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McNish & Coulthard: Begräbnis, Krankenhaus und viel Schrott

Allan McNish und David Coulthard sprechen über ihre schlimmsten Momente im Rennauto: Donington 1990 und Silverstone 1995 haben die Schotten verändert

(Motorsport-Total.com) - "Motorsport ist gefährlich" - Auch im Jahr 2016 wird dieser Warnhinweis wieder auf den Formel-1-Tickets stehen. Das Kleingedruckte bewahrheitete sich auch im Vorjahr immer wieder: Max Verstappens Abflug in Monaco oder die unliebsame Berührung von Kimi Räikkönen und Fernando Alonso in Spielberg sind nur zwei Beispiele. Auch die Ex-Piloten Allan McNish und David Coulthard mussten in ihrer Karriere schwere Unfälle verkraften.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Allan McNish und David Coulthard haben beide schwere Unfälle überstanden Zoom

McNishs Karriere musste gleich zu Beginn einen herben Dämpfer erfahren. Beim Formel-3000-Rennen in Donington 1990 wurde sein Fahrzeug nach einer Berührung mit einem anderen Boliden über eine Absperrung in die Zuschauer geschleudert. Dabei wurden vier Personen verletzt, eine erlag den Verletzungen wenig später im Krankenhaus.

Gegenüber der 'BBC' schildert der Ex-Toyota-Pilot seine Eindrücke: "Ich hatte eine Gehirnerschütterung und habe keine Erinnerung an den Unfall und was danach passiert ist. Das Wissen über Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen Anfang der Neunzigerjahre war sehr gering. Es lief prinzipiell so ab: 'Kannst du dich erinnern? Ja oder Nein?' Hast du bejaht, durftest du gehen. Verneint, musstest du bleiben."

Coulthard: Niemals Angst verspürt

Der spätere Le-Mans-Sieger, der 2002 eine Saison lang in der Königsklasse gefahren ist, wurde kurz vor dem Begräbnis des tödlich verletzten Zuschauers aus dem Krankenhaus entlassen. "Ich dachte, es wäre das Richtige, zu dem Begräbnis zu gehen." Das Geschehene hat den Schotten geprägt: "Es war ein schwieriger Prozess des Erwachsenwerdens. So etwas kann man nicht vergessen. Es formt die Art und Weise, wie man an verschiedene Dinge im Leben herangeht." Einen weiteren spektakulären Abflug erlebte McNish 2011 mit seinem LMP1-Auto in Le Mans.

Auch Coulthard musste in seinen 14 Jahren Formel 1 einige Unfälle verkraften - sein erster schwerer Zwischenfall geschah bei Testfahrten mit Williams 1995 in Silverstone. Der 13-fachen Grand-Prix-Sieger schildert seine Gedanken nach dem Unfall: "Das war vielleicht, wie wenn man stirbt, nur dass man wieder aufwacht. Ich wurde wach und wusste nicht, wo ich war. Erst langsam konnte ich mich dann wieder an alles erinnern. Man ist einfach komplett desorientiert, was die Tageszeit anbelangt zum Beispiel. Es ist ein ziemlich bizarres Szenario."


Unfall von Allan McNish in Donington 1990

Der Vizeweltmeister von 2001 gibt jedoch an, niemals Angst verspürt zu haben. "Ich habe meiner Mutter immer gesagt, sollte ich im Rennauto sterben und sie meine letzten Sekunden im Fernseher sehen, dann soll sie nicht denken, dass meine letzten Minuten voller Angst waren." Bei jenem Silverstone-Unfall gab es technische Probleme am Auto, daher habe er gewusst, dass ein Unfall passieren werde, so der Schotte.

"Du glaubst nie, dass du einmal verletzt wirst"

"Es gab aber niemals einen Zeitpunkt, wo ich dachte: 'Oh nein, das ist eine dunkle Nacht und es gibt kein Licht'. Ich war nur bedacht darauf, die Wucht des Aufpralls zu minimieren. Das ist allen Rennfahrern angeboren. Du glaubst nie, dass du einmal verletzt wirst", erklärt der 44-Jährige.

Im Interview mit der 'BBC' stellt er auch klar, warum er in seinen Anfängen glaubte, nicht älter als 30 Jahre zu werden. Coulthard stieg 1994 mit Williams in die Formel 1 ein, zu einem Zeitpunkt, wo die Motorsportszene durch die tödlichen Unfälle von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger gerade zwei Piloten verloren hatte.


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"Ich habe es nie gehofft (vor 30 zu sterben; Anm. d. Red.), aber ich hatte einfach diesen immer wiederkehrenden Gedanken, dass ich überrascht wäre, wenn ich die 30 überleben würde. Glücklicherweise habe ich überlebt und denke jetzt mit jugendlichen 44, dass 70 eigentlich ganz okay ist", schmunzelt Coulthard.