Mehr Überholmanöver dank stark limitierter Reifensätze?
Ross Brawn kann sich vorstellen, dass eine starke Limitierung der verwendbaren Reifensätze zu mehr Überholmanövern führt
(Motorsport-Total.com) - So wie es im Moment aussieht, dürfen die Formel-1-Teams je Auto ab der kommenden Saison lediglich einen Reifensatz für das Freie Training am Freitag und Samstag sowie einen weiteren Reifensatz für die Qualifikation und das Rennen am Sonntag verwenden. Laut dem aktuellen Reglement stehen den Fahrern jeweils pro Rennwochenende acht Reifensätze zur Verfügung.

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Takuma Sato im BAR-Honda geht an Sauber-Pilot Felipe Massa vorbei
Mit der strengen Limitierung der verwendbaren Reifensätze möchte der Automobilweltverband FIA erreichen, dass die Mischungen härter werden, dadurch die Haftung der Pneus abnimmt und die Kurvengeschwindigkeiten sinken. Ein positiver Nebeneffekt wäre die Tatsache, dass die Reifenhersteller sowohl für die Rennen als auch für Testfahrten deutlich weniger Reifen herstellen müssten.#w1#
Andere Experten glauben jedoch, dass die Rundenzeiten nicht so dramatisch einbrechen werden, wie man sich das vorstellen mag. In den vergangenen Rennen hat man immer wieder gesehen, wie einzelne Fahrer bei Boxenstopps ihre Reifen erst gar nicht wechseln. Die Konstanz moderner Reifen kann also selbst in der Formel 1 beeindruckende Rundenzeiten ermöglichen. Lediglich auf eine schnelle Runde gesehen dürften diese "Ausdauerreifen" im Gegensatz zu den heute verwendeten Gummis deutlich an Leistung verlieren.
Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn kann sich vorstellen, dass durch die härteren Gummimischungen in Zukunft mehr Überholmanöver zu sehen sein werden. Weil die Fahrer mit einem einzigen Reifensatz durch das komplette Rennen kommen müssen, sind sie gezwungen, mit ihrem Gummi hauszuhalten: "Manche Fahrer werden ihre Reifen zu Beginn des Rennens nutzen und haben dann nichts mehr übrig, wohingegen andere Fahrer konservativer sein werden und dann zurückschlagen", so Brawn gegenüber 'Autosport'.
Brawn erinnert an einige aufregende Rennen von Alain Prost, der zunächst in den Rennen oftmals chancenlos aussah und dann gegen Ende des Rennens aufdrehte und die Konkurrenten reihenweise überholte: "Das wird im nächsten Jahr passieren. Ich denke, dass man einige interessante letzte Renndrittel sehen wird, denn einige Jungs werden Probleme mit ihren Reifen bekommen und das könnte tatsächlich zu Überholmanövern führen."
Dieser Umstand wird dazu führen, dass es trotz aller Elektronik wieder mehr auf die Qualitäten der Piloten ankommt. Der Fahrer muss intelligent fahren, ist gezwungen, sich die Leistung seiner Reifen einzuteilen und sie auch an die aktuell herrschenden Bedingungen anzupassen. Bei Ferrari macht man sich da keine Sorgen: "Michael und Rubens sind darin sehr gut", betont Brawn.
Einige Formel-1-Experten fordern, dass man gleich das Auftanken in der Formel 1 abschaffen sollte, wenn sowieso keine Reifen mehr gewechselt werden dürfen. Dies würde ebenfalls zu mehr Überholmanövern führen, da die Fahrer nicht mehr "an der Box" überholen könnten.
Es gibt jedoch wiederum Stimmen, die die Beibehaltung der Tanksstopps als Spektakel und Spannungselement beibehalten möchten. Dass man aber auch an den Strecken selbst ansetzen muss, zeigte zum wiederholten Mal das Rennen am Sonntag auf dem neuen Hockenheimring, an dem die Fans atemberaubende Duelle zu sehen bekamen, wie sie wohl auf keiner anderen Formel-1-Strecke zu finden sind.

