• 11.02.2011 10:49

  • von Roman Wittemeier

Melbourne: Was will eigentlich dieser Bürgermeister?

Die Veranstalter in Australien schütteln angesichts der Kritik von Melbournes Bürgermeister Doyle nur noch mit dem Kopf: Wert des Events nicht erkannt?

(Motorsport-Total.com) - Der Streit um die hohen jährlichen Verluste beim Grand Prix in Australien entwickelt sich zu einer politischen Seifenoper allererster Güte. Im Zentrum steht ein anhaltender Konflikt zwischen dem Bürgermeister von Melbourne, Robert Doyle, und dem Premierminister des Bundesstattes Victoria, Ted Baillieu. Die beiden Politiker gehören zwar gemeinsam dem liberalen Lager an, haben aber vor fünf Jahren parteiintern einen harten Machtkampf ausgefochten.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

So viel ist sicher: 2011 wird wieder ein Grand Prix in Melbourne stattfinden

Dieses Duell hatte Baillieu am 8. Mai 2006 für sich entschieden. Doyle war als Parteichef zurückgetreten, der heutige Premier von Victoria hatte das Amt übernommen. Im Streit um die Zukunft des Grand Prix von Australien flammt die alte Feindschaft wieder auf. Doyle hatte angeregt, dass man sich nach der Auflage von 2011 vorzeitig vom Formel-1-Rennen verabschieden sollte, damit der Steuerzahler nicht auf weiteren Verlusten bis zum Vertragsende 2015 sitzen bleibe.

Diese Äußerungen sorgten für einen Strum der Empörung. Bei Baillieu, der sich sofort für weitere Grands Prix aussprach und die Finanzierung zusicherte, aber auch bei GP-Organisator Ron Walker und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Der Brite hatte sofort zu verstehen gegeben, dass er jederzeit einen anderen Austragungsort finden könne, die Kandidaten für einen Formel-1-Grand-Prix stehen immerhin Schlange.

"Ich denke, Bernie fühlte sich regelrecht im Stich gelassen. Es war das erste Mal seit 40 Jahren, dass sich ein Bürgermeister anmaßte, einen Formel-1-Grand-Prix in Frage zu stellen", sagt Walker in der Zeitung 'Herald Sun'. Der Australier zeichnet als Chef der Australian Grand Prix Corporation (AGPC) für die Austragung des Rennens im Albert Park verantwortlich.

"Solch ein Rennen hat den gleichen Wert wie eine Fußball-Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele", erklärt Walker. Der Bürgermeister von Melbourne habe Ecclestone mit seinen Aussagen quasi eine Ohrfeige gegeben. "Bernie mag es nicht, wenn man die Marke beschmutzt", stellt Walker klar. "Außerdem spricht der Bürgermeister gerade einmal im Namen von 100.000 Steuerzahlern, während Herr Baillieu für fast fünf Millionen Menschen spricht."

Ecclestone will in diesem Jahr ausnahmsweise zum Grand Prix nach Australien fliegen. In Melbourne trifft sich der Formel-1-Boss nicht nur mit dem Veranstalter vor Ort, sondern wohl auch mit Doyle. Freundschaftlich wird diese Begegung sicherlich nicht beginnen - wie sie endet, steht in den Sternen. "Bernie wird aber erst 2014 eine Entscheidung treffen. Es mangelt nicht an Interessenten für ein Rennen", sagt Walker. "Obwohl er hier in Australien viele Freunde hat, gibt es doch sehr viele andere Optionen."