• 23.07.2004 19:30

Mercedes drängt auf eine massive Kostensenkung

Für Norbert Haug haben alle bisherigen Regelvorschläge einen Schönheitsfehler: Kosten werden nicht gespart

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Zunächst eine Frage bezüglich der vorgeschlagenen Regeländerungen für die nächsten drei Jahre. Was denkst du darüber, mit was gehst du konform, was lehnst du ab?"
Norbert Haug: "Ich würde dabei gerne auf die Ziele zurückkommen, wie wir erreichen sollten. Die Diskussion begann im Mai und wir sagten, wir wollen die Kosten um 50 Prozent reduzieren. Mit dem, was vorgeschlagen wurde, lässt sich das nicht erreichen und ich bin sicher, dass wir eine bessere Lösung finden werden. Wir haben heute Abend ein Treffen und ich denke, dass es sehr konstruktiv sein wird. Ich sehe derzeit überhaupt keine Kosteneinsparung, und auch das Ziel, mehr für den Sport zu erreichen, wird nicht erreicht."#w1#

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug fordert wiederholt und energisch, die Kosten zu halbieren

"Der Sicherheitsaspekt ist sehr wichtig, in diesem Jahr sanken die Rundenzeiten durch die Aerodynamik und die Reifen um bis zu drei Sekunden je Runde. Es ist klar, dass die meisten Motoren nicht mehr Leistung als im letzten Jahr haben und dennoch sind wir massiv schneller, das sagt doch alles. Aber wir müssen die Kosten senken und wir sollten das in einer besseren Weise machen. Wir haben ausgehend von dem, was jetzt auf dem Tisch liegt, einige Berechnungen angestellt, und wenn man einen V8 entwickeln muss, kommen wir auf einen Kostenanstieg um 25 Prozent. Wenn man ab 2006 einen neuen Motor bauen muss, der 1.600 Kilometer halten soll, dann sollten wir sehr vorsichtig sein."

"Bisher haben wir das Ziel der Kostensenkung mit der Ein-Motoren-Regel nicht erreicht. Ich habe schon zuvor gesagt, dass wir den nicht Weg einschlagen sollten, von der teuersten Art, 900 PS zu generieren, zu der teuersten Art für 700 PS zu kommen. Das ist eine Gefahr. Ich bin sicher, dass die Ziele der FIA richtig sind, aber wir müssen den richtigen Weg finden, wir müssen die korrekten Entscheidungen treffen, damit wir nicht selbst davon überrascht werden."

Haug: Mehr Hubraum, weniger Drehzahl

Frage: "Nahezu jede Regeländerung ist auch mit Kosten verbunden. Wie wollt ihr es schaffen, die Autos im nächsten langsamer zu machen, gleichzeitig aber weniger auszugeben?"
Haug: "Die kosteneffektivste Lösung wäre sicherlich, mehr Hubraum und niedrigere Drehzahlen, aber leider scheint dies keine Option zu sein. Wenn man aber über einen 4-Liter-Motor nachdenkt, der mit niedrigerer Drehzahl um die 3.000 Kilometer fährt, dann würde man Geld sparen. Dies ist vielleicht keine Möglichkeit, aber wenn man mich fragt, was der beste Vorschlag ist, dann wird diese Lösung nicht auf viel Gegenliebe stoßen, aber es wäre dennoch eine gute Idee."

Frage: "Wenn man die Geschwindigkeit auch mittels der Reifen und der Aerodynamik senken kann, warum einigt ihr euch nicht darauf, für das nächste Jahr nichts mehr zu ändern? Die meisten von euch haben die Motorenentwicklung ja ohnehin schon bekommen."
Haug: "Es ist wohl die beste Idee, für das nächste Jahr nichts mehr zu ändern, aber das werden wir heute Abend bereden. Aber wir müssen unsere Ziele erreichen und die Kosten halbieren. Dann sollte jeder Hersteller drei, vier oder fünf Millionen in einen großen Topf werfen, der dann an die kleinen Teams ausgeschüttet wird. Man soll ja nichts verschenken, aber vielleicht kann man so ihre Kosten senken. Man auch dem Fernsehen damit helfen, oder dem Marketing, was auch immer."

"Alles, was wir tun, ist besser für den Sport und die Zuschauer, als hunderte Millionen in einen Motor zu pumpen. Das ist ein ernstes Problem. Bisher erreicht kein Vorschlag dieses Ziel, bisher haben wir versagt. Das ist die Realität. Wir könnten mit dem Geld bessere Dinge anstellen, weil alle Top-Motoren doch sehr, sehr ähnlich sind. Es gibt keinen großen Unterschied, zwei oder drei Zehntelsekunden maximal. Wir geben für einen solchen kleinen Unterschied einfach zu viel Geld aus. Das könnten wir anders besser nutzen. Das ist meine Meinung und die von Mercedes-Benz."

Keine Ausstiegsgedanken bei Mercedes

Frage: "Nun gibt es unter den Herstellern zahlreiche Meinungen. Glaubst du, dass ihr euch einigen könnt und der FIA einen Vorschlag vorlegen könntet, der auch akzeptiert wird?"
Haug: "Die Hersteller müssen ja auch zufrieden damit sein, nicht nur eine Institution ist daran beteiligt. Wir sollten das positiv angehen, es gibt viele gute Ideen und ich hoffe nur, dass wir diese auch durchbringen werden."

Frage: "Wenn die Kosten weiter steigen sollten, steht dann euer Formel-1-Engagement auf der Kippe?"
Haug: "Nein, im Gegenteil. Wir haben uns der Formel 1 verschrieben, und wenn wir mehr Geld ausgeben müssen, um Rennen zu gewinnen, dann werden wird das sicher tun, aber so geht das nicht weiter. Ich bin der Meinung, dass es grundsätzlich falsch ist, viel Geld für die Motoren auszugeben."

"Sind an den Besten dran"

Frage: "Kommen wir zu eurem Paket. Dem McLaren MP4-19B wurden viele Änderungen zuteil, was hat sich im Motorenbereich getan?"
Haug: "Wir haben nur kleine Änderungen, nichts Spektakuläres. Nach Silverstone hatten wir einen Test, sogar einen sehr erfolgreichen. Wir konnten viel fahren und haben einige Dinge probiert. Alle neuen aerodynamischen Teile kommen hier zum Einsatz, wir haben uns verbessert, konnten einen weiteren Schritt machen. Wir sind schnell und hoffen, so weitermachen zu können. Im Motorenbereich wird noch etwas passieren, aber ich denke, dass der Motor konkurrenzfähig ist, und hoffentlich auch zuverlässig. Wir sind sehr nah an den Besten dran."

Frage: "Wenn du einen Blick auf die Entwicklungsdaten des Ferrari-Motors werfen könntest, der bisher am haltbarsten ist, auf was würdest achten, was würdest du gerne sehen wollen?"
Haug: "Ich denke nicht, dass das alles im Computer steckt. Sie leisten exzellente Arbeit, haben eine hervorragende Qualitätskontrolle. Sie verbessern sich stetig, schwimmen auf einer Welle, aber das kann sich auch schnell ändern, aber der Zuverlässigkeitsrekord von Ferrari ist beeindruckend. So schlecht wir in der ersten Saisonhälfte waren, so gut waren diese Jungs. Es kann sich schnell ändern, aber ich kann nur applaudieren. Das müssen wir alle erreichen, und ich denke, dass wir die Richtung schon eingeschlagen haben."

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