Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Mercedes stolpert über den verstellbaren Heckflügel
Nico Rosberg und Michael Schumacher wurden in der Qualifikation von Malaysia vom Heckflügel eingebremst, der nicht ordnungsgemäß funktionierte
(Motorsport-Total.com) - Mercedes schien in Sepang auf einem guten Weg zu sein, mit beiden Fahrzeugen in die Top 10 der Startaufstellung zu fahren, kam aber doch noch vom Kurs ab. In der zweiten Einheit des Qualifyings streikten nämlich plötzlich die Heckflügel-Systeme an den beiden W02-Autos von Nico Rosberg und Michael Schumacher. Prompt schied Schumacher vorzeitig aus, Rosberg verlor einiges an Zeit.

© xpb.cc
Corpus Delicti: Der Heckflügel machte Mercedes in Sepang schwer zu schaffen
"Anfangs funktionierte das System in der Qualifikation ja noch ziemlich gut. Dann gab es plötzlich Schwierigkeiten damit", beschreibt Schumacher die Situation aus seiner Sicht. Es sei aber noch zu früh für eine allumfassende Analyse. "Leider befinden wir uns noch in der Lernphase. Wir wollen in dieser Hinsicht keinen Schnellschuss wagen", kommentiert der 42-Jährige die schwierige Situation.
Brawn erläutert die Mercedes-Baustellen
"Es ist wahrscheinlich besser, diese Geschichte ordentlich zu untersuchen und eine gute Lösung dafür zu finden", meint Schumacher. Teamkollege Rosberg ergänzt: "Es kostet uns etwas Zeit, macht das Auto aber auch schwer zu fahren. Es handelt sich nämlich um einen unkonstanten Faktor. Dadurch ist es so knifflig", erläutert der junge Deutsche. Teamchef Ross Brawn hat die technischen Details parat.
Der Brite erklärt, weshalb Mercedes in Q2 urplötzlich gehemmt agierte und kommt auf die Funktion des verstellbaren Heckflügels zu sprechen: "Wenn der Flap am Heckflügel nach oben klappt, wird der Luftstrom unterbrochen. Klappt der Flügel danach wieder herunter, wird der normale Luftfluss erneut hergestellt." Der Haken daran: Das Mercedes-System funktionierte im Qualifying nicht einwandfrei.
"Wir haben gewisse Probleme damit, dass der Flügel zwar wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehrt, wobei sich der Luftstrom aber nicht sofort wieder normalisiert", sagt Brawn. "Da gibt es eine Verzögerung. Nach Melbourne hatten wir einige Modifizierungen daran vorgenommen und über weite Strecken sah es gut aus im Training. In der Qualifikation traten diese Problem aber erneut auf."¿pbvin|512|3587||0|1pb¿
Strömungsabriss ist nichts Neues
"Im Falle von Michael war der Luftstrom über mehrere Kurven hinweg instabil. Auch Nico war von diesen Schwierigkeiten betroffen", gibt der Mercedes-Teamchef zu Protokoll und merkt an: "In der Qualifikation bedient man das System an mehreren Punkten auf dem Kurs, im Rennen nur auf einer Geraden. Daher verschärft sich die Situation im Zeittraining entsprechend", hält Brawn fest.
Solche Phänomene, wie sie am Samstag bei Mercedes auftraten, seien aber keine Seltenheit in der Formel 1. "Das ist nichts Ungewöhnliches, denn wir alle designen den Heckflügel am Limit, um die maximale Leistung zu generieren", sagt Brawn. "Ich habe es schon oft gesehen, dass es bei Heckflügeln unter gewissen Bedingungen, zum Beispiel bei Seitenwind, zum Strömungsabriss kommt."
Dergleichen habe man in der Qualifikation von Malaysia erlebt, habe sich aber "bis zum Zeittraining" recht wohl damit gefühlt, fügt Brawn hinzu. "Dann wurden wir auf dem falschen Fuß erwischt, denn wir hatten gedacht, uns dieses Problems schon direkt nach Melbourne entledigt zu haben." Trotzdem will das Team im Rennen versuchen, das System zum Einsatz zu bringen. Gefährlich sei dies nicht.
Formel-1-Teams als "Grenzgänger"
Im Zweifelsfall werde man am Kommandostand frühzeitig erkennen, ob eine Fehlfunktion vorliege und könne entsprechend eingreifen, meint Brawn. "Wir werden die Daten genau beobachten und würden bemerken, falls es Schwierigkeiten damit geben sollte." Der Brite verteidigt die Herangehensweise des Teams, schließlich gelte es, immer und überall ans Limit des Machbaren zu gehen, sagt Brawn.
Die optimale Balance zwischen Risiko und Leistung sei das große Ziel. "Bei der Entwicklung eines Flügels kommt es auf viele Faktoren an und nicht nur auf Abtrieb und Luftwiderstand. Überall geht man so nahe wie möglich ans Limit. Wir wollen natürlich möglichst viel Leistung aus dem verstellbaren Heckflügel herausholen. Auf der Geraden erhalten wir auf diese Weise einen gewaltigen Zugewinn."
Auf dem Sepang Circuit in Malaysia könne man durch den Einsatz des Systems bis zu einer Sekunde an Zeit gewinnen, so Brawn. Rosberg und Schumacher mussten im Umkehrschluss reichlich Federn lassen, weil der Heckflügel nicht wie geplant funktionierte. Einen scherzhaften Vergleich mit HRT will "Schumi" allerdings nicht stehen lassen: "Sagen wir es so: Wir hatten ein anderes Problem..."

