• 26.05.2013 00:22

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Mercedes: Wieder erste Startreihe - und jetzt?

Die Silberpfeile und die Sorge um die Reifen: Gelingt beim Glamour-Grand-Prix endlich die Fahrt ins Rampenlicht oder folgt ein weiterer Rückschlag?

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Mercedes steht geschlossen in Startreihe eins. "Das hatten wir doch schon einmal", werden Sie jetzt sagen. Und damit liegen Sie richtig. Am Vorabend des Großen Preises von Monaco ist dies genau die große Sorge von Silber: Dass sich Geschichte wiederholt und Rosberg und Hamilton erneut nicht auf das Treppchen fahren. Wie zuletzt schon in Barcelona.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Können sie die Spitze in Monaco behaupten? Zoom

Dort fielen sowohl Rosberg als auch Hamilton im Rennverlauf zurück und büßten ein, was sie sich im Qualifying erarbeitet hatten. Weil der Mercedes W04 über die Distanz kein Reifenschoner ist, wie es manche andere Autos im Formel-1-Starterfeld sind. In Monaco gelten aber andere Gesetze. Und die könnten es Mercedes erlauben, beim Glamour-Grand-Prix für einen echten Glanzpunkt zu sorgen.

Das ist zumindest die Hoffnung von Teamchef Ross Brawn. Für ihn zählt am Sonntag nur Eines: Dieses Mal muss ein Mercedes-Fahrer an der Siegerehrung teilnehmen. "Wir starten als Erster und Zweiter. Wenn wir nicht auf das Treppchen fahren, dann läuft etwas ziemlich falsch", meint der Brite. Zumal die Plätze in der ersten Startreihe in Monte Carlo ein nicht zu unterschätzender Vorteil seien.

Zwei Autos in Reihe eins, doppelte Siegchancen

"Hier ist die Pole-Position so wichtig wie bei keinem anderen Rennen des Jahres", sagt Brawn. In der Tat: Rund die Hälfte aller 59 Monaco-Rennen bisher wurden vom Pole-Sitter gewonnen, nur sieben von Piloten außerhalb der Top 4 der Startaufstellung. Ein gutes Omen für Silber? Vielleicht ja, vielleicht nein. Brawn zeigt sich vorsichtig: "Die Pole gibt dir nicht automatisch auch den Rennsieg."

"Du musst wahrscheinlich mehr Boxenstopps machen als dir lieb ist." Ross Brawn

Denn da ist sie wieder, die große Baustelle von Mercedes: die Pirelli-Reifen. "Sie werden es wohl nicht mitmachen", erklärt der Mercedes-Teamchef. "Du musst wahrscheinlich mehr Boxenstopps machen als dir lieb ist. Wir haben aber gewissermaßen zwei Versuche, weil unsere beiden Autos in Reihe eins stehen. Die Möglichkeit, am Sonntag die richtige Lösung zu finden, ist also vorhanden."

Man werde aber sicher nicht Rosberg oder Hamilton zugunsten des jeweils anderen Mercedes-Fahrers und dessen Strategie "opfern", meint Brawn. "Wir lassen unsere Piloten ihr Rennen fahren und schauen, wie sich die Sache entwickelt. Unser Ziel ist natürlich ein Doppelsieg. Wir werden alles Sinnvolle tun, um es zu schaffen. Dann werden wir sehen, was passiert." Spekulieren bringe nichts.

Besserung erst für Silverstone in Sicht?

Die Frage, wie sicher sich Mercedes seiner Sache ist, muss aber erlaubt sein. Brawn antwortet - und bittet damit zugleich noch etwas um Geduld: "Im Anschluss an Barcelona hatten wir einige sehr intensive Nachbesprechungen, um unsere nächsten Schritte zu planen. Einige Projekte liefen ja schon, manches davon haben wir neu ausgerichtet. Es gibt auch einige relevante Veränderungen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Monaco


"Für Montreal werden wir dann wieder etwas Neues haben. Der nächste große Schritt erfolgt aber erst für Silverstone. Dort sollten wir erst richtig einschätzen können, wo wir stehen", sagt der Teamchef der Silberpfeile. Und was bedeutet das für Monaco? Könnte klappen, könnte schiefgehen. Je nach dem, wie die Pirelli-Reifen an den Fahrzeugen von Rosberg und Hamilton über die 78 Runden kommen.

"Die Reifen haben eine bestimmte Charakteristik. Wenn du sie über Gebühr belastest, verschleißen sie rasch. Wenn du es durch den Fahrer oder durch das Auto schaffst, sie zu schonen, dann halten sie länger. Diesen Bereich musst du treffen", erklärt Brawn. Ob das gelinge, sei kaum vorhersehbar. Bis zu einem gewissen Grad könnten jedoch die vergangenen Rennen eine Hilfestellung bieten.

Von der schnellen Runde zur Renndistanz

Zum Beispiel der Monaco-Grand-Prix von 2012. Also jenes Rennen, bei dem Michael Schumacher im Qualifying die Bestzeit markiert hatte und Rosberg als Zweiter auf das Treppchen gefahren war. "Wir versuchen, solche Erfahrungen heranzuziehen, um den Fahrern ein Szenario an die Hand zu geben, was sie erwarten können", sagt Brawn. "Es ist dennoch schwierig zu sagen, was am Sonntag passiert."

"Wir müssen verstehen, welche Strecken kritisch für uns sind." Ross Brawn

Klar sei hingegen, was bei Mercedes teamintern zu passieren habe. Und Brawn bringt es auf einen einfachen Nenner: "Wir müssen unsere Geschwindigkeit über eine schnelle Runde auf ein konstantes Rennen übertragen. Auf manchen Strecken gelingt uns das schon ganz gut, auf anderen Kursen haben wir damit zu kämpfen. Wir müssen verstehen, welche Strecken kritisch für uns sind."

"Gleichzeitig dürfen wir natürlich die Leistung über eine schnelle Runde nicht verlieren. Diese Balance gilt es zu wahren", meint der Silberpfeil-Teamchef und merkt an: "Das scheint eine große Aufgabe zu sein, doch so ist es eigentlich gar nicht. Bei einigen Rennen waren wir ja schon dicht dran." Gelingt nun ausgerechnet beim Klassiker in Monaco der erste Volltreffer? Vielleicht ja, vielleicht nein...