicht die Leistung reduziert."

Frage: "Aber der größte Zeitgewinn kam durch den Reifenkrieg zustande. Gibt es ein Argument, warum man die Reifen kontrollieren sollte?"
Schumacher: "Da kann man ihnen nur sagen, was sie zu tun haben, aber da wir einen freien Sport haben, ist dies sehr schwierig. Wenn man mehr Rillen einführt, dann sind wir praktisch wieder auf Slicks unterwegs. Da kann man meiner Meinung nach nicht viel machen. Wenn man sich die Verbesserungen über all die Jahre anschaut, als wir von den 3,5-Liter- zu den 3,0-Liter-Motoren gewechselt sind, da kamen wir auf 600 PS und jeder sagte, das Maximum, das man erreichen kann, sind 700 oder 750 PS. Wenn man uns noch weitere zwei Jahre gibt, dann klopfen wir meiner Meinung nach an die 1.000-PS-Marke und dies ist im Verhältnis zu den Reifen, der Haftung und dem Aerodynamik-Paket unverhältnismäßig. Und aus diesem Grund denke ich, sollte man sich dies anschauen."

Schumacher: "Die anderen Zeiten werden schon noch kommen"

Frage: "In Bahrain fuhrst du ein fantastisches Rennen und warst natürlich sehr befriedigt darüber, so dominant gewonnen zu haben. Es ist nicht die Fehler, dass die anderen kein ausreichend gutes Paket haben, um direkt gegen dich zu fahren, aber vermisst du die Rad-an-Rad-Kämpfe?"
Schumacher: "Weiß du, der Rennsport und besonders die Formel 1 waren schon immer so gewesen, es gibt keine Möglichkeit, 100-prozentige Rad-an-Rad-Duelle zu haben. Es gibt Zeiten, da hat man mehr davon und welche, da hat man weniger. Die anderen Zeiten werden schon noch kommen."

Schumacher: Ratzenberger darf man nicht vergessen!

Frage: "Ich kann mir vorstellen, dass es für dich ein emotionales Wochenende werden wird, nicht nur wegen des Todes von Ayrton Senna vor zehn Jahren, vor einem Jahr hast du auch deine Mutter verloren. Kannst du uns ein wenig deine Gedanken verraten?"
Schumacher: "Da liegst du sehr richtig. Leider denken wir nur an einen Fahrer und ich möchte an beide Fahrer erinnern, die an dem gleichen Wochenende ums Leben gekommen sind. Roland Ratzenberger und Ayrton kamen ums Leben, darüber war natürlich jeder schockiert. Für mich war es die erste Konfrontation mit dem Tod in dem Sport, den ich so sehr liebe."

"Das einzig Positive, was ich daraus ziehen kann, ist die wichtige Sache, dass seit diesem Tag sehr viel für die Sicherheit getan wurde. Max Mosley war derjenige, der die Sicherheitskampagne sehr stark vorangetrieben hat, um den Sport so sicher wie möglich zu machen. Wenn man den Sicherheitslevel anschaut, den wir heute haben, dann ist dies ein großer Erfolg. So gesehen müssen wir sagen, dass dies das Feedback ist, das wir seit 1994 erhalten haben. Das rechtfertigt das Geschehene natürlich nicht, aber schlussendlich können wir etwas Positives daraus ziehen."

Frage: "An was erinnerst du dich in Bezug auf Ayrton am meisten?"
Schumacher: "Ich habe sehr unterschiedliche und zahlreiche Erinnerungen. Die erste datiert auf 1980 zurück, als ich ihm in einem Gokart-Rennen fahren sah und ich war sehr beeindruckt. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, wer er war. Er war ein wirklich fantastischer Kart-Fahrer mit vielen Fähigkeiten und Talent. Er arbeitete sich bis in die Formel 1 durch und wurde so erfolgreich, wie er es eben war. Es war ein Privileg für mich, dass ich gegen ihn fahren konnte. Wir hatten ein paar gute Zweikämpfe, ein paar sehr gute Kämpfe, wir hatten persönlich gesehen ein paar harte Zeiten, aber auch ein paar gute, die ich immer in guter Erinnerung behalten werde."

Frage: "Viele Leute versuchen, euch beide zu vergleichen. Denkst du, dass dies ein unfairer Vergleich ist?"
Schumacher: "Ich wollte nie verglichen werden oder jemand anderes sein, ich möchte aus diesem Grund keinen Vergleich ziehen."

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