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  • 19.03.2016 08:16

  • von Dieter Rencken & Daniel Halder

Mercedes-Tweet: Verstappen-Poker hat schon begonnen

In welches Top-Cockpit wechselt der Toro-Rosso-Pilot 2017? Red Bull in der Pole-Position, Mercedes überschüttet den Youngster mit Lob

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison-2016 hat gerade erst begonnen - doch ein Youngster sorgt schon wieder für Aufsehen. Nach seinem starken Debütjahr ist Toro-Rosso-Pilot Max Verstappen das derzeit heißeste Eisen im Feuer, um das sich im Fahrerlager die Spekulationen drehen. Dem Niederländer wird zugetraut, im kommenden Jahr ein Top-Cockpit zu übernehmen. Das Supertalent gilt bei vielen Beobachtern der Szene als künftiger Weltmeister - zuletzt hatte sich Ex-Minardi-Teamchef Paul Stoddart im Interview mit 'Motorsport-Total.com' so geäußert.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Helmut Marko

Nicht nur Helmut Marko hält große Stücke auf seinen Youngster Max Verstappen Zoom

Der 18-Jährige aus dem Red-Bull-Junior-Programm gilt eigentlich als logischer Kandidat für das Nummer-1-Team des österreichischen Getränkeherstellers. Doch ob dort 2017 überhaupt ein Sitz frei wird, ist längst nicht klar. Auf der Freitagspressekonferenz in Melbourne bestätigte Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dass Lokalmatador Daniel Ricciardo mindestens für das kommende Jahr noch einen Vertrag besitzt. Und der Russe Daniil Kwjat gab zumindest mit seinen Leistungen 2015, als er Ricciardo in der WM-Endabrechnung schlug, keinen Anlass für eine bald mögliche Ablöse.

Kein Wunder also, dass angesichts der unklaren Situation nun auch andere Teams auf Verstappen aufmerksam werden. Während der dritten Trainingssession am Samstag in Melbourne sorgte ein Tweet von Weltmeister-Team Mercedes für Aufsehen! Übersetzt hieß der etwa: "Sorry, aber man muss es doch genießen, zuzugucken wie Max Verstappen ein Formel-1-Auto herumschleudert." Das ganze versah die Social-Media-Abteilung der Silbernen noch mit den Hashtags 'BoyGotSkills' und 'Kudos' - also in etwa: der Junge hat Talent und Anerkennung!

Begeisterter Mercedes-Tweet über Verstappen

Mit Lob wird der Niederländer jedenfalls von allen Seiten überschüttet. Doch von so viel Aufregung will sich Verstappen nicht anstecken lassen - und zeigt sich im Interview mit "Motorsport-Total.com' loyal zu seiner Ausbildungsschmiede: "Ich bin zufrieden bei Red Bull und sehe kein Grund, etwas zu verändern. Man muss auch loyal sein. Sie haben mir die Chance gegeben, in der Formel 1 anzufangen. Das war mein Traum und ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Man wird sehen, was die Zukunft bringt."

Betont entspannt geben sich im Verstappen-Poker auch noch die anderen Protagonisten. Red-Bull-Motorsport-Berater Helmut Marko spricht von einem Luxusproblem, mit dem man klar kommen werde: "Wir haben ein paar sehr gute Youngsters in unserem Juniorenprogramm. Es gibt eine einfache Philosophie, und die heißt Leistung. Das ist alles, was zählt. Wir denken noch nicht einmal darüber nach, was nächstes Jahr passieren wird. Wir schauen uns das an, und dann werden wir sehen, wie wir uns entscheiden."

Protagonisten geben sich noch betont entspannt

In dasselbe Horn stößt auch der aktuelle Red-Bull-Fahrer Daniil Kwjat, der sich von Verstappens heißem Atem im Nacken nicht verrückt machen lassen will. "Ich bin nun seit sechs Jahren bei Red Bull - also schon eine ganze Weile. Man gewöhnt sich an diesen Druck, und ich finde, dass es sich um eine kluge Philosophie handelt. Man muss gute Leistungen abliefern, dann hat man eine gute Zukunft", so der Russe.

In der komfortabelsten Situation befindet sich natürlich Verstappen selbst, der vor Selbstbewusstsein vor seiner zweiten Formel-1-Saison strotzt. Druck verspüre er keinen - und verrückt will er sich von dem Trubel um seine Person erst recht nicht machen lassen: "Man ist zwar Formel-1-Fahrer, aber außerhalb des Fahrerlagers ist man nur ein 18-jähriger Typ. Ich gehe gerne Go-Kart-Fahren und verbringe gerne Zeit mit meinen Freunden, wie jeder andere 18-Jährige."


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Strafpunktesystem bringt Verstappen zum Lachen

Und noch eine Sache sieht der 18-Jährige ganz entspannt: Nach einigen missglückten Aktionen aus dem vergangenen Jahr geht er mit acht Strafpunkten in die neue Saison. Damit droht ihm sogar eine empfindliche Strafe, sollte nochmals etwas schiefgehen. Sammelt er bis zum Mai 2016 (dann verjähren die Strafpunkte wegen seiner Kollision mit Romain Grosjean in Monaco) weitere vier Punkte, muss er ein Rennen aussetzen. Seine entschlossene und teilweise aggressive Fahrweise will der Niederländer dennoch nicht ändern: "Ich finde das witzig: Man hat die meisten Strafpunkte und gewinnt dann trotzdem drei Preise von der FIA."

Verstappen spricht damit auf seine Auszeichnungen bei der FIA-Gala 2015 an. Neben den Ehrungen als Rookie und als Persönlichkeit des Jahres erhielt er auch den Preis für das Überholmanöver des Jahres (in Spa gegen Sauber-Pilot Felipe Nasr). Frech kündigt er an: "Ich hoffe, dass wir dieses Jahr gar nicht so viel zu überholen brauchen, weil wir generell ein wenig weiter vorne stehen. Dann hätten wir das Risiko und die Probleme nicht. Es macht natürlich Spaß, aber ich würde es vorziehen, nicht überholen zu müssen und dafür den Sieg zu holen."