Michael: "Frank ist sehr inspirierend"
Sam Michael pflegt ein freundschaftliches Verhältnis mit Frank Williams - Das Formel-1-Urgestein lebt auch nach vielen Jahren die Leidenschaft des Rennsports
(Motorsport-Total.com) - Frank Williams ist einer jener herausragenden Persönlichkeiten, die die Formel 1 in den vergangenen 40 Jahren geprägt haben. Über viele Jahre musste sich der Brite durchschlagen und ums Überleben kämpfen, bis sich der Erfolg Ende der Siebzigerjahre und Anfang der Achtzigerjahre einstellte. Anfang der Neunzigerjahre waren die Williams-Boliden der Konkurrenz um Lichtjahre voraus, doch der letzte WM-Titel ist schon Ewigkeiten her. Seit 1997 gab es nur noch eine handvoll Siege.

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Sam Michael hat Williams nicht zurück auf die Siegerstraße bringen können
Die ewige Siegstatistik Ende 1997 wirft 108 Triumphe für Ferrari, gefolgt von 105 für McLaren und 96 für Williams aus. Vor Suzuka 2011 sieht die Statistik folgendermaßen aus: Ferrari führt mit 216 Siegen. McLaren kommt auf 173 und Williams auf 113. Diese Zahlen verdeutlichen, wie stark das Traditionsteam im vergangenen Jahrzehnt hinter die anderen beiden Teams zurückgefallen ist. Williams ist quasi wieder am Anfang seiner Karriere. Er muss das Überleben seines Rennstalls sicherstellen und versuchen, in der Hackordnung wieder weiter nach vorne zu kommen.
Ab Suzuka ist Mark Gillian der neue Chefingenieur. Er ersetzt Sam Michael, der seit dem Jahr 2004 der Technische Direktor war. Michael wird in Zukunft zu Konkurrent McLaren wechseln. Der Australier verlässt Williams nicht im Bösen, sondern gibt interessante Einblicke in die Einstellung von Frank Williams. Der "Rollstuhlgeneral" ist und bleibt ein echter Racer. "Es war toll mit Frank und Patrick (Head; Anm. D. Red.) zu arbeiten. Es ist nicht leicht mit ihnen zu arbeiten, aber man möchte niemanden, mit dem es leicht ist."
"Man möchte jemanden, der dich herausfordert und antreibt", wird Michael von 'Autosport' zitiert. "Menschlich gesehen verbindet mich mehr mit Frank eine Freundschaft. Patrick ist eher ein Charakter, der dich auf Distanz hält. Das ist gut. Er behält diese professionelle Distanz. Im Gegensatz dazu lädt dich Frank übers Wochenende zu ihm zum Essen ein. Oder wenn ich an einem Sonntag an meinem Auto arbeite, dann kommt Frank auf einen Tee vorbei."
"Er sitzt dann für zwei Stunden in meinem Garten und wir sprechen über Motorsport. Er kümmert sich um die kommerzielle Seite, aber ich weiß, dass das manchmal für ihn frustrierend sein kann. Manchmal hat er einfach genug von den Gesprächen über das Geld und er ruft mich an. Meistens habe ich zu tun, aber er sagt mir: 'Bitte gib mir eine halbe Stunde. Wir müssen über Racing reden'. Manchmal dauert es bis acht Uhr am Abend, bis ich Zeit finde."

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In Frank Williams glüht weiterhin die Rennleidenschaft für die Formel 1 Zoom
"Wir sprechen dann einfach über Motorsport. Er möchte die Zahlen aus dem Windkanal wissen, woran wir gerade arbeiten und welche Neuigkeiten kommen werden. Er fragt, ob wir einen neuen Windkanal brauchen, was ich über diesen oder jenen Fahrer denke. Er ist ein vorausdenkender Mensch. Du wirst Frank nie sagen hören, 'War es nicht toll, als wir jenes Rennen gewonnen haben?'"
"Das letzte Rennen ist weit weg und er blickt nur in die Zukunft. Er ist sehr inspirierend", beschreibt Michael seinen ehemaligen Chef. Die gemeinsame Zeit ist nun vorbei. In Zukunft werden sie Konkurrenten sein, auf und neben der Rennstrecke. Für Michael war das ein großer Einschnitt. "Das war ein großer Abschnitt meines Lebens. Ich habe von 29 bis 40 für Williams gearbeitet."
"Ich habe viel gelernt und es war eine tolle Erfahrung. Ich behalte den Respekt und die Freundschaft der Leute. Deshalb war es für mich wichtig, meine Arbeit professionell zu beenden. Ich blicke auf meine Zeit bei Williams ohne Bedauern zurück. Jetzt freue ich mich auf das nächste Kapitel. Ich muss jetzt nur noch die T-Shirts loswerden."

