McLaren: Wahl des Heckflügels entscheidend

Jenson Button holt sich mit dem neuen Heckflügel in Spa seine erste Pole-Positon als McLaren-Pilot - Lewis Hamilton schafft es mit dem Ungarn-Flügel nur in Reihe vier

(Motorsport-Total.com) - In seinem 50. Qualifying als McLaren-Pilot holte sich Jenson Button am Samstag in Spa-Francorchamps mit einer überzeugenden Vorstellung seine erste Pole-Position für die Truppe aus Woking. Der Weltmeister von 2009, der zuletzt in seiner WM-Saison in Monte Carlo auf dem besten Startplatz stand, hatte die Zeitenjagd in den Ardennen scheinbar nach Belieben im Griff und holte sich in Q3 mit drei Zehntelsekunden Vorsprung auf Sauber-Pilot Kamui Kobayashi die Bestzeit.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button flog in seinem 50. Qualifying für McLaren zur ersten Pole Zoom

"Das war eine wirklich brillante Pole-Runde von Jenson - seine erste für McLaren", lobt Teamchef Martin Whitmarsh angesichts der Leistung seines Piloten und sagt: "Für das morgige Rennen ist er jetzt in einer hervorragenden Position." Nachdem die Piloten am Samstagvormittag erstmals an diesem Wochenende ein trockene Strecke vorfanden, wurden an den beiden MP4-27 von Button und Teamkollege Lewis Hamilton im Hinblick auf das Qualifying unterschiedliche Wege eingeschlagen. "Ganz offensichtlich war der bei Jenson eingeschlagene Weg der bessere von beiden", sagt Whitmarsh.

"Die McLaren-Piloten haben sich für unterschiedliche Setups entschieden", ist es auch BCC-Experte Gary Anderson nicht entgangen. Der Ire erklärt: "Jenson Button setzt auf ein Setup mit wenig Abtrieb, um auf den Geraden schnell zu sein, während Lewis Hamilton mehr Abtrieb fährt, um im zweiten Sektor Zeit zu machen." Der WM-Führende Fernando Alonso im Ferrari verfolgt an seinem F2012 ebenfalls den Weg mit wenig Abtrieb.

Button selbst ist nach seiner langen Qualifying-Durststrecke erleichtert. "Meine letzte Pole-Position liegt derart weit zurück, dass es mir heute fast wie ein Sieg vorkommt. Dass meine erste Pole-Position für McLaren ausgerechnet im 50. Anlauf zustande kommt, ist eine tolle Sache - noch dazu hier in Spa", so der Brite.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Belgien


Angesprochen auf das Setup seines McLaren hält Button fest: "Ich bin überrascht, dass der neue Heckflügel so gut funktioniert, aber auch die Ingenieure haben einen tollen Job gemacht und eine wirklich gute Balance gefunden. Dass wir in allen drei Teilen des Qualifyings konstant schnell waren, stimmt mich sehr zuversichtlich." Der Weltmeister von 2009 gibt aber zu bedenken: "Bisher konnte noch niemand ernsthafte Longruns fahren. Wir müssen abwarten, wie es morgen ausgeht." So oder so hat Button den Kampf um den WM-Titel noch lange nicht aufgegeben: "Wir gehen die Sache Rennen für Rennen an. Hoffentlich können wir morgen ein paar gute Punkte mitnehmen."

Hamilton greift beim Heckflügel daneben

Teamkollege Hamilton, der in der Gesamtwertung derzeit 41 Punkte vor Button liegt, schaffte mit seinem auf mehr Abtrieb getrimmten MP4-27 im Qualifying nur die achtschnellste Zeit. Dank der Rückversetzung von Red-Bull-Pilot Mark Webber rückt der Brite in der Startaufstellung um eine Position auf Platz sieben nach vorn.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton lag mit mehr Abtrieb am Auto deutlich hinter Button zurück Zoom

"Ich muss zunächst Jenson gratulieren. Er hat heute einen exzellenten Job erledigt. Ich hoffe, dass er morgen volle Punkte einfahren kann", so Hamilton ganz pflichtbewusst, bevor er anfügt: "Für mich war es heute eine kleine Enttäuschung. Immerhin stehe ich noch in den Top 10. Morgen werden wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen."

Mit dem Fahrverhalten seines Boliden am Samstag ist Hamilton nicht glücklich. "Das Setup war nicht perfekt, was in erster Linie daran lag, dass wir uns für den falschen Heckflügel entschieden und es vorzogen, bei der Version aus Ungarn zu bleiben." Als Grund für die Entscheidung führt der Ungarn-Sieger an: "Im dritten Freien Training am Vormittag funktionierte der neue Flügel nicht sehr gut, weshalb wir aus Sicherheitsgründen auf den alten zurückgegriffen haben. Wir dachten, damit im Qualifying schneller sein zu können, doch Jenson hat bewiesen, dass der neue Flügel ganz offensichtlich sehr gut ist."

Teamchef Whitmarsh ist trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen für beide Piloten optimistisch. "Mit der Pole-Position im Sack peilen wir natürlich den Sieg an", sagt er im Hinblick auf Button und fügt hinzu: "Lewis startet zwar nur von Platz sieben, doch auch er ist hungrig, jede Menge Punkte mitzunehmen. Wie ich schon mehrfach sagte, haben wir mit Jenson und Lewis die beste Fahrerpaarung der Formel 1. Das werden sie morgen wieder beide unter Beweis stellen."