• 01.12.2016 12:31

  • von Rencken, Wittemeier & Sharaf

McLaren-Strukturen: Doppelspitze und Investoreneinfluss

McLaren-Neuzugang Zak Brown und Urgestein Jonathan Neale sollen das Formel-1-Team aus Woking erfolgreich machen: Einfluss der Investoren wird immer größer

(Motorsport-Total.com) - Nach der Entmachtung von Ron Dennis und der Verpflichtung von Zak Brown werden im Traditionsteam McLaren neue Strukturen installiert. Der Posten des Vorstandsvorsitzenden der übergeordneten McLaren-Gruppe soll neu besetzt werden. Bis dorthin halten Brown und Jonathan Neale, Betriebsleiter der McLaren Technology Group, die Fäden fast alleinverantwortlich in der Hand. Sie berichten direkt an den Vorstand, sprich an die Vertreter der Mehrheitseigner von Mumtalakat (50 Prozent) und TAG (25 Prozent).

Titel-Bild zur News: Zak Brown, Karim Ojjeh

Ein Bild spricht Bände: Investor Mansour Ojjeh in erster Reihe, Zak Brown dahinter Zoom

"Meine Beziehung zu McLaren hat schon vor einem Jahrzehnt angefangen. Man muss wissen, dass es Ron war, der mich an letztlich Bord geholt hat", sagt Zak Brown, der als neuer starker Mann in Woking vor allem im kommerziellen Bereich Erfolge bringen soll. "Mein Verhältnis zu Ron ist bestens. Er hat mir immer die Tür zu McLaren offen gehalten. Zuerst stand ich in der Pflicht bei meinem Unternehmen, das ich dann aber verkauft habe. Als ich frei wurde, nahmen die Gespräche mit Ron immer mehr Fahrt auf."

"Ich würde ohne ihn nicht dort sein, wo ich jetzt bin. Ich bewundere ihn, er war immer einer meiner Helden", so Brown, der nach eigener Aussage "täglich in Kontakt" zu Dennis steht. "Die Bewunderung war früh da, als ich die legendären McLaren-Hondas von Senna und Prost verfolgt habe. Unglaublich, dass ich jetzt ein McLaren-Shirt trage." Scherzhaft fügt der Amerikaner an: "Man hat mir keine Teamanteile angeboten. Vielleicht habe ich vergessen, danach zu fragen?"

Ron Dennis immer noch 25-Prozent-Teilhaber

"Nein, es ist nicht geplant, dass ich Anteile vom Team übernehme. Aber vielleicht schenkt mir jemand ja welche zu Weihnachten", lacht Brown. Das System McLaren muss neu geordnet werden. In der Ära nach Ron Dennis soll die Macht auf mehrere Schultern verteilt werden, die Mehrheitseigner erwarten sich größeres Mitspracherecht. Einfach ist diese Konstellation nicht, denn Unternehmensgründer Dennis hält nach wie vor 25 Prozent am Team.

"Gemeinsam mit Jonathan Neale werde ich voll verantwortlich sein für das Formel-1-Engagement, also sowohl kommerziell als auch sportlich auf der Strecke. Das teilen wir uns auf", berichtet der US-Geschäftsmann, dessen Agentur Just Marketing International (JMI) im Jahr 2013 von einem Mitbewerber übernommen worden war. "Wir werden beide unseren Stärken entsprechend agieren", verspricht Neale, der seit 16 Jahren in Woking tätig ist.

Mansour Ojjeh und Ron Dennis

Ron Dennis hat die Vertreter von TAG und Mumtalakat nicht mehr auf seiner Seite Zoom

"Mein Hintergrund liegt eher im kommerziellen Bereich, jener von Jonathan mehr im technischen", sagt Brown. "Da kann man sich vorstellen, dass ich mich dann eher um die externen Businessthemen kümmere. Jonathan wird demnach die Technik im Blick halten. Dennoch: Wir werden eng zusammenarbeiten. Wir berichten an den Vorstand um Scheich Mohammed und Mansour Ojjeh." Neale ergänzt: "Die großen Teilhaber werden sich aktiv mehr einbringen."

Welche Rolle hat Jost Capito bei McLaren?

Klartext: Die Investoren aus Bahrain (Mumtalakat) und Saudi-Arabien (TAG), die Dennis' Entmachtung vorangetrieben hatten, werden in Zukunft keine Alleingänge der Unternehmensleitung mehr dulden. "Im Tagesgeschäft läuft alles ganz normal weiter", sagt Neale. Der Posten des Vorstandschefs der Gruppe soll in Zukunft neu besetzt werden. "Welche Veränderungen es in Zukunft vielleicht an der Spitze der Unternehmensgruppe geben wird, müssen wir abwarten. Ich werde mich nicht an Spekulationen beteiligen", erklärt der Brite.

"Jeder, der bisher an den CEO der Gruppe berichtet hat, wird nun erst einmal an den Vorstand direkt berichten", sagt Neale und spielt damit auf die zukünftige Rolle von Jost Capito an. Der Deutsche, der als ehemalige Volkswagen-Motorsportchef im Sommer zu McLaren gewechselt war, nimmt in seiner offiziellen Position als Sportchef eine Rolle ein, die bislang kaum zu definieren ist. Capito hatte seinen Vertrag mit Dennis geschlossen. Er hatte ursprünglich als Bindeglied zu Teamchef Eric Boullier direkt an Dennis berichten sollen.

Jost Capito

Jost Capito als Sportdirektor bei McLaren: Der Neuzugang schon als Auslaufmodell? Zoom

"Es ist erst einmal nur eine Interimslösung", sagt Neale, der weitere Veränderungen in den Strukturen in Woking in Aussicht stellt. "Wir werden sehen, wie es funktionieren wird. Die neue Konstellation wird irgendwann jetzt im Dezember endgültig umgesetzt", erklärt Zak Brown. "Jonathan hat extrem viel Erfahrung in dem Umfeld. Ich muss noch sehr viel lernen. Ich werde erst einmal zuhören, zuschauen und versuchen, alles zu verstehen."